Sachsen
Wiedereröffnete Schulen sind keine Corona-Hotspots
Bei 2045 untersuchten Blutproben von sächsischen Schülern und Lehrern wurden lediglich in 12 Fällen Antikörper entdeckt.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Dresden. Dresden. Lehrer und ältere Schüler in der Region Dresden haben sich bisher nur selten unbemerkt mit dem Corona-Virus infiziert. Das hat eine Studie der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden und des Universitätsklinikums Dresden ergeben.
Dies sei die bundesweit größte Studie, bei der nach der Wiedereröffnung der Schulen nach dem Lockdown erfasst werden sollte, wie viele Schüler und Lehrer Antikörper gegen das Corona-Virus in sich tragen und wie sich dessen Ausbreitung über die Zeit verändert, teilte die Klinik mit.
Für die Studie seien im Mai und Juni 2045 Blutproben von Schülern und Lehrern aus 13 weiterführenden Schulen in Dresden sowie den Landkreisen Bautzen und Görlitz untersucht worden. 1541 Proben stammten von Jugendlichen überwiegend der Klassenstufen acht bis elf.
504 Lehrer hätten sich beteiligt, ihr Alter reichte von 30 bis 66 Jahren. An einigen der 13 Schulen habe es diagnostizierte Coronafälle gegeben.
Stille symptomfreie Infektion sehr selten
In zwölf der 2045 Proben seien zweifelsfrei Antikörper nachgewiesen worden. Bei fünf der zwölf Fälle sei eine nachgewiesene Corona-Virusinfektion bekannt gewesen, bei den sieben weiteren Fällen hingegen nicht.
„Das bedeutet, dass eine stille, symptomfreie Infektion bei den von uns untersuchten Schülern und Lehrern bislang noch seltener stattgefunden hat als wir das vermutet hatten“, schätzt Professor Reinhard Berner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums, ein.
Bei 24 Haushalten sei mindestens ein Corona-Fall bekannt gewesen. Dabei habe offenbar nur eine einzige Ansteckung stattgefunden, nach der sich Antikörper nachweisen ließen. „Diese Untersuchungsergebnisse liefern Hinweise darauf, dass die Virusübertragung in Familien nicht so dynamisch geschieht wie bisher angenommen“, sagt Berner.
„Unsere Ergebnisse würden bedeuten, dass der größte Teil der Schulkinder trotz eines Infektionsfalls im Haushalt selbst keine Infektion durchgemacht hat.“
Bewusst ältere Schüler mit vielen Kontakten ausgewählt
Die Klinik ergänzte, für die Studie seien bewusst Schüler überwiegend der achten bis elften Klassen ausgewählt worden, „weil sich diese Schüler in größerem Maße unabhängig von ihrem Elternhaus und vielleicht auch von den Vorgaben der Allgemeinverfügung bewegen“. Sie hätten außerdem wahrscheinlich eine entsprechend große Anzahl von sozialen Kontakten.
Weiterhin seien für die Studie bewusst Schulen einbezogen worden, von denen bekannt gewesen sei, dass dort vor dem Lockdown Corona-Infektionen nachgewiesen worden waren.
„Hier konnten wir erfreulicher-weise feststellen, dass sich in der aus-gewählten Altersgruppe und in den untersuchten Schulen weder vor dem Lockdown noch nach der Wiedereröffnung Hotspots entwickelt haben“, berichtet Berner. „Vier von fünf Schülern gaben dabei an, über ihren Klassenverband und die Familie hinaus regelmäßige soziale Kontakte unter-halten zu haben. Auch das hat offenbar nicht zu einer weiteren Verbreitung des Virus geführt.“
Nach den Ferien soll wieder der Normalbetrieb starten
In der vergangenen Woche seien abermals Blutproben entnommen worden. Zehn Prozent der Studienteilnehmer, das entspricht rund 200 Schülern und Lehrern, seien noch einmal getestet worden. Dabei seien jene Schulen ausgewählt worden, an denen am 25. Mai mit der Probenentnahme gestartet worden war.
Die zweite große Testreihe an allen 13 Schulen sei für den Beginn des neuen Schuljahres geplant. In Sachsen enden die Sommerferien Ende August. Danach solle es an den sächsischen Schulen wieder vollständigen Normalbetrieb geben, kündigte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) an.
Es müsse kein Mindestabstand von 1,5 Metern mehr eingehalten werden. Ob und wann ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden sollte, könnten Schulleitungen selbst festlegen.
Eine dritte Testreihe zu den Antikörpern auf das Corona-Virus solle es „in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen“ Ende dieses Jahres oder Anfang kommenden Jahres geben, hieß es.
Hinweis der Redaktion: Wir haben den usprünglichen Text von der dpa durch einen Korrespondenten-Bericht ersetzt.