Corona-Impfung
EMA-Änderung für Comirnaty® macht Impfen in Praxen flexibler
Ende der Priorisierung, mehr Impfstoff im Juni und eine längere Lagerung für die BioNTech-Vakzine: Das Impfen wird mehr – aber der Aufwand in den Praxen dürfte sinken. Manche erwarten jedoch „Frust und Enttäuschung“.
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Bergeweise Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer – das erwartet das BMG ab Juni.
© Patrick Pleul / dpa
Berlin. Auf niedergelassene Ärzte und Betriebsärzte kommt in den kommenden Wochen deutlich mehr Arbeit mit COVID-19-Impfungen zu – allerdings könnte das Impfen auch spürbar flexibler werden. Hintergrund ist die Zulassungsänderung für die BioNTech-Vakzine Comirnaty®. Danach dürfen ungeöffnete Ampullen nun statt fünf bis zu 31 Tage im Kühlschrank (2–8 °C) gelagert werden. Die Änderung gilt seit Montagabend für alle Chargen.
EMA passt Zulassung an
Ärzte dürfen Comirnaty® jetzt bis zu 31 Tage im Kühlschrank lagern
„Erstmals können die Praxen problemlos Impfaktionen am Wochenende machen, was bisher bei der Lieferung am Montag nicht gut möglich war“, sagte Dr. Mathias Flume, bei der KV Westfalen-Lippe für Arzneimittel zuständig, am Dienstag der „Ärzte Zeitung“. „Weiterer Vorteil ist die Option, für eine Zweitimpfung oder Überbrückung einer Urlaubswoche den Impfstoff zu lagern“, so Flume weiter.
Für die kommende Woche durften Vertragsärzte nur zwei Ampullen (zwölf Dosen) Comirnaty® für Erstimpfungen, aber ohne Obergrenze für Zweitimpfungen bestellen.
Mehr Möglichkeiten, weniger Aufwand
Wenn Patienten Zweitimpftermine versäumen, können Ärzte die Vakzine jetzt länger lagern. Denkbar wäre auch, gelieferte Vakzine zunächst doch für weitere Erstimpfungen zu verwenden, in der Hoffnung auf in den kommenden Wochen steigende Liefermengen.
Die erwartet auch Flume: „Angesichts der noch deutlich zunehmenden Mengen von BioNTech ab Juni gibt die Zulassungserweiterung den Praxen mehr Möglichkeiten und reduziert den Organisationsaufwand.“
Ausweislich einer Prognose des Gesundheitsministeriums von Montag sollen im Juni alleine 18 Millionen Dosen des BioNTech-Impfstoffs an Vertrags-, Privat- und Betriebsärzte geliefert werden. Ab 7. Juni sind Letztere in die Impfkampagne eingebunden. Auch die Impfpriorisierung fällt dann bundesweit. Den Ländern steht jedoch offen, in ihren Zentren länger an der Reihenfolge festzuhalten.
Bund-Länder-Beschluss
Priorisierung beim COVID-19-Impfen endet am 7. Juni
Impfstoffmengen für Ärzte im Juni
Laut Prognose des Gesundheitsministeriums erhalten Praxen und Betriebsärzte ab Ende Mai diese Mengen Comirnaty®:
- KW 21: 1.579.500 Dosen
- KW 22: 3.433.950 Dosen
- KW 23: 3.621.150 Dosen
- KW 24: 3.603.600 Dosen
- KW 25: 3.638.700 Dosen
- KW 26: 3.703.050 Dosen
Hinzu kommen noch nicht näher bezifferte Impfstoffmengen von den Herstellern AstraZeneca und Johnson & Johnson.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) begrüßte den Wegfall der Priorisierung. „Es macht die Arbeit der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen leichter“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen am Dienstag der „Ärzte Zeitung“.
Voraussetzung sei allerdings, dass genügend Impfstoffe in den Praxen ankämen. „Wir gehen davon aus, dass Minister Spahn deshalb das Datum ab 7. Juni genannt hat, da dann wohl mit deutlich steigenden Liefermengen zu rechnen sein dürfte.“
Kritik von Hausärzten und MFA
Der Deutsche Hausärzteverband reagierte hingegen mit Kritik. „Mit der Ankündigung, ab 7. Juni werde es beim Impfen keine Priorisierung mehr geben, weckt der Bundesgesundheitsminister bei vielen Menschen große Hoffnung auf eine baldige Impfung“, sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt der „Ärzte Zeitung“ am Dienstag.
Es sei trügerisch zu glauben, dass alle, die geimpft werden wollten, auch im Juni drankämen. „Dafür reicht der Impfstoff ganz schlicht nicht.“ Es werde weiterhin Wartelisten geben – ebenso „Frust und Enttäuschung“, prophezeite Weigeldt.
Kritik kam auch von den MFA. „Die angekündigte Aufhebung der Impfpriorisierung bringt viele Medizinische Fachangestellte in den Praxen an den Rand zum Burn-out“, warnte Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe (VmF). Sie forderte von den Patienten „mehr Rücksichtnahme und Respekt“. Dazu gehöre auch, Termine einzuhalten oder rechtzeitig abzusagen. (ger/hom/nös)