PKV-Studie

Bedeutung von Privatpatienten wird unterschiedlich bewertet

Fast alle Praxen freuen sich über Privatpatienten. Der Enthusiasmus ist bei Neurologen aber geringer als in anderen Fachgruppen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Orthopäden haben laut „Ärztebarometer“ das größte Interesse an Privatpatienten.

Orthopäden haben laut „Ärztebarometer“ das größte Interesse an Privatpatienten.

© bondvit / stock.adobe.com

Köln. Die Mehrheit der ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte wünscht sich mehr Privatversicherte in der eigenen Praxis. Als Vorteile sehen sie neben der besseren Vergütung insbesondere die größere Therapiefreiheit, mehr Zeit für die Therapie und die Versorgung ohne Angst vor Regressen. Allerdings ist der Enthusiasmus über diese Patientengruppe bei Neurologinnen und Neurologen geringer als in anderen Fachgruppen.

Das zeigt das „Ärztebarometer“ des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) und des Instituts für empirische Gesundheitsökonomie (IFEG). Ziel der Erhebung war es, die subjektive Wahrnehmung und Einstellung von praktizierenden Ärztinnen und Ärzten im ambulanten Versorgungssektor zu ermitteln.

WIP und IFEG hatten im Herbst 2023 Fragebögen mit 13 Fragen an 8.000 Ärztinnen und Ärzte geschickt, 413 nahmen an der anonymen Befragung teil. Einbezogen waren Allgemeinmediziner (58,4 Prozent), Neurologen (15,5 Prozent), Orthopäden (12,4 Prozent), Internisten (8,4 Prozent) und Dermatologen (5,3 Prozent). Das sind die Fachgruppen mit der größten Bedeutung für Privatversicherte.

56,4 Prozent der Teilnehmenden waren Männer, 43,1 Prozent Frauen, 0,5 Prozent divers. Der Altersdurchschnitt lag bei 55,2 Jahren. 85 Prozent der Befragten waren selbstständig tätig, 15 Prozent angestellt.

Der Anteil der Privatversicherten in den Praxen lag im Schnitt bei 18 Prozent. Dabei reicht die Spanne von 9,3 Prozent bei den Neurologen bis 27,7 Prozent bei den Dermatologen.

Von dieser Patientengruppe würden insgesamt 64,6 der Befragten gern mehr sehen. Immerhin 32,3 Prozent hätten gern weniger Privatversicherte, 3,1 Prozent wünschen sich eine gleichbleibende Zahl.

Am ausgeprägtesten ist das Interesse an mehr Privatpatienten bei den Orthopäden mit 93,8 Prozent und den Dermatologen (81 Prozent). Bei den Internisten (65,6 Prozent), den Neurologen (62,3 Prozent) und den Allgemeinmedizinern (57,3 Prozent) haben zwar weniger den Wunsch nach mehr Privatversicherten, aber immer noch jeweils mehr als die Hälfte.

Immerhin 39,6 Prozent der Allgemeinmediziner haben in der Befragung angegeben, dass sie gern weniger Privatpatienten hätten. Bei Internisten und Neurologen war das jeweils bei gut 31 Prozent der Fall, bei Orthopäden nur bei sechs Prozent und bei Dermatologen bei 19 Prozent.

Für die positive Einschätzung der Privatversicherten spielen verschiedene Aspekte eine Rolle, nicht nur finanzielle:

Therapiefreiheit: Für 57,6 Prozent der Befragten trifft die Aussage „Die Versorgung von Privatpatienten bedeutet für mich: mehr Therapiefreiheit“ voll zu, bei 25,4 Prozent trifft sie eher zu. Nur 6,9 Prozent lehnen die Aussage mehr oder weniger deutlich ab.

Bei den Neurologen ist der Anteil derer, die der Aussage voll (41 Prozent) oder eher (26,2 Prozent) zustimmen, am geringsten, und die Zahl der Skeptiker am größten. 24,6 Prozent finden, dass sie eher oder gar nicht zutrifft.

Therapiezeit: 59,7 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sie bei der Behandlung von Privatversicherten mehr Zeit für die Therapie haben, 16,3 Prozent sehen diesen Effekt nicht oder kaum. Erneut sind die Neurologen hier am zurückhaltendsten. 31,1 Prozent sehen bei diesem Aspekt keinen oder keinen großen Zusammenhang mit dem Versicherungsstatus. Für 29,5 Prozent trifft die Aussage dagegen voll zu, für 26,2 Prozent eher.

Modernere Therapie: Bei den Neurologen findet eine Mehrheit nicht, dass die Versorgung von Privatpatienten eine moderne Therapie bedeutet. 41,7 Prozent von ihnen verneinen diesen Zusammenhang voll oder teilweise, nur 38,3 Prozent halten ihn für ein Argument pro Privatpatienten. Über alle Fachgruppen gehen 52,6 Prozent davon aus, dass sie bei Privatpatienten innovativere Therapien einsetzen können. 19,3 Prozent glauben das nicht, 28,1 Prozent sind neutral.

Vergütung: Einheitlicher ist das Bild, wenn es um die Vergütung geht. Hier sehen 81,9 Prozent Vorteile bei der Versorgung von PKV-Versicherten, 9,9 Prozent nicht. 68,3 Prozent der Neurologen halten die Vergütung im privaten System für besser. Bei den Dermatologen sind es 100 Prozent, bei den Orthopäden 98 Prozent, bei den Internisten 88,6 Prozent und bei den Allgemeinmedizinern 79,6 Prozent.

Abrechenbarkeit der GOÄ: Die meisten Niedergelassenen (67,7 Prozent) bewerten die Abrechnung von GOÄ-Leistungen positiv. Bei den Neurologen ist der Anteil mit 55,6 Prozent am geringsten. Von ihnen finden 25,4 Prozent, dass die Abrechenbarkeit der GOÄ nur kaum oder gar nicht besser als die des EBM ist. Über alle Gruppen sehen das nur 13,9 Prozent so.

Keine Angst vor Regressen: Die Tatsache, dass es bei der Versorgung von Privatversicherten keine Regresse gibt, schätzt ein großer Teil der niedergelassenen Ärzte. 87,4 Prozent sehen diesen Vorteil. Der Anteil ist mit 77,4 Prozent bei den Neurologen am geringsten, bei den Dermatologen mit 95 Prozent am größten.

Einnahmen: Für 67,2 Prozent der Neurologen sind die Einnahmen aus der Versorgung von Privatpatienten sehr wichtig oder wichtig, verglichen mit 75,3 Prozent über alle. Weniger oder gar nicht wichtig finden diese Einnahmequelle 20,3 Prozent der Neurologen und 14,7 Prozent aller Befragten.

WIP und IFEG wollten von den Ärzten wissen, ob sie sich durch die Erstattungspraxis von GKV und PKV jeweils in ihrem Leistungsspektrum eingeschränkt fühlen. Bei der GKV ist das für 84,5 Prozent der Befragten der Fall, bei der PKV bei 32,8 Prozent. Bei den Neurologen sind es 67,7 Prozent und 35,9 Prozent.

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