Liberia
Ebola sorgt für Chaos
Ebola-Patienten fliehen aus der Quarantäne, die Regierung erteilt einen Schießbefehl an der Grenze: Die Epidemie droht Liberia ins Chaos zu stürzen. Die WHO weist indessen aus Anlass des "Welttages der humanitären Hilfe" am 19. August auf das Engagement der Fachkräfte auch in den Ebola-Gebieten hin.
Veröffentlicht:Monrovia/Genf. Nach der Flucht von mindestens 17 Ebola-Patienten in Liberia herrscht in Teilen der Hauptstadt Monrovia Chaos - und die Angst vor einer weiteren Ausbreitung wächst.
Die örtliche Zeitung "Front Page Africa" berichtete am Montag sogar von bis zu 30 Kranken, die die Quarantänestation im dicht besiedelten Slum West Point verlassen haben.
Bewohner hätten Kranke am Samstag zur weiteren Versorgung mit nach Hause genommen, hieß es. Die Patienten könnten nun weitere Menschen in dem dicht besiedelten Slum mit der Virus-Krankheit infizieren.
"Tagelang ohne Hilfe"
Die Menschen in Monrovia werfen der Regierung vor, die Patienten nicht ausreichend zu versorgen. So berichtete eine Frau der Zeitung, ihr kranker Mann habe trotz Anrufen bei verschiedenen Stellen tagelang keine Hilfe bekommen, bis er gestorben sei.
In dem Slum nahe des Zentrums der Hauptstadt leben etwa 75.000 Menschen. Am vorigen Donnerstag hatte das Gesundheitsministerium angekündigt, das Areal unter Quarantäne zu stellen.
Die Situation in der Siedlung war Augenzeugen zufolge chaotisch: "Während ich spreche, ist die Polizeistation menschenleer. In West Point gibt es im Moment keine Sicherheit", zitierte "Front Page Africa" den Bewohner Moses Teah.
Zusätzlich erschweren Gerüchte den Kampf von Helfern gegen das Virus: So gehen viele Liberianer davon aus, die Krankheit sei nur eine Erfindung der Regierung. Andere Gerüchte - vor allem aus ländlichen Gebieten - beschuldigen die Helfer unter anderem des Organraubs.
An der geschlossenen Grenze zu Sierra Leone erhielt die Armee laut einem Bericht der lokalen Zeitung "Daily Observer" die Anweisung, jede Person in Sichtweite zu erschießen, die illegal das Land betreten wolle.
Das Blatt beruft sich auf den stellvertretenden Stabschef, Oberst Eric Dennis. Mit der Anordnung soll dem Bericht zufolge die Einreise von potenziell an Ebola erkrankten Menschen verhindert werden.
In Liberia wütet die Ebola-Epidemie mit am heftigsten: In dem westafrikanischen Land gab es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis zum 13. August 786 bestätigte und Verdachtsfälle, 413 Menschen starben an der Krankheit.
Insgesamt sind in den betroffenen Ländern Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria bis vergangenen Mittwoch mehr als 1100 Menschen Opfer einer Ebola-Infektion geworden.
An der geschlossenen Grenze zu Sierra Leone erhielt die Armee laut einem Bericht der lokalen Zeitung "Daily Observer" die Anweisung, jede Person in Sichtweite zu erschießen, die illegal das Land betreten wolle. Das Blatt beruft sich auf den stellvertretenden Stabschef, Oberst Eric Dennis. So soll dem Bericht zufolge die Einreise von potenziell an Ebola erkrankten Menschen verhindert werden.
Helfer begegnen Widerständen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist indessen aus Anlass des "Welttages der humanitären Hilfe" am 19. August auf Bedrohungen und Widerstände hin, denen jetzt auch humanitäre Hilfskräfte in den von Ebola betroffenen Regionen in Westafrika ausgesetzt seien.
Der immer am 19. August begangene "Welttag der humanitären Hilfe" markiert den Jahrestag des Anschlags auf das Hauptquartier der Vereinten Nationen in Bagdad, bei dem der Sondergesandte Sergio Vieira de Mello und 21 andere UN-Kollegen und Partner getötet wurden. "Diese Tragödie war Inspiration für uns, diesen Tag ins Leben zu rufen", so UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in einer Mitteilung.
Bei der zunehmenden Unruhe auch im Luftreiseverkehr hat die WHO in der vergangenen Woche daran erinnert, dass nach Einschätzung der Organisation das Risiko einer Ebola-Infektion während eines Fluges gering bleibt.
Das Virus wird nicht aerogen übertragen, erinnert die WHO, sondern wird nur bei direktem Kontakt mit Körperflüssigkeiten weitergegeben werden. Die Organisation spricht sich daher gegen Reiseverbote in oder aus von Ebola betroffenen Ländern aus. (mal/dpa)