Deutschland
Gesundheitsministerium erwartet weitere Affenpocken-Fälle
Vier Fälle von Affenpocken sind bislang in Deutschland nachgewiesen. 130 Fälle könnten es weltweit sein. Als Ursprung sind Sexparties im Verdacht. Die Europäische Krisenreaktion läuft an.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin. In Deutschland sind Stand Montag bislang vier Fälle von Affenpocken bestätigt, einer in München, drei in Berlin. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) rechnet angesichts der bekannten Kontakte der Infizierten und der möglichen Infektionswege allerdings mit weiteren Fällen.
Derzeit würden weitere Proben ausgewertet und die Kontaktpersonen der Betroffenen ermittelt, heißt es in einer Mitteilung des BMG. „Wir müssen schnell und hart reagieren, um den globalen Ausbruch einzudämmen“, sagte Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) am Montag bei der Weltgesundheitsversammlung in Genf. Der weltweite Ausbruch der Affenpocken sei so ungewöhnlich, dass man sich Sorgen machen müsse. Es sei nicht klar, ob er so ablaufe wie frühere Ausbrüche.
RKI arbeitet an Empfehlungen
Aktuell arbeite das Robert Koch-