"Broken-Heart-Syndrom"
Männer und Frauen reagieren verschieden auf "gebrochenes Herz"
Verlust eines geliebten Menschen, Streit oder Infektionen: Seelischer und körperlicher Stress können ein Broken-Heart-Syndrom auslösen. Neue Untersuchungen haben ergeben: Bei Männern und Frauen lösen wohl unterschiedliche Formen von Stress den Herzfehler aus.
Veröffentlicht:BERLIN. Wie genau ein Broken-Heart-Syndrom – die Takotsubo-Kardiomyopathie – entsteht, ist ja noch nicht geklärt. Forscher haben aber herausgefunden, dass sie am häufigsten bei Frauen nach den Wechseljahren auftritt und durch emotional belastende Ereignisse wie auch durch akute körperliche Beschwerden ausgelöst werden kann. Sogar gute Nachrichten und freudige Begebenheiten lassen das Herz brechen.
"Körperlicher Stress" nun stärker im Visier
Die Ergebnisse einer Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) rücken nun den Auslöser "körperlicher Stress" stärker in den Mittelpunkt (Front Psychol 2017; 8:527).
Die Studie bestätigt, dass bei Männern Infektionen, Unfälle oder Ähnliches, also alles, was den Körper belastet, oft Auslöser für eine Takotsubo-Kardiomyopathie sind, teilt die DZHK mit.
Im Gegensatz dazu sei es bei Frauen der emotionale Stress. Die Studie habe aber auch ergeben, dass körperlicher Stress als Auslöser die Prognose sowohl bei Frauen als auch bei Männern erheblich verschlechtert.
Keine rein harmlose Erkrankung
Für ihre Analyse haben die DZHK-Forscher um Dr. Ibrahim El-Battrawy die Daten von 84 Patienten ausgewertet, die gut vier Jahre lang beobachtet wurden. Sie untersuchten, wie sich die unterschiedlichen Trigger auf den langfristigen Krankheitsverlauf auswirken.
"Lange Zeit dachte man, die Erkrankung wäre harmlos, denn in der Regel hat sich die Herzfunktion nach spätestens drei Monaten wieder erholt", wird der am Uniklinikum Mannheim tätige Dr. El-Battrawy in der DZHK-Mitteilung zitiert, Studienleiter und DZHK-Nachwuchswissenschaftler an der medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg. "Doch tatsächlich können noch Monate danach ernsthafte Folgeerkrankungen auftreten, und bis zu vier Prozent der Patienten sterben sogar nach einer Takotsubo-Kardiomyopathie."
Alle Patienten wurden bei Aufnahme ins Krankenhaus gefragt, ob sie in den letzten ein bis zwei Wochen großen seelischen Belastungen ausgesetzt oder akut erkrankt waren. "Wir haben dabei auch festgestellt, dass die emotional belastete Gruppe vermehrt über Brustschmerzen klagte, die Gruppe mit den akuten Krankheiten litt hingegen überwiegend unter Luftnot", so El-Battrawy.
Höheres Sterberisiko im Langzeitverlauf
Entscheidend war jedoch, was sich im Langzeitverlauf zeigte: Schwerwiegende Komplikationen wie lebensbedrohliche Arrhythmien, wiederholtes Herzversagen, Apoplexie, Herzinfarkt und rezidivierende Takotsubo-Kardiomyopathie traten häufiger auf, wenn körperlicher Stress das Broken-Heart-Syndrom auslöste. Auch hatten diese Patienten ein höheres Risiko zu sterben.
"Unsere Studie zeigt, dass körperlicher Stress ein Risikofaktor für einen schlechten Verlauf ist und trägt dazu bei, die Gruppe der Hochrisikopatienten weiter einzugrenzen", fasst El-Battrawyin der DZHK-Mitteilung zusammen. "Die Studie unterstreicht außerdem, wie wichtig es ist, die Patienten kurz- und langfristig im Auge zu behalten. Unabhängig vom Auslöser sollte man sie genauso engmaschig überwachen wie Herzinfarkt-Patienten und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus regelmäßig untersuchen."
In anderen Arbeiten hat El-Battrawy bereits gezeigt, dass die Herzkrankheit bei Patienten mit Diabetes besser verlief als bei Patienten ohne Diabetes, Krebs hingegen die Prognose verschlechtert.
Eine systematische Abfrage mit einem Fragebogen zu den Auslösern eines gebrochenen Herzens und bestehenden Grunderkrankungen wäre daher aus Sicht El-Battrawys sinnvoll, um den Verlauf der Krankheit besser einzuschätzen und die Therapie Betroffener anzupassen.