Finanzen

Weine sind hervorragende Wertanlagen

Im Wein liegt die Wahrheit, weiß der Volksmund. Eine lautet: Alter Wein hat durchaus mehr zu bieten. Edle Rebensäfte bescheren Anlegern langfristig höhere Wertzuwächse als Staatsanleihen und Diamanten.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Trinken oder in den Tresor? Große Weine werfen auch gute Renditen ab.

Trinken oder in den Tresor? Große Weine werfen auch gute Renditen ab.

© luna / Fotolia

NEU-ISENBURG. Wein, so wusste der altgriechische Philosoph Plutarch, "ist von den Arzneien die Süßeste." Tatsächlich zeigen diverse medizinische Studien, dass der vergorene Rebensaft, in Maßen genossen, das Risiko von Herzinfarkt und Arteriosklerose senken kann.

Doch manche Weine sollten besser nicht getrunken werden: Denn die edlen Tropfen sind auch eine hervorragende Wertanlage.

Im Schnitt erzielten ungeöffnete Weinflaschen in den vergangenen zehn Jahren 192 Prozent Preiszuwachs. Das zeigt der Luxus-Investmentindex der britischen Anlageberatungsgesellschaft Knight Frank.

Mit Kunstwerken konnten Anleger in dieser Zeit im Mittel nur eine Wertsteigerung von 78 Prozent verbuchen und mit Diamanten nur 70 Prozent.

Lediglich klassische Oldtimer mit klingenden Herstellernamen wie Aston Martin, Ferrari, Maserati oder Rolls Royce bescherten ihren Besitzern in der vergangenen Dekade mit Wertsteigerungen um 334 Prozent noch höhere Gewinne.

4,1 Prozent Wertzuwachs pro Jahr

Es seien längst nicht nur Sammler, aus Europa und Nordamerika, die sich für Wein als Kapitalanlage interessieren, sagt Andrew Shirley, Experte für Luxusinvestments bei Knight Frank. "Vor allem die starke Nachfrage aus Asien und dem Mittleren Osten sorgt für steigende Preise."

Gläubigen Muslimen ist in Ländern wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten zwar der Alkohol-Genuss verboten. Investments in den Rebensaft sind ihnen aber gestattet.

Gedeckt wird die Erhebung der britischen Anlageberater durch diverse weitere Studien. Drei Wirtschaftsprofessoren haben sogar langfristig die Wertentwicklung von Weinen untersucht: Elroy Dimson von der University of Cambridge, Peter Rousseau von der Vanderbilt University in Nashville und Christophe Spaenjers von der Pariser Wirtschaftshochschule HEC haben anhand alter Auktions- und Verkaufsunterlagen ermittelt, wie sich die Preise ungeöffneter Weinflaschen von 1900 bis 2012 entwickelt haben.

"Über den gesamten Zeitraum von 112 Jahren hinweg erzielten Weine einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 4,1 Prozent pro Jahr."

Teure Franzosen

"Damit übertraf ihre Rendite im langfristigen Vergleich signifikant die von Staatsanleihen, Kunstgemälden und Briefmarken", fassen die Ökonomen ihre Untersuchung zusammen.

Zwar vermuten viele Anleger, dass sich allein hochwertige Weine als Investment eignen – und schrecken deshalb vor dieser Anlageklasse zurück. Doch für die bereits in jungen Jahren besonders begehrten französischen Weine aus den besten Anbaulagen, der sogenannten Kategorie Premier Cru, verlangen Winzer auch hohe Beträge.

"Bei sehr guten Jahrgängen werden schon im Vorfeld Preise von über 1000 Euro pro Flasche aufgerufen", so Rainer Beckmann, Geschäftsführer der Düsseldorfer Vermögensverwaltung Ficon Börsebius Invest. Damit sei jedoch das Potenzial künftiger Wertzuwächse limitiert.

Tatsächlich könnten qualitativ hochwertige, jedoch nicht überteuerte Weine wie italienische Barolos und Bolgheris oder spanische Mauros und Valbuenas Anlegern langfristig höhere Renditen bescheren. Auch das haben die oben genannten Wirtschaftswissenschaftler gezeigt.

Unterschiedliche Preisentwicklung

Solche Weine erzielen zwar in den ersten Jahren nach dem Verkauf nur geringe Preissteigerungen. Während die Marktwerte von Top-Produkten der französischen Premier-Cru-Kategorie in dieser Phase deutlich stärker zulegen. Nach zehn bis 15 Jahren kehrt sich die Entwicklung jedoch um.

Nun verteuern sich Top-Weine nur noch geringfügig, während die Preise der unmittelbar nach Abfüllung deutlich günstigeren Weine von Jahr zu Jahr kräftiger steigen.

Vermutete Ursache dieser unterschiedlichen Preisentwicklung: Premier-Cru-Weine werden von vornherein als Anlageobjekt erworben, günstigere Tropfen hingegen zum Genuss gekauft.

Zehn Jahre nach Abfüllung sind deshalb ungeöffnete Flaschen auf einmal rar – und werden damit zu wertvollen Sammlerobjekten.

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