Apps auf Rezept
Patientenlotse für Notfall und Nachsorge
Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft mahnt, das Potenzial zu nutzen, das kommende Digitale Gesundheitsanwendungen, aber auch andere Gesundheits-Apps Patienten wie auch Ärzten und Therapeuten bieten können. Beispielhaft sei eine Klinik-App aus Osnabrück.
Veröffentlicht:Berlin. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) setzt viel Hoffnung auf die im Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) verankerten „Digitalen Gesundheitsanwendungen“ (DiGA), die Ärzte zu Lasten der Kassen rezeptieren können. Condition sine qua non im DiGA-Kontext ist für die DSG die Gewährleistung bestimmter, hoher Qualitätsmerkmale. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) soll die digitalen Helfer künftig auf ihre Qualität, Funktionalität und ihren Nutzen hin prüfen.
Einfache Handhabung und hoher Nutzen gefragt
„Wenn Apps in der Schlaganfalltherapie eingesetzt werden, dann müssen sie einfach zu handhaben sein und zugleich einen hohen Nutzen haben“, verdeutlicht DSG-Pressesprecher Professor Wolf-Rüdiger Schäbitz. Denn: Bei einem Insult zählt, wie die Gesellschaft in Erinnerung ruft, jede Sekunde – eine schnelle Reaktion des Patienten oder seines Umfeldes sei gefragt. Schnell ergäben sich hier Fragen, wie beispielsweise die, welche Symptome auf einen Hirninfarkt hindeuten, wie man sich in einer solchen Situation richtig verhalte oder worauf in der Rehabilitationsphase nach einem Schlaganfall zu achten ist.
„Wir befürworten digitale Anwendungen beispielsweise dann, wenn sie dabei unterstützen, die Symptome eines Schlaganfalls rasch zu erkennen und schnell Hilfe zu holen“, betont Schäbitz – und verweist auf eine kostenlose App des Klinikums Osnabrück.
Appell, den Notarzt zu rufen
Diese weise mit einfachen, kurzen Bildern und Erläuterungen auf die zentralen fünf Symptome eines Schlaganfalls hin – von Lähmungen, über Sprach- und Sehstörungen sowie Schwindel bis hin zu Kopfschmerzen. Die App helfe bei der Interpretation der Symptome und animiere dazu, den Notarzt rasch zu alarmieren.
Bei einem Hirninfarkt zähle jede Minute. „Deshalb ist es entscheidend für die Prognose eines Schlaganfallpatienten, dass die Symptome sofort erkannt werden und dass der Betroffene so schnell wie möglich in ein Krankenhaus – möglichst eines mit Stroke-Unit – kommt“, mahnt Schäbitz.
App-Einsatz auch in der Therapie denkbar
Wie der Chefarzt der Klinik für Neurologie am Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld betont, seien die DiGA wie auch andere Gesundheits-Apps zudem für die Therapieunterstützung bei Schlaganfallpatienten geeignet. Viele Patienten müssten wieder sprechen lernen und gingen deshalb regelmäßig zur Logopädie. Die Kosten für unterstützende Apps würden teilweise bereits übernommen: Die IKK gesund plus trage beispielsweise bereits seit Ende 2018 die Kosten für eine Gesundheits-App, die die Arbeit des Sprachtherapeuten ergänzen und unterstützen soll.
Der Patient könne damit auch zuhause für ihn persönlich passende Übungen trainieren und so zusätzlich zum Besuch beim Logopäden das Verstehen, Sprechen oder Lesen üben. Die App gebe Feedback und Hilfestellung und laufe auf einem Tablet; der Logopäde passe die Übungen an den Bedarf des Patienten an. „Der Patient kann selbst noch mehr zum Therapieerfolg beitragen, weil die Übungen nicht auf den Besuch beim Logopäden beschränkt sind“, betont Schäbitz. „Eigeninitiative hilft bei der Rehabilitation!“, ergänzt er. (maw)