Pilotstudie

Körpertraining mit Herzinsuffizienz: Da geht noch mehr

Einerseits wird körperliche Aktivität bei Herzinsuffizienz empfohlen, andererseits birgt diese ein gewisses Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. In einer Pilotstudie ist es nun gelungen, beides zu berücksichtigen und messbare Erfolge zu erzielen.

Von Joana Wachter Veröffentlicht:
Bayerns erste Herzinsuffizienzsportgruppe

Bayerns erste Herzinsuffizienzsportgruppe: Mit dem gezielten, kontrollierten und ärztlich überwachten Training hat das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) eine Lobby für ein betreutes Herzschwächetraining geschaffen.

© Klaus Ebert / DZHI

Würzburg. Trainingsprogramme für Herzinsuffizienzpatienten werden zwar empfohlen, aber bisher nicht großflächig angeboten, auch aufgrund von Bedenken, dass während der sportlichen Betätigung kardiovaskuläre Ereignisse auftreten könnten – insbesondere bei schwer erkrankten Personen.

Eine Pilotstudie des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) in Würzburg hat jetzt ergeben, dass sich ein ärztlich überwachtes Körpertraining für Patienten mit Herzinsuffizienz durchaus sicher gestalten lässt und die Lebensqualität sowie auch den Verlauf der Erkrankung verbessern kann (Clinical Research in Cardiology 2021; online 22. Juni).

Patienten absolvierten Langzeittraining problemlos

Ein Jahr lang trainierten zwölf Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz (NYHA Klasse II/III) und einer Ejektionsfraktion <45% einmal wöchentlich unter ärztlicher Aufsicht ihre Ausdauer, Kraft und Koordination. Vor jedem Training wurden Blutdruck und Puls gemessen, um die Trainingstauglichkeit zu prüfen. Ein dekompensierter Patient sei natürlich nicht belastbar und sollte nicht teilnehmen, wird Dr. Christian Rost vom Bayerischen Sportärzteverband, der die Herzinsuffizienz-Sportgruppe mitgegründet hat, in einer Mitteilung der Universität Würzburg zur Veröffentlichung der Studie zitiert.

Die Teilnehmer waren im Schnitt 64 Jahre alt. Beim Training trugen sie einen Aktivitätstracker mit integrierter Pulsuhr. Vor Studienbeginn sowie nach vier, acht und zwölf Monaten unterzogen sie sich einer Echokardiografie, einem kardiopulmonalen Belastungstest, einem Sechs-Minuten-Gehtest und beantworteten Fragen zur Lebensqualität.

Ein Team um Professor Gülmisal Güder von der Universität Würzburg wertete die Daten aus und stellte fest: Die Patienten konnten das Training sehr gut absolvieren, währenddessen traten keine kardiovaskulären Ereignisse auf.

Niedrigerer NT-proBNP-Spiegel, höhere Ejektionsfraktion

Sie seien sehr vorsichtig vorgegangen, so Güder, das Training hätte sogar noch etwas intensiver ausfallen können. Erfolgreich war es in jedem Fall: Nach einem Jahr hatte sich der NT-proBNP-Spiegel der Patienten halbiert, er war von durchschnittlich 986 pg/ml auf 483 pg/ml gesunken, während die Ejektionsfraktion von median 36% auf 41% gestiegen war.

Zudem nahmen die Leistungsfähigkeit und die Aktivität im Alltag zu, was die Lebensqualität der Patienten verbesserte. Gerade während der Corona-Pandemie seien viele Herzinsuffizienzpatienten zu Hause geblieben und wenig aktiv gewesen, berichten die Forscher. Die Studie könne dazu animieren, sich wieder mehr zu bewegen.

Güder und ihre Kollegen hoffen, mit ihrem Experiment die Entwicklung weiterer risikoadaptierter Trainingsprogramme für Herzinsuffizienzpatienten zu erleichtern. Zwar gebe es bereits Sportgruppen zur Rehabilitation von Personen mit kardiovaskulären Erkrankungen, mitunter seien diese aber nicht für Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz geeignet. Derzeit planen die Forscher um Güder eine Folgestudie, an der ausschließlich schwer erkrankte Patienten der NYAH-Klasse III teilnehmen.

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie HF-OPT: Verbesserte LVEF unter medikamentöser Behandlung + Defibrillatorweste (Tag 0–90) und nachfolgender medikamentöser Behandlung (Tag 90–360)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion

Optimale medikamentöse Therapie plus Defibrillatorweste schützt vor Plötzlichem Herztod

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

© Alnylam

Pionier der RNAi-Technologie

Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Alnylam Germany GmbH, München
Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

© Springer Medizin Verlag

Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Behandlungstipps

Psoriasis und Komorbiditäten: Welche Therapie wirkt am besten?

70 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Lesetipps
Dr. Carsten Gieseking

© Daniel Reinhardt

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Eine Spritze für eine RSV-Impfung liegt auf dem Tisch.

© picture alliance / Ulrich Baumgarten

Update

Umfrage unter KVen

Erst sechs Impfvereinbarungen zur RSV-Prophylaxe Erwachsener