US-Studie mit Mäusen

Junge T-Zellen flitzen schon bei weniger Virus

Wie unterscheidet sich das Immunsystem von Kindern von dem Erwachsener? Das wollten Forscher mit Mäusen herausfinden. Ihre Ergebnisse könnten erklären, warum Kinder weniger schwer an COVID-19 erkranken.

Veröffentlicht:
T-Zellen der jungen Mäuse reagierten in einer US-Studie auf weniger Influenza-Virus als die der ausgewachsenen Mäuse.

Maus mit Jungen – die T-Zellen der Jungen reagierten in einer US-Studie auf weniger Influenza-Virus als die der ausgewachsenen Mäuse.

© tilialucida / stock.adobe.com

New York. Naive T-Zellen junger Mäusen reagieren auf wesentlich kleinere Mengen des Influenza-Virus als die adulter Mäuse. Das berichtet eine Forschergruppe der Columbia Universität in New York (Science Immunology 2021; online 10. Dezember).

Um die Fähigkeiten des Immunsystems von Kindern genauer zu untersuchen, sammelten die Forscher bei jungen und adulten Mäusen T-Zellen des Immunsystems, unter anderem auch naive T-Zellen. Die T-Zellen verabreichten die Forscher dann Mäusen, die sie anschließend mit einem Influenza-Virus infizierten.

Die naiven T-Zellen von jungen Mäusen waren sensitiver bei geringen Antigendosen als die der adulten Mäuse. Sie vermehrten sich schneller und wanderten in größerer Zahl zur Lunge, wo sich ja Influenza-Viren vor allem vermehren. Ähnliche Beobachtungen gebe es bei Studien mit humanen Zellen, heißt es im Abstract zur Studie.

„Dies bedeutet, dass das Immunsystem des Kleinkinds robust und effizient ist und Krankheitserreger bereits im frühen Alter beseitigen kann“, schließt Studienleiterin Donna Farber vom Columbia University Medical Irving Center in New York. „In mancher Hinsicht ist es vielleicht sogar besser als das Immunsystem eines Erwachsenen, denn es ist darauf ausgelegt, auf eine Vielzahl neuer Krankheitserreger zu reagieren.“

Unmittelbarer Vergleich der Immunsysteme bei COVID-19

„Die frühe Kindheit ist die Zeit, in der besonders viele T-Zellen im Thymus gebildet werden“, erinnert Privatdozent Dr. Marcus Peters, Leiter der Arbeitsgruppe Immunologie der Lunge an der Ruhr Universität Bochum. „Mit zunehmendem Alter werden immer weniger T-Zellen gebildet, damit nimmt auch die Fähigkeit ab, auf Neues zu reagieren.“

Die kindliche Fähigkeit, auf neue Gefahren schnell eine Antwort zu finden, mache sich möglicherweise im Fall von SARS-CoV-2 bezahlt. Das Virus sei für alle Menschen neu, man erlebe daher momentan einen unmittelbaren Vergleich zwischen dem kindlichen und dem erwachsenen Immunsystem. „Und die Kinder schneiden besser ab.“ Ältere Erwachsene, die mit einem neuen Virus konfrontiert würden, reagierten langsamer. Das gebe dem Virus mehr Zeit, sich zu vermehren, man werde krank.

Auch kindliches Immunsystem braucht Zeit für Immunantwort

Dass Kinder in vielen Fällen häufiger an meist harmlosen Infekten erkrankten als Erwachsene, liege einfach daran, dass auch das kindliche Immunsystem Zeit brauche, um eine Immunantwort aufzubauen, erläutert Immunologe Peters.

Ihre Arbeit gebe auch Hinweise darauf, warum Impfungen im Kindesalter besonders wirksam seien, schreiben die Forscher um Farber weiter. Man solle sich auch nicht darum sorgen, mehrere Impfungen in dieser Zeit zu bekommen.

„Jedes Kind, das in der Welt lebt, insbesondere bevor wir anfingen, Masken zu tragen, ist täglich einer großen Anzahl neuer Antigene ausgesetzt.“ Ihr Immunsystem sei den Umgang damit gewohnt. (dpa/ker)

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