Elternzeit als Reisezeit

Verreisen mit Babys sollte wohlüberlegt sein

Kaum ist das Kind geboren, werden die Koffer gepackt: Viele junge Familien nutzen die gemeinsame Elternzeit für ausgiebige Reisen. Kinderärzte äußern Bedenken.

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Das erste Mal am Strand: Ob sich dieser junge Erdenbürger später erinnert?

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BERLIN. Einmal ausgiebig ferne Länder und Kontinente besuchen, länger als bei den klassischen zwei Wochen Sommerurlaub: Viele junge Eltern erfüllen sich diesen Traum mit Baby. Denn wann, wenn nicht in der Elternzeit, kann man mehrere Monate am Stück als Familie verreisen?

Alles scheint so leicht: Babys verschlafen die meiste Zeit, können unterwegs gestillt und in der Trage gut transportiert werden. Und sie stellen an das Reiseprogramm noch keine eigenen Ansprüche.

BVKJ warnt

Doch Kinderärzte warnen. Dr. Hermann Josef Kahl, Bundespressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), hält längere Fernreisen mit Säuglingen für unverantwortlich und lehnt sie ab: „Kinder unter drei Monaten sollten nach Möglichkeit gar nicht verreisen. Es ist für sie enormer Stress.“

Er rät, auch mit älteren Babys nur eingeschränkt zu reisen. Für Familienbesuche seien Flugreisen über wenige Stunden akzeptabel, schließlich sei die familiäre Bindung von Anfang an wichtig.

Für Babys zu anstrengend

Kahl sieht Reisen mit Säuglingen auch deshalb kritisch, da Kinder die Unruhe in der Vorbereitungszeit spürten, die neue Umgebung ungewohnt sei, die Kleinen mit vielen fremden Menschen und mitunter auch anderen klimatischen Verhältnissen konfrontiert würden. Für Babys ist das aus seiner Sicht zu anstrengend.

„Die kleinen Würmer müssen sich sehr umstellen, das fällt ja oft auch schon uns Erwachsenen schwer. Ich finde so etwas verwerflich“, sagt Kahl mit Blick auf Reiseziele in anderen Klimazonen.

Außerdem müsse man überlegen, ob eine gute medizinische Versorgung gewährleistet sei. „Die Kinder können in bestimmten Regionen auch an Krankheiten erkranken, gegen die man noch nicht impfen kann“, warnt der Arzt.

GTP: Vorrang der Kindergesundheit!

Nicht ganz so kritisch sieht Dr. Sarah Kotsias-Konopelska, Zweite Vorsitzende der Gesellschaft für Tropenpädiatrie und Internationale Kindergesundheit (GTP), das Reisen mit kleinen Kindern: „Generell möchte ich jede Familie dazu ermutigen, zu verreisen.“

Sie empfehle aber, Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden absoluten Vorrang zu geben. „Eltern sollten genau überlegen, was sie ihren Kindern zumuten können, um sie vor Gefahren zu schützen“, betont die Kinderärztin.

Wer mit einem krabbelnden Säugling verreise, der sich noch alles in den Mund stecke, werde große Mühe haben, das Baby vor Krankheiten durch Parasiten oder Durchfallerreger zu schützen.

Erst Grundimmunisierung abschließen

„Idealerweise werden Reisen so geplant, dass zumindest die Grundimmunisierung abgeschlossen ist und dass sie in den Zeitraum zwischen zwei U-Untersuchungen fallen“, sagt Kotsias-Konopelska.

Es sei auch möglich, solche Vorsorgeuntersuchungen im Ausland durchführen zu lassen, am einfachsten bei deutschsprachigen Kinderärzten. Selbst Impfungen seien im Reiseland möglich.

„Regionen ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser, mit klimatischen Extrembedingungen und mit einer Infrastruktur, die keine sichere Unterkunft und keine sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln gewährleisten kann, sollten auf jeden Fall gemieden werden“, betont Kotsias-Konopelska. (dpa/ths)

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