Kommentar – Masern-Impfpflicht
Eine Kapitulation
Die Diskussion um eine Impfpflicht gegen Masern nimmt Fahrt auf. Angestoßen von SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach steigt die Zahl der Befürworter.
Und der Sprecher von Gesundheitsminister Jens Spahn ließ verkünden, dass man über die neuerliche Entwicklung gestiegener Masern-Fälle sehr besorgt sei. Die KBV spricht sogar von grober Fahrlässigkeit der Eltern.
Selbst die Anti-Verbotspartei FDP hält den Impfzwang für Kinder zum Schutz gegen Masern für eine gesetzliche Option. Das Engagement vieler niedergelassener Ärzte und Verbände gegen Impfgegner ist aller Ehren wert. Doch löst eine Impfpflicht tatsächlich alle Probleme? Wer soll die Einhaltung kontrollieren? Steht die Impfpflicht über der Schulpflicht?
Länder wie Italien haben mit der Einführung nicht die besten Erfahrungen gemacht. Die Frage ist doch viel mehr: Sind alle Aufklärungs-Kampagnen ausgereizt oder muss man hier noch mehr nachlegen – bei Alt und Jung?
Die Politik aber scheint zu kapitulieren, weil sie bitter zur Kenntnis nehmen muss, dass der Aktionsplan gescheitert ist, Masern und Röteln bis zum Jahr 2020 zu eliminieren. Die Antwort darauf kann dennoch nicht lauten: „Klasse 2b bitte zum Impfen!“ Das war einmal – in den 60er Jahren.
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