Corona-Splitter der KW 42/2021
Dritte Impfung mit Comirnaty® frischt Schutz zuverlässig auf
Blick auf neue Corona-Studien: Phase-III-Daten belegen die hohe Wirksamkeit einer Booster-Impfung. Die COVID-Vakzine schützt Jugendliche und Erwachsene vor der Delta-Variante. Und: Colchicin bringt bei der Behandlung von hospitalisierten COVID-Kranken keinen Vorteil.
Veröffentlicht:Update vom 22. Oktober
Eine Auffrischungsimpfung mit dem BioNTech/Pfizer-Impfstoff erhöht den Impfschutz gegen COVID-19, der nach der zweiten Dosis erreicht wurde und im Laufe der Zeit abnimmt, deutlich. In einer Phase-III-Studie mit mehr als 10.000 Personen ab 16 Jahren stellten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach der Booster-Impfung eine relative Impfstoffwirksamkeit von 95,6 Prozent fest, verglichen mit den Teilnehmern, die keine Auffrischungsimpfung erhalten hatten. Das melden die beiden Unternehmen. Die Studienteilnehmenden wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten entweder eine 30 μg-Auffrischungsimpfung (gleiche Dosis wie in der primären Impfserie) oder Placebo. Der mediane Zeitraum zwischen der zweiten Dosis und der Booster-Impfung oder Placebo-Impfung betrug etwa elf Monate. Das Auftreten von symptomatischer COVID-19 wurde mindestens sieben Tage nach Auffrischungsimpfung oder Placebo-Gabe untersucht, mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 2,5 Monaten. Während des Studienzeitraums wurden in der Gruppe mit Auffrischungsimpfung 5 COVID-19-Fälle registriert, in der Gruppe ohne Auffrischungsimpfung 109 Fälle (Mitteilung der Unternehmen Pfizer und BioNTech, veröffentlicht am 21. Oktober). (otc)
Eine COVID-19-Impfung schützt Jugendliche und Erwachsene auch vor der Delta-Variante. So senkt die BioNTech/Pfizer-Vakzine das Risiko einer Infektion mit Delta-Variante bei Jugendlichen um 90 Prozent. Zudem schützt sie zu 93 Prozent vor einer symptomatischen Erkrankung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Forschern und Forscherinnen aus Boston und Tel Aviv. Sie hatten Daten von 94.354 zweifach geimpften Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren mit der gleichen Zahl von ungeimpften Jugendlichen verglichen (NEJM 2021; online 20. Oktober). In einer weiteren Studie wurde während der aktuellen Delta-Welle auch bei Erwachsenen ein effektiver Schutz vor schwerer Erkrankung und Tod nachgewiesen. In der Studie wurden unter 1.563.818 Einwohnern in Schottland zwischen April und September 2021 insgesamt 114.706 Infektionen mittels PCR-Test festgestellt, 201 Personen starben an COVID-19. Forscherinnen und Forscher der Universität Edinburgh ermittelten für die Gruppe der 60-Jährigen und älter eine Schutzwirkung vor Tod von 87 Prozent für Comirnaty® und von 90 Prozent für Vaxzevria®. In der Altersgruppe 40 bis 59 Jahren lag die Schutzwirkung vor tödlicher Erkrankung für Comirnaty® bei 95 Prozent und für Vaxzevria® bei 88 Prozent. Unter den 16- bis 39-Jährigen hatte es unter den Geimpften keinen Todesfall gegeben, bei den Ungeimpften 17 Todesfälle (NEJM 2021; online 20. Oktober). (otc)
