Alkohol, Methamphetamine, Kokain
Sport gegen Substanzmissbrauch
Regelmäßige körperliche Aktivität scheint die Behandlung von Menschen mit problematischem Substanzgebrauch sinnvoll zu unterstützen, so das Fazit eines aktuellen Reviews aus Kanada.
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Sport hilft offenbar nicht nur bei Substanzgebrauch, sondern in diesem Zusammenhang auch bei Angststörungen oder Depressionen.
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Québec. Störungen durch Substanzgebrauch (Substance Use Disorders, SUD) beeinträchtigen die körperliche und mentale Gesundheit, und weltweit sterben jährlich über 500.000 Menschen an den Folgen ihres Konsums. Die Behandlung ist schwierig. Die Hälfte der Konsumenten wird rückfällig. Möglichkeiten, das zu bessern, werden händeringend gesucht. Regelmäßige körperliche Betätigung könnte ein sinnvoller Ansatz sein.
In einem systematischen Review haben kanadische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insgesamt 43 Studien mit 3135 erwachsenen SUD-Patienten und -Patientinnen hinsichtlich des körperlichen, psychologischen und sozialen Nutzens von Interventionen mit körperlicher Aktivität ausgewertet. Substanzgebrauch, gesundheitsbezogene Lebensqualität und Schlafqualität wurden am häufigsten untersucht und besserten sich in den meisten Studien (PLoS ONE 2023; online 26. April).
Studien zum Alkohol- und Methamphetamingebrauch
In 42 Prozent der Studien – 81 Prozent waren randomisiert-kontrolliert – erfolgten die Interventionen in Wohneinrichtungen, in 28 Prozent waren es Krankenhäuser, in sieben Prozent Ambulanzen. Am häufigsten, in 28 und 23 Prozent, ging es um Alkohol- und Methamphetamingebrauch, ferner um Amphetamine, Stimulanzien, Kokain, Cannabis und Heroin.
Studien zum Tabakgebrauch hatten die Forscher vorsätzlich ausgeklammert, da diese in älteren Übersichtsarbeiten nahezu die Hälfte der analysierten Studien ausmachten, sodass es schwierig war, verlässliche Aussagen zur Wirkung körperlichen Trainings auf Störungen bei anderweitigem Substanzgebrauch zu machen.
Im aktuellen Review überwogen Interventionen moderater Intensität mit etwa einer Stunde körperlicher Aktivität dreimal pro Woche über dreizehn Wochen, meist Joggen und Widerstandstraining, ferner etwa auch Radfahren, Yoga und Tai Chi.
Drei Viertel mit weniger Substanzgebrauch
In 49 Prozent der Studien wurde untersucht, ob es gelang, den Substanzgebrauch zu beenden oder zu reduzieren. Das war in 75 Prozent dieser Studien der Fall.
Die häufigsten körperlichen Endpunkte waren Muskelkapazität und aerobe Kapazität, also die maximale Sauerstoffaufnahme. Letztere wurde in 33 Prozent der Studien untersucht und verbesserte sich in mehr als 71 Prozent davon. Bei den psychologischen Effekten stand am häufigsten die Wirkung auf Angst- oder depressive Symptome im Fokus. So besserten sich depressive Symptome in 28 Prozent der Studien, die das untersuchten.
Nach Einschätzung der Autorinnen und Autoren bedarf es weiterer Studien, um die ideale Trainingsfrequenz, -intensität und -dauer herauszuarbeiten.