Kleine Studie
O-Saft senkt das Gicht-Risiko
Vom Saulus zum Paulus? Forscher brechen jetzt eine Lanze für Orangensaft: Er reduziert den Harnsäure-Spiegel und macht nicht unbedingt dick – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Veröffentlicht:KIEL/HOHENHEIM. Forscher der Universitäten Kiel und Hohenheim bewerten Orangensaft nach zwei Studien neu: Eine Verteuflung sei nicht gerechtfertigt. Der Fruchtsaft reduziere das Gicht-Risiko und führt generell nicht zu einer Gewichtszunahme, wenn er zu den Mahlzeiten getrunken wird.
In der ersten Studie im Fachmagazin "Clinical Nutrion" untersuchten die Wissenschaftler, wie Orangensaft und koffeinfreie Cola den Harnsäurespiegel beeinflusst (10.1016/j.clnu.2018.02.028). Ein erhöhter Harnsäurespiegel steht im Verdacht, das Gicht-Risiko zu fördern. Die 26 Probanden der Cross-Over-Studie konsumierten zwei Wochen lang täglich etwa 1,2 Liter Saft beziehungsweise rund einen Liter Cola, was 20 Prozent des Energiebedarf darstellte. Nach einer Auswaschphase von einer Phase wechselten die Teilnehmer die Gruppe.
Harnsäuresenkende Wirkung
"Auch bei diesem sehr hohen Konsum führte Orangensaft im Unterschied zu Cola zu keiner Beeinträchtigung des Glukosestoffwechsels, und der Harnsäurespiegel wurde sogar signifikant gesenkt," sagt Ernährungsmedizinerin Prof. Dr. Bosy-Westphal zu den Ergebnissen in einer zugehörigen Mitteilung. Die Forscher vermuten, dass der Harnsäure-senkende Effekt durch das Vitamin C beziehungsweise durch die Aufnahme von Flavonoiden, insbesondere Hesperidin, zu Stande kommt.
Der Saft eigne sich deshalb möglicherweise zur Hyperurikämie-Vorbeugung, was wiederum auch zur Prävention von Arthritis urica führen könnte, da sich Harnsäure weniger in Gelenken auskristallisiere.
Kein Dickmacher
Die selben Teilnehmer nahmen an einer zweiten Cross-Over-Studie teil, in der die Forscher ihren Metabolismus untersuchten ("Nutrion & Diabetes", 10.1038/s41387-018-0031-3). Eine Gruppe trank dreimal täglich zwei große Gläser Orangensaft à 200 ml zu jeder Mahlzeit, die andere konsumierte die insgesamt 1,2 Liter zwischen den Mahlzeiten. Der Glukose-Spiegel wurde gemessen, ebenso die Insulinausschüttung und das Körperfett.
"Wir konnten zeigen, dass auch dieser sehr hohe Konsum keine negativen Auswirkungen auf das Körpergewicht hatte – wenn der Saft nicht zwischendurch getrunken wurde", so Bosy-Westphal in der Mitteilung. Der Saft verringere in diesem Fall die spontane Energieaufnahme mit den Mahlzeiten.
Tranken die Probanden den Saft zwischen den Mahlzeiten, verzeichneten die Forscher einen leichten Körperfett-Anstieg. Dagegen veränderte sich der Tages-Glukosespiegel und die Insulinausschüttung nicht signifikant.
Empfehlung als Nährstofflieferant
Der Fruchtsaft könne in üblichen Mengen bedenkenlos konsumiert werden, insbesondere da er eine Quelle für Vitamine und bioaktive Stoffe sei: Ein Glas am Tag sei ratsam; nicht dagegen der literweise Verzehr als Durstlöscher, schreiben die Autoren.
Dafür sei der Saft aber ohnehin unverdächtig: Der durchschnittliche Konsum liegt den Forschern zufolge bei 7,5 Liter pro Jahr in Deutschland. Im Vergleich: Bei Limonade liegt er bei rund 75 Litern.
Dieser Beitrag wurde aktualisiert am 28.8.2018 um 10.30 h