Kommentar zur Blutfett-Messung
Praktikabilität vor Präzision
Selbst in der Medizin kann es manchmal von Vorteil sein, eine Vorschrift nicht zu akribisch zu befolgen. Zum Beispiel die Empfehlung, dass Patienten vor der Blutabnahme zur Lipidbestimmung mindestens acht Stunden lang nüchtern sein müssen.
Streng genommen bedeutet das, dass ein Patient, der schon gefrühstückt hat, noch einmal für den nächsten Morgen einbestellt werden muss. Das ist für alle Beteiligten lästig und für den einen oder anderen Patienten Grund genug, gar nicht mehr aufzutauchen.
In diesem Fall gilt es, den zusätzlichen Informationsgewinn durch die Nüchternmessung gegen die damit verbundenen logistischen Schwierigkeiten und verpassten Chancen abzuwägen. Nach einer aktuellen Studie aus Kanada ist in dieser Situation wohl der postprandialen Messung der Vorzug zu geben.
Die Unterschiede zu den Nüchternwerten sind insbesondere bei den Cholesterin-Subfraktionen so gering, dass sie weder die Abschätzung des kardiovaskulären Risikos noch therapeutische Entscheidungen beeinflussen würden.
Auch mehrere andere Studien belegen den geringen Einfluss einer Mahlzeit auf das Lipidprofil. In der täglichen Praxis kann es daher manchmal zu den besseren Ergebnissen führen, wenn man auf ein kleines Plus an Exaktheit verzichtet.
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