Pädiatrie

Dem Nachwuchs in Schleswig-Holstein geht es gut - mit Einschränkungen

Das Landesgesundheitsministerium in Schleswig-Holstein hat die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen untersuchen lassen. Ergebnis: Die meisten Kinder sind gesund. Für Ministerin Kerstin von der Decken ist das kein Grund, sich zurückzulehnen.

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Gesund und munter am Ostseestrand? Die meisten Kinder in Schleswig-Holstein befinden sich in einer guten Verfassung, zeigt ein Bericht zur Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in dem Bundesland.

Gesund und munter am Ostseestrand? Die meisten Kinder in Schleswig-Holstein befinden sich in einer guten Verfassung, zeigt ein Bericht zur Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in dem Bundesland.

© Jürgen Fromme / firo Sportphoto / picture alliance

Kiel. Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Schleswig-Holstein ist gut bis sehr gut - zumindest für 90 Prozent. Ein am Freitag in Kiel vorgelegter Abschlussbericht zu einer Studie zeigt aber auch, wo Defizite liegen.

„Die Studie zeigt, dass der weit überwiegende Teil der Kinder und Jugendlichen in Schleswig-Holstein in einem guten bis sehr guten Gesundheitszustand ist. Das ist nach den Belastungen der Corona-Pandemie ein positiver Befund und zeigt, dass unsere Gesundheitsversorgung insgesamt gut funktioniert", sagte Schleswig-Holsteins Landesgesundheitsministerin Professorin Kerstin von der Decken (CDU). Sie schränkte aber ein: Die Studie mache auch deutlich, dass es Kindern und Jugendlichen mit einem speziellen Versorgungsbedarf sowie aus schwierigeren sozialen Verhältnissen tendenziell weniger gut gehe.

Damit bestätigt die aktuelle Studie unter dem Namen "Die gesundheitliche Lage und Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen in Schleswig-Holstein in Krisenzeiten" andere Umfragen zum Thema.

Folgende Kernbotschaften enthält die Studie:

  • Der Mittelwert für die generelle gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder liegt höher als in den Vorstudien 2021 und 2022.
  • Weniger gut geht es Kindern und Jugendlichen mit speziellem Versorgungsbedarf, von Eltern mit einer inadäquaten Gesundheitskompetenz, deren Eltern ohne Partner leben sowie Kindern und Jugendlichen, die Hinweise auf eine pathologische Nutzung digitaler Spiele zeigen.
  • Für mehr als ein Fünftel der Kinder besteht mindestens ein erhöhter medizinischer, psychosozialer oder pädagogischer Versorgungs- oder Unterstützungsbedarf.
  • Bei 19,7 Prozent der Kinder besteht mindestens ein ungedeckter Versorgungsbedarf. Besonders oft ungedeckt: Selbsthilfegruppen, Rehamaßnahmen, Videosprechstunden, Schulungen bei chronischen Erkrankungen, Logopädie, Ergotherapie, psychologische Beratung oder Psychotherapie.
  • Die meisten Kinder haben einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin, die sich regelmäßig um die gesundheitlichen Belange des Kindes kümmern. Allerdings finden es 17,0 Prozent der Eltern sehr bis extrem schwierig, kinderärztliche Versorgung zu bekommen. Über die fachärztliche Hilfe sagen dies 36,8 Prozent und über die notärztliche Hilfe für ihr Kind 23,5 Prozent.
  • Für den Weg in die pädiatrische Praxis benötigten 80 Prozent der Familien fünf bis 30 Minuten (durchschnittlich 17 Minuten), in die hausärztliche Praxis fünf bis 20 Minuten (durchschnittlich elf Minuten), in die fachärztliche Praxis zehn bis 45 min (durchschnittlich 25 Minuten) und zum nächsten Krankenhaus zehn bis 40 Minuten (durchschnittlich 22 Minuten).
  • Mit der medizinischen Versorgung ihres Kindes sind Eltern vorwiegend zufrieden bis sehr zufrieden. Weniger zufrieden sind sie mit den Wartezeiten in Praxen oder im Krankenhaus, der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit und den Termin-Wartezeiten.
  • Jeder neunte teilnehmende Elternteil hat Mängel in der Gesundheitskompetenz und damit Schwierigkeiten, gesundheitsrelevante Informationen für das Kind zu finden, zu verstehen, einzuordnen und zu nutzen. Das betrifft insbesondere die Suche nach Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten bei psychischen Problemen, die Entscheidung, eine Zweitmeinung einzuholen und die Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit von Medieninformationen zu Gesundheitsrisiken.
  • 62,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen überschreiten die altersabhängige empfohlene Bildschirmzeit. Für ein Drittel der Kinder unter drei Jahre geben Eltern Bildschirmzeiten an.
  • Ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen zeigt Hinweise auf eine riskante und ein Achtel auf eine pathologische Nutzung digitaler Spiele.
  • Insgesamt geben 28,4 Prozent der Befragten an, dass mindestens ein Haushaltsmitglied raucht, von den 14- bis 17-Jährigen rauchen nach Angaben der Eltern 7,6 Prozent.
  • Zwei Drittel der 14- bis 17-Jährigen trinken gelegentlich und 0,2 Prozent täglich Alkohol.
  • Mehr als die Hälfte der 5- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen bewegt sich zu wenig. Pandemiebedingte Nichtteilnahme an Bewegungsangeboten spielten keine nennenswerte Rolle.
  • Die ausschließliche Stilldauer liegt im Mittel bei 5,1 Monaten und die durchschnittliche Stilldauer insgesamt bei 10,4 Monaten.
  • Im Vergleich zur ersten Voruntersuchung aus dem Jahr 2021 zeigten viele Eltern Hinweise für eine Depression. Weniger Eltern als in der ersten Voruntersuchung äußerten dagegen Hinweise für eine Angststörung.

Das Ministerium, das die Studie selbst in Auftrag gegeben hatte, spricht von wichtigen Anhaltspunkten für alle Akteure im Land und sieht darin eine Grundlage für einen weiteren Austausch. Erstellt wurde die Studie vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein unter Leitung von Professor Alexander Katalinic. Teilgenommen haben über 2.500 Eltern aus Schleswig-Holstein. (di)

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