Colchicin zeigt in bisher verfügbaren Studien keine Vorteile bei der Behandlung von hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit COVID-19. Das bestätigt ein aktueller Cochrane Review. Colchicin wurde anfangs ja als Behandlungsoption für COVID-19 diskutiert, in der Hoffnung, dass dessen entzündungshemmende Eigenschaften die oft überschießende Immunreaktion bei COVID-19-Patienten dämpfen könnten. In der systematischen Übersichtsarbeit, in der drei randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) analysiert wurden, kommen die Cochrane-Autorinnen und -Autoren nun zu dem Ergebnis, dass Colchicin bei hospitalisierten Menschen mit moderater bis schwerer Erkrankung „wahrscheinlich keinen oder lediglich einen sehr geringen Nutzen“ im Bezug auf klinische Besserung der Symptome oder Mortalität bis Tag 28 hat. Allerdings, so ihre Einschränkung, könnte Evidenz aus derzeit noch laufenden beziehungsweise unveröffentlichten Studien dieses Ergebnis noch verändern. Etwas anders sieht es bei ambulant behandelten Patienten mit asymptomatischer oder leichter Erkrankung aus: Hier verweist der Review auf Daten aus einer RCT, die darauf hindeuten, dass Colchicin das kombinierte Risiko einer Krankenhauseinweisung oder Tod innerhalb von 28 Tagen sowie von schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen „leicht reduzieren könnte“. Betrachtet man das Sterberisiko isoliert, lassen sich jedoch keine Aussagen machen (Cochrane Database of Systematic Reviews 2021, online 18. Oktober). (otc)
Update vom 21. Oktober
Zu einem Totimpfstoff gegen COVID-19 liegen jetzt positive Ergebnisse einer Phase-III-Studie vor. Das meldet der französische Hersteller Valneva. Demnach ist die Vakzine mit dem Namen VLA2001 der erste in Europa entwickelte und getestete inaktivierte Corona-Impfstoff. Statt Vektorviren oder mRNA verwendet das Unternehmen inaktivierte SARS-CoV-2-Viruspartikel. Der Impfstoff wurde in der Studie (n=4012) mit dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca (Vaxzevria®) verglichen, und zwar hinsichtlich der zellulären Immunantwort. Der primäre Endpunkt war die Immunogenität, gemessen als geometrischer Mittelwert des Titers (GMT) von SARS-CoV-2-spezifischen neutralisierenden Antikörpern, der zweite Endpunkt war die Verträglichkeit. Die Teilnehmer erhielten entweder zwei Dosen VLA2001 oder Vaxzevria® im Abstand von vier Wochen. Zwei Wochen nach der zweiten Dosis von VLA2001 betrug der GMT 803,5 im Vergleich zu 576,6 nach der Gabe von Vaxzevria®. Damit schnitt der Totimpfstoff besser ab als der Vektorimpfstoff. Die Serokonversionsrate erreichte in beiden Gruppen über 95 Prozent. Reaktionen an der Injektionsstelle (73,2 versus 91,1 Prozent) und systemische Reaktionen (70,2 versus 91,1 Prozent) traten mit VLA2001 seltener auf als mit Vaxzevria®. Ein Antrag auf Zulassung in der EU werde derzeit vorbereitet (Mitteilung des Unternehmens Valneva, veröffentlicht am 18. Oktober). (otc)
Die Einnahme von Statinen ist bei älteren Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion während eines Krankenhausaufenthalts mit einer verringerten 28-Tage-Sterblichkeit verbunden. Das legt jetzt zumindest eine US-amerikanische Kohortenstudie mit 1179 Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion nahe. Wie die Forscher aus Boston und Ann Arbor festgestellt haben, bestand diese Assoziation sowohl bei Patienten, die vor dem Krankenhausaufenthalt bereits Statine eingenommen hatten, als auch bei solchen, die vorher noch keine eingenommen hatten (Hazard Ratio 0,270 beziehungsweise 0,493). Dies galt für Patienten über 65 Jahre, jedoch nicht bei Patienten ≤ 65 Jahre (J Inf Dis 2021, online 19. Oktober). (otc)
Update vom 19. Oktober
Kinder spielen bei der SARS-CoV-2-Übertragung möglicherweise eine größere Rolle als bisher angenommen. Darauf lassen die Ergebnisse einer belgischen Kohorten-Studie schließen. Forscherinnen und Forscher um Dr. Christelle Meuris von der Universitätsklinik in Lüttich, Belgien, haben insgesamt 181 Personen, und zwar 63 Kinder einer Grundschule sowie 118 Erwachsene (Eltern und Lehrer dieser Schule) untersucht. Alle Studienteilnehmer wurden zwischen September 2020 und Dezember 2020 einmal pro Woche über 15 Wochen mit einem PCR-Test auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 hin untersucht. Außerdem wurden per Fragebogen Art und Dauer der Symptome im Falle einer Infektion ermittelt. Ergebnis: Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen der Rate der SARS-CoV-2-positiv getesteten Kinder und der Rate der positiv getesteten Erwachsenen: 13 Kinder (20,6 Prozent) und 32 Erwachsene (27,1 Prozent). Betroffene Kinder waren jedoch deutlich häufiger asymptomatisch als Erwachsene (46 Prozent versus 13 Prozent). Außerdem ergab die Rekonstruktion des Ausbruchs, dass die meisten SARS-CoV-2-Übertragungen von der Schule aus erfolgt waren, also durch Schüler oder Lehrer. Die Ergebnisse legen nahe, dass Kinder eine größere Rolle bei der SARS-CoV-2-Übertragung spielen als bisher angenommen, resümieren die Studienautoren (JAMA Netw Open 2021; online 12. Oktober). (ikr)
Pandemie und Tabak: Der Pro-Kopf-Verkauf an Zigaretten war in den USA während der Pandemie wohl um gut 12 Prozent höher als der Verkauf, der aufgrund der Entwicklungen in den vorangegangenen Jahren ohne die Pandemie zu erwarten gewesen wäre. Das hat eine Modellrechnung von Forscherinnen und Forschern der American Cancer Society ergeben. Sie haben auf der Basis von Daten des Alcohol and Tobacco Tax and Trade Bureau im US-amerikanischen Finanzministerium aus den vergangenen Jahren den zu erwartenden Pro-Kopf-Verkauf von Zigaretten im Zeitraum während der Corona-Pandemie geschätzt. Dann haben sie den während der Pandemie zwischen März 2020 und Juni 2021 tatsächlich erfolgten Zigaretten-Verkauf beobachtet und mit den ohne Pandemie zu erwartenden Verkaufszahlen über denselben Zeitraum verglichen. Ergebnis: Der beobachtete Zigaretten-Verkauf übertraf nach dem Beginn der Pandemie zu allen Zeiten die zu erwartenden Verkaufszahlen. Der monatliche Anstieg des Pro-Kopf-Verkaufs betrug nach den Berechnungen der US-Forscher durchschnittlich 14,1 Prozent (0,34 Packungen pro Kopf) (Ann Intern Med; online 19. Oktober). (ikr)
Update vom 18. Oktober
Die in Europa zugelassenen COVID-Vakzinen schützen weiterhin sehr gut vor schweren Verläufen, auch bei einer Infektion mit der Delta-Variante. Das teilt das Robert Koch-Institut (RKI) mit. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des RKI haben 17 Studien ausgewertet, die sich mit der Delta-Variante von SARS-CoV-2 beschäftigt haben. Sie bewerten auf Basis der gegenwärtigen Evidenz die gepoolte Vakzin-Effektivität (VE), also die Schutzwirkung der Impfstoffe, wie folgt: 67 Prozent VE gegen eine Infektion mit der Deltavariante von SARS-CoV-2 über alle Altersgruppen hinweg, 63 Prozent VE gegen eine asymptomatische Infektion, 76 Prozent VE gegen eine symptomatische Infektion und 91 Prozent VE gegen schwere Erkrankung und Hospitalisierung. Den RKI-Wissenschaftlern zufolge bedeutet das einen moderaten bis hohen Schutz vor einer Infektion mit der Delta-Variante und einen weiterhin hohen Schutz vor einem schweren COVID-Verlauf (Euro Surveill 2021; online 14. Oktober).
Liebe Leser, wir fassen die Corona-Studienlage wöchentlich zusammen. Eine Übersicht mit allen bereits veröffentlichten COVID-19-Splittern der vergangenen Wochen und Monate finden Sie hier: