Imland Klinik
Hausärzte wollen Eckernförder Krankenhaus von Rendsburg lösen
Hat der Klinikstandort Eckernförde ohne Kopplung an Rendsburg bessere Chancen? Hausärzte bringen diese Option ins Spiel, weil sie bislang einseitige Entscheidungen zugunsten Rendsburgs sehen.
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Hausarzt Dr. Ulf Ratje hält den Klinikstandort Eckernförde für wirtschaftlich tragfähig.
© Dirk Schnack
Eckernförde. Niedergelassene Ärzte in Eckernförde bringen für die Zukunft des dortigen Krankenhauses eine Option ins Spiel, die bislang öffentlich kaum diskutiert wurde: Sie halten eine Entkoppelung vom imland-Verbund mit dem größeren Standort Rendsburg für eine tragfähige Lösung. Der Arbeitskreis imland, dem mehrere Hausärzte aus Eckernförde angehören und der wie berichtet das erfolgreiche Bürgerbegehren unterstützt hatte, kann sich die Zukunft des Eckernförder Standortes auch ohne Bindung an die Klinik in der Kreisstadt Rendsburg vorstellen.
Voraussetzung für eine solche Lösung wäre allerdings, dass das Krankenhaus im Bettenplan mit seiner bisherigen Größe berücksichtigt wird und neben der Grund- und Regelversorgung ausgewählte weitere Leistungen anbieten dürfte. „Für Eckernförde wäre es besser, nicht mehr mit Rendsburg verbandelt zu sein“, sagte der im Arbeitskreis imland engagierte Eckernförder Allgemeinmediziner Dr. Ulf Ratje der Ärzte Zeitung. Er hält verschiedene Szenarien für möglich, in denen ein Krankenhaus in der Ostseestadt wirtschaftlich tragfähig arbeiten könnte:
- Übernahme des Krankenhauses durch einen privaten Klinikkonzern. Für die insolvente imland Klinik im Kreis Rendsburg-Eckernförde sollen sich mindestens zwei private Klinikkonzerne so konkret interessieren, dass sie ein Angebot im noch laufenden Bieterverfahren abgegeben haben.
- Übernahme durch das Städtische Krankenhaus Kiel, mit dem imland wie berichtet bislang schon im 6K-Verbund kooperiert. Kiel hat ebenfalls ein Angebot für imland insgesamt abgegeben. Was das für den Klinikstandort Eckernförde bedeutet, ist bislang offen. Es wird über den Erhalt der stationären Angebote genauso spekuliert wie über die Transformation in ein Gesundheitszentrum.
- Erhalt von imland als eigenständiges Krankenhaus mit den bisherigen Klinikstandorten, beide Standorte mit Grund- und Regelversorgung, ergänzt durch wirtschaftliche oder unverzichtbare Abteilungen. Rendsburg und Eckernförde sollten dann „auf Augenhöhe“ arbeiten. Bislang, so der Eindruck des Arbeitskreises, wurden Entscheidungen des Aufsichtsrates und der Geschäftsführung einseitig zu Gunsten des größeren Standortes in Rendsburg gefällt.
Die imland Klinik wollte sich zu den Vorschlägen Ratjes gegenüber der Ärzte Zeitung unter Verweis auf das noch laufende Bieterverfahren nicht äußern. Es sei zum aktuellen Zeitpunkt noch offen, welche Angebote vorliegen werden, wie sie konkret aussehen und welche finanziellen Mittel Bieter bereitstellen wollen. Auch der Positionierungsprozess des Kreises sei noch nicht abgeschlossen.
Investitionen des Landes werden dringend benötigt
Ratje lässt keinen Zweifel an seiner Haltung, dass das stationäre Angebot in Eckernförde nicht aufgegeben werden darf. Die Grund- und Regelversorgung, weitere ausgewählte Leistungen wie Gelenkzentrum und Geriatrie sowie ein Ausbau der sektorenübergreifenden Kooperation wären aus seiner und aus Sicht weiterer Hausärzte in Eckernförde wirtschaftlich tragfähig, wenn erstens das Land die Investitionen dafür freigibt und zweitens Geschäftsführung und Aufsichtsrat anders besetzt werden. Von beiden haben die Eckernförder Hausärzte den Eindruck, dass sie nicht zu Kompromissen bereit sind und in der Vergangenheit wiederholt Entscheidungen zu Lasten des Eckernförder und zu Gunsten des Rendsburger Krankenhauses gefällt haben. Ohne diese Entscheidungen wäre das Haus in Eckernförde aus ihrer Sicht gar nicht in Schieflage geraten. Als Beispiel für eine aus seiner Sicht falsche Entscheidung pro Rendsburg nennt Ratje die Etablierung einer Kinderorthopädie, die er dort für unangebracht und zu teuer hält.
Klinikstandorte sollen "auf Augenhöhe" arbeiten
Wirtschaftlich vernünftiger und für eine ausgewogene Versorgung besser wäre aus seiner Sicht gewesen, die beiden Standorte gleichberechtigt zu behandeln und frühzeitig auf die Vernetzung von ambulanten und stationären Strukturen zu setzen. Eine Verlagerung der stationären Chirurgie nach Rendsburg wird nach seiner Überzeugung scheitern, weil die Kapazitäten in Rendsburg dafür nicht ausreichen sowie viele Beschäftigte aus Eckernförde nicht in die Kreisstadt wechseln wollen.
Hausärzte fordern Einlenken des Ministerpräsidenten
Ratje will in seinem Engagement für das örtliche Krankenhaus nicht nachlassen. Hoffnung macht ihm die im Mai anstehende Kommunalwahl in Schleswig-Holstein. „Die Politik muss vorher Farbe bekennen“, glaubt der Allgemeinmediziner. Insbesondere von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), der in Eckernförde lebt, fordert er ein Umdenken pro Krankenhaus: „Wir werden ihn immer wieder daran erinnern, was es für die Patientensicherheit bedeutet, wenn das Krankenhaus in seiner Heimatstadt geschlossen wird.“ Das Kriterium geringe Fallzahl ist für Ratje zwar ein Argument, er warnt aber davor, aus diesem Grund ganze Standorte zu schließen. „Die fächerübergreifende Zusammenarbeit ist in kleinen Häusern oft ausgeprägter und ein echter Vorteil. Sie können gut beurteilen, ob sie einem Patienten selbst helfen können oder zu Spezialisten an anderen Standorten überweisen. So machen wir Hausärzte es auch – und wir werden trotz aller Fachärzte auch gebraucht.“