Querschnittstudie

Kaffeetrinken könnte Konorarverkalkung verringern

Wissenschaftler aus Brasilien präsentieren Neues aus der epidemiologischen Kaffee-Forschung.

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Kaffeetrinker hatten in der Studie ein niedrigeres Risiko für einen entsprechenden Koronarkalkgehalt als Personen, die keinen Kaffee tranken.

Kaffeetrinker hatten in der Studie ein niedrigeres Risiko für einen entsprechenden Koronarkalkgehalt als Personen, die keinen Kaffee tranken.

© dimakp / stock.adobe.com

SAO PAULO. Brasilianische Forscher haben in einer Querschnittstudie Anhaltspunkte dafür gefunden, dass ausgiebiger Kaffeekonsum die Koronarverkalkung als Marker für subklinische Atherosklerose verringern könnte (J Am Heart Assoc. 2018; online 24. März).

Für ihre Studie hat das Team um Dr. Dirce Maria Marchioni aus Sao Paulo Baseline-Daten von Teilnehmern der epidemiologischen Studie ELSA Brasil (Brazilian Longitudinal Study of Adult Health) herangezogen.

Bei 4426 Teilnehmern dieser Studie (mittleres Alter: 50 Jahre, 54,2 Prozent Frauen) war zu Beginn der koronare Kalkgehalt mittels Mehrzeilen-CT gemessen und anhand des Agatston-Scores quantifiziert worden. Per Fragebogen wurden bei diesen Personen zudem Informationen zum individuellen täglichen Kaffeekonsum eingeholt.

Die Prävalenz von als relevant erachteten subklinischen Koronarkalzifizierungen (Agatston-Score =100) betrug 9,9 Prozent im untersuchten Kollektiv.

Kaffeetrinker hatten ein niedrigeres Risiko für einen entsprechenden Koronarkalkgehalt als Personen, die keinen Kaffee tranken (Odds Ratio [OR] 0,85 für =1 Tasse/Tag; OR: 0,73 für 1–3 Tassen/Tag; OR: 0,33 für >3 Tassen/Tag).

Rauchverhalten auch entscheidend

Allerdings zeigte sich, dass die Assoziation zwischen Kaffeekonsum und subklinischer koronarer Atherosklerose signifikant durch das Rauchverhalten der Teilnehmer beeinflusst war.

In der Subgruppe der Raucher verschwand die Assoziation zwischen Kaffee und einem niedrigeren Risiko für subklinische Koronarverkalkungen.

Eine für den Faktor Rauchen adjustierte Analyse offenbarte, dass der Konsum von drei oder mehr Tassen Kaffee pro Tag bei Nicht-Rauchern mit einem signifikant um 63 Prozent niedrigeren Risiko für einen Koronarkalkscore =100 als Maß für atherosklerotische Koronarveränderungen assoziiert war.

Dagegen war ein entsprechender Zusammenhang bei kaffeetrinkenden Rauchern und Ex-Rauchern nicht nachweisbar. (ob)

Weitere Infos zur Kardiologie unter www.springermedizin.de

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 07.08.201814:13 Uhr

@ George Zech

Sehr geehrter Herr Zech,
die von Ihnen kommentierend erwähnte Publikation von 2015 stammt nicht von "Crioni", sondern von Sara Grioni et al.: Grioni S, Agnoli C, Sieri S, Pala V, Ricceri F, Masala G, Saieva C, Panico S, Mattiello A, Chiodini P, Tumino R, Frasca G, Iacoviello L, de Curtis A, Vineis P, Krogh V. und ist eine reine Follow-up Studie!
"Espresso coffee consumption and risk of coronary heart disease in a large Italian Cohort."
PLoS One. 2015;10:e0126550.

Die Schlussfolgerungen: "Conclusion - Consumption of over 2 cups/day of Italian-style coffee is associated with increased CHD risk, but coffee consumption was not associated with plasma lipid changes, so the adverse effect of consumption appears unrelated to lipid profile."
sind hinfällig und unbrauchbar, weil es sich keineswegs um eine prospektive Studie im RCT-Design ("randomised controlled trial") handelte. Nach dem Espresso-Kaffee-Konsum wurde nur zu Studienbeginn einmalig gefragt und dann nie wieder. Weniger als 1/3 der Befragten waren Männer, weit über 2/3 Frauen.

"Methods - We investigated 12,800 men and 30,449 women without history of cardiovascular disease recruited to the EPICOR prospective cohort study. Coffee consumption was assessed at baseline."
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0126550

Deshalb wurden natürlich in der hier von der Ärzte-Zeitung referierten Studie: "Coffee Consumption and Coronary Artery Calcium Score: Cross-Sectional Results of ELSA-Brasil (Brazilian Longitudinal Study of Adult Health)" von Andreia M. Miranda et al.
https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/JAHA.117.007155
die Ergebnisse der Italiener nicht ganz ernst genommen.

Espresso-Kaffee wird übrigens auch durch einen Siebträger-Filter gefiltert und unterscheidet sich gar nicht wesentlich von Kaffee, der durch Filtertüten läuft.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z.Zt. Mauterndorf/A)

Dr. Stefan Graf 03.08.201811:41 Uhr

Longitudinal

Liebe/r Autror/in,

kleine Korrektur: Es handelt sich um eine Längsschnitt- und nicht um eine Querschnittstudie, wie Sie schreiben. Ansonsten aber ein sehr bedeutender Befund, der ein weiteres schlagkräftiges Argument liefert, niemals mit dem Rauchen zu beginnen. Nur als Nie-Raucher kommt man in den Genuss, den Kaffeegenuss mit Herz-Kreislaufprotektiven Wirkungen zu verbinden.
Mit freundlichen Grüßen - Stefan Graf

Georges Zech 03.08.201809:17 Uhr

Effekt gilt nur für Filterkaffee

Und wieder fehlt auch hier ein wichtiger Hinweis: Auch in dieser Studie zum Kaffeekonsum trank die überragende Mehrheit (81,7 %) Filterkaffee. Bei hingegen nicht gefiltertem Kaffee heben die LDL-erhöhenden Inhaltsstoffe Cafestol und Kahweol den positiven gesundheitlichen Effekt nicht nur auf, sondern kehren ihn um. So zeigten 2015 Crioni et al., dass bereits bei 2 Tassen Espresso täglich das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen signifikant steigt! Sämtliche vorliegenden Studien, die Kaffee eine positive Wirkung attestiert haben, bezogen sich auf mehrheitlich Trinker von Filterkaffee. Da der Trend eindeutig hin zu Espresso und diversen Kapselmaschinen geht, ist eine Differenzierung hier wichtig.

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