Bilanz des vfa

25 neue Wirkstoffe auf dem Markt

Neue Wirkstoffe, neue Kombinationen, neue galenische Zubereitungen: Der vfa zieht sein Resümee zu 2019.

Veröffentlicht:

Berlin. Im Jahr 2019 haben pharmazeutische Unternehmen in Deutschland 25 neue Medikamente auf den Markt gebracht (ohne Biosimilars), darunter zehn gegen Krebserkrankungen. Dazu kamen noch neue Darreichungsformen von bekannten Medikamenten, etwa für Kinder, wie der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) mitteilt.

„Der Innovationsmotor der Pharma-Unternehmen läuft. Das bringt Patienten und Patientinnen Chancen auf bessere Behandlung. In einigen Fällen werden Krankheiten durch Medikamente dieses Jahres sogar erstmals behandelbar“, wird vfa-Präsident Han Steutel zu dieser Innovations-Bilanz zitiert.

So verteilen sich die Medikamente mit neuem Wirkstoff auf die verschiedenen Krankheitsgebiete:

  • Krebserkrankungen: 10
  • Infektionskrankheiten: 3
  • Blutungskrankheiten: 3
  • Entzündungskrankheiten: 2
  • Neurologische Krankheiten: 2
  • Stoffwechselerkrankungen: 2
  • Herz-Kreislauf-Krankheiten: 2
  • Augenkrankheiten: 1

Mit 25 Neueinführungen wirkstoffneuer Medikamente liegt 2019 etwas unter dem Durchschnitt der letzten Jahre, in denen stets mehr als 30 neue Medikamente auf den Markt kamen. Für 2020 rechnet der vfa wieder mit mehr als 30 Neueinführungen.

Dabei: Fünf neue Orphan Drugs

Auch für die Behandlung von Patienten mit seltenen Krankheiten habe es 2019 weitere Fortschritte gegeben, so der vfa: Fünf der neu eingeführten Medikamente mit neuem Wirkstoff haben den Orphan Drug-Status in der EU.

Als selten wertet die EU ja Krankheiten, an denen höchstens fünf von 10 000 EU-Bürgern leiden. So leidet jeweils einer unter 10 000 Bürgern an der Augenkrankheit Lebersche kongenitale Amaurose oder an akuter myeloischer Leukämie, etwa einer unter 100 000 Bürgern an familiärem Chylomikronämie-Syndrom. Bei allen drei Krankheiten kann mit Neueinführungen von 2019 gezielt behandelt werden.

„Fünf weitere Orphan Drugs belegen, dass die EU-Verordnung für Medikamente gegen seltene Krankheiten weiterhin Unternehmen motiviert, auch Mittel gegen seltenen Erkrankungen zu entwickeln. Dieses erfolgreiche Rahmenprogramm sollte deshalb in vollem Umfang weitergeführt werden“, so Han Steutel in der Mitteilung des vfa.

Obwohl es in den letzten Jahren im Markt deutlich mehr Orphan Drugs geworden sind, entfallen laut Angaben des Verbandes auf sie pro Jahr nicht mehr als vier Prozent der Arzneimittelausgaben der Krankenkassen.

Erste tumoragnostische Arznei

Wie schon in den vergangenen Jahren sind besonders viele, nämlich zehn neue Medikamente gegen unterschiedliche Krebserkrankungen auf den Markt gekommen. Dabei hat 2019 mit Larotrectinib erstmals ein Medikament die Zulassung erhalten zur Behandlung jeglicher Tumoren, die eine bestimmte Genmutation (eine NTRK-Genfusion) aufweisen – unabhängig vom betroffenen Organ.

„Hier kommt das gewandelte Verständnis von Krebserkrankungen zur praktischen Anwendung“, wird Steutel zitiert. „Es sind in erster Linie Gendefekte, die die Entstehung und Ausbreitung von Krebs steuern. Mutations- statt organbasierte Zulassungen dürfte es daher in Zukunft öfter geben. Jetzt kommt es darauf an, dass relevente Genmutationen auch diagnostiziert werden.“

Bei insgesamt sieben der zehn neuen Krebsmedikamente ist vor jeder Anwendung bei einem Patienten mit einem Gentest zu prüfen, ob dessen Krebszellen so mutiert sind, dass das Mittel ihm voraussichtlich helfen könnte. Dies folgt dem Konzept der Personalisierten Medizin.

Temocillin wirkt auch bei resistenten Keimen

2019 wurde mit Temocillin auch ein neues Antibiotikum eingeführt, das auch gegen einige Erreger wirksam ist, bei denen mehrere andere Antibiotika nichts mehr ausrichten können, weil die Keime resistent geworden sind. In einigen anderen EU-Ländern war dieses Mittel schon länger verfügbar. Mit weiteren resistenzbrechenden Antibiotika sei 2020 zu rechnen, so der vfa in seiner Mitteilung.

Fortschritte für Patienten haben pharmazeutische Unternehmen auch mit Medikamenten erzielt, die bekannte Arzneien in neuer Darreichungsform verfügbar machen. So sind zum Beispiel einige Medikamente nun kindgerecht verfügbar – etwa als Granulat, Suspension oder Kautabletten. Sie helfen bei Mukoviszidose, Wurmbefall und Epilepsie. (eb)

www.vfa.de/innovationsbilanz-2019

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Fortbildung

Auf dem Laufenden mit dem Radio-Onko Update

Personalie

Humboldt-Stipendium für Lungenkrebsforscher

Das könnte Sie auch interessieren
Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

© ASK Agentur für Sales und Kommunikation GmbH

Tag der Seltenen

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Als stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen/Marburg (UKGM) hat Dr. Beate Kolb-Niemann nicht nur die psychosomatische Versorgung in der Region entscheidend mitgeprägt. Indem sie somatisch orientierten Ärzten die Augen für die psychosomatische Dimension von seltenen Erkrankungen öffnet, trägt sie zu einer ganzheitlichen Betreuung Betroffener bei.

© [M] Kolb-Niemann; gremlin / Getty Images / iStock

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Wenn man auf Anhieb nichts findet, ist es nicht immer die Psyche

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Herr Prof. Dr. Winfried März hat nicht nur eine Universitätsprofessur für medizinische und chemische Labordiagnostik an der Karl-Franzens-Universität in Graz inne, sondern ist auch Arbeitsgruppenleiter an der Medizinischen Klinik V, Universitätsmedizin Mannheim. Zudem ist er als Direktor der Synlab-Akademie in der Ärztefortbildung im Bereich der seltenen Erkrankungen aktiv und hat mehrere Biobanken, insbesondere zu Fragen der Genetik von Herz-, Gefäß-, Nieren- und Fettstoffwechselerkrankungen, aufgebaut.

© Fantastic; [M] gremlin / Getty Images / iStock

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Labordiagnostik bei seltenen Erkrankungen – wichtiger als man denkt!

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Abb. 1: Immunonkologische Präzisionsonkologie beim multiplen Myelom (Quelle: Janssen-Cilag GmbH)

© Springer Medizin Verlag GmbH

Präzisionsonkologie bei multiplem Myelom und NSCLC

Die Zukunft der Tumortherapie gestalten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: Wirkung verschiedener Komplementinhibitoren auf die Hämolyse von PNH (paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie)-Erythrozyten

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 7]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie

Orale Komplementinhibitor-Monotherapie hemmt intra- und extravasale Hämolyse

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Studie PACIFIC: OS von Patientinnen und Patienten mit inoperablem nicht kleinzelligem Lungenkarzinom im Stadium III und PD-L1 (programmed cell death ligand 1)-Expression 1%

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom im Stadium III

Chance auf Kuration mit dem PACIFIC-Regime

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Forscher geben Entwarnung: Handys führen nicht zu einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten.

© DragonImages / stock.adobe.com

Zeitreihenanalyse

Studie: Handynutzung erhöht das Krebsrisiko nicht

Akute Atemwegssymptome – wieviel trägt die Luftverschmutzung bei? (Symbolbild mit Fotomodell)

© Sofiia / stock.adobe.com

Respiratorische Symptome

Mehr Luftverschmutzung, mehr Antibiotika