Reisemedizin
Welcher Schutz ist für Reisende wichtig?
Egal, wohin die Reise geht, die Basisimpfungen sollten vorhanden sein. Doch auch 2018 gibt es für einige Länder spezielle Empfehlungen. Besonders wichtig ist die Gelbfieber-Impfung.
Veröffentlicht:Für die Reisemedizin gilt weiterhin ein intensiver Hinweis auf die Gelbfieberimpfung: Seit Dezember vergangenen Jahres sind die Fallzahlen erneut stark gestiegen. Nun haben sich auch drei deutsche Reisende infiziert, einer der Urlauber starb, wie das Robert Koch-Institut vor Kurzem bekannt gab. Alle drei Reisenden waren nicht gegen Gelbfieber geimpft und haben sich wohl auf der Insel Ilha grande vor Rio de Janeiro infiziert.
"Das Besondere an diesem Gelbfieber-Ausbruch ist, dass die Küstenregionen Brasiliens betroffen sind", berichtete Professor Tomas Jelinek vom Centrum für Reisemedizin CRM beim DGIM 2018 in Mannheim. Diese galten bis letztes Jahr als gelbfieberfrei. "Wir wissen, dass das dort zirkulierende Gelbfieber-Virus acht Punktmutationen trägt. Ob diese Mutationen aber der Grund dafür sind, dass das Virus an den Küsten aufgetaucht ist, wissen wir nicht."
Gelbfieber-Gefahr in Brasilien
Die Gelbfieber-Impfung sei derzeit bei Reisen nach Brasilien sehr wichtig, besonders auch bei Reisen in Gebiete, die bislang als gelbfieberfrei galten. Dazu gehörten neben dem Federal District die Bundesstaaten Rio de Janeiro, Sao Paulo und Minas Gerais.
"Auch andere Länder, in denen es zwar keine Gelbfieber-Fälle gibt, in denen aber sehr wohl die Überträgermücken heimisch sind, werden nervös", sagte der Reisemediziner. Einige Länder beharrten daher bei Einreise auf einer zweiten Gelbfieberimpfung, auch wenn eine einmalige eigentlich ausreichend ist. "Wir empfehlen daher grundsätzlich eine zweite Impfung, um Ärger zu vermeiden."
Meningokokken-Serotypen
Eine recht komplexe Impfberatung sei bei Meningokokken nötig, berichtete Jelinek. Die Impfberatung ist dabei abhängig vom Alter des Reisenden, der globalen Verteilung der Serotypen und nicht zuletzt von den verschiedenen Impfstoffen.
Wie sehr allerdings die Serotypen-Verteilung im Wandel sei, zeige, so Jelinek, ein aktueller Ausbruch in Australien: "Bisher galt der B-Serotyp hier als der häufigste, allerdings wurden bei dem jetzigen Ausbruch überwiegend MenW-Infektionen gemeldet." Man müsse wohl wegen des weltweit hohen Reiseaufkommens damit rechnen, dass es bald überall auf der Welt alle Meningitis-Serotypen geben werde.
In Deutschland sind derzeit zwei Proteinimpfstoffe sowie fünf Konjugatimpfstoffe zugelassen. "In der Reisemedizin können wir das zum einen auf einen von zwei ACWY-Konjugatimpfstoffen reduzieren, das sind Menveo® und Nimenrix®," sagte Jelinek.
Hinzu komme ein MenB-Impfstoff, wobei die Wahl der Vakzine vom Alter des zu Impfenden abhängig sei. "Trumenba® ist erst ab dem 10. Lebensjahr zugelassen, hat grundsätzlich aber eine bessere Wirkung als Bexsero®, das schon ab dem 2. Lebensmonat zugelassen ist." Die beiden Impfstoffe seien dabei völlig unterschiedlich, man könne daher nicht mit einem Impfstoff beginnen und mit dem anderen fortfahren.
Eine wichtige Änderung für die Beratung älterer und chronisch kranker Reisender hat die Zulassung der 13-valenten Konjugatimpfung gegen Pneumokokken für alle Altersgruppen gebracht. "Bedauerlicherweise wird von der STIKO weiterhin der Polysaccharidimpfstoff präferiert", so Jelinek. Bei der reisemedizinischen Beratung könnten aber die Vorteile der Konjugatimpfung herausgestellt werden.
Für ältere Reisende ist auch der neue Totimpfstoff gegen Herpes zoster relevant. Die EMA hat den Impfstoff Shingrix® vor Kurzem zur Prävention von Herpes zoster und Post-Zoster-Neuralgie bei Erwachsenen ab 50 Jahren zugelassen. Jelinek berichtete: "Ab Mai soll Shingrix® auf dem Markt erhältlich sein."
Der Reisemediziner erinnerte wegen der seit Längerem andauernden Choleraausbrüche im Jemen, Haiti und der Dominikanischen Republik zudem an einen guten Impfschutz gegen Cholera. Dukoral® müsse dabei bis zu 14 Tage vor Abreise verabreicht werden und biete auch einen gewissen Schutz vor Reisedurchfall.
Die wichtigste Impfung in der Reisemedizin sei ganz klassisch die Influenza-Vakzine, besonders bei Kreuzfahrten, so Jelinek. "Hierzu muss man sagen: Die Impfstoffe sind nicht gut, aber die Antwort kann nicht sein, gar nicht mehr zu impfen, sondern stattdessen möglichst viel zu impfen, denn Studien haben gezeigt, dass regelmäßige Impfungen einen besseren Schutz bieten." Auch sollte bei der reisemedizinischen Beratung immer der Basis-Impfschutz überprüft werden. "Die Reiseimpfung ist immer eine gute Gelegenheit, gerade bei jungen Erwachsenen den Impfschutz zu überprüfen", so Jelinek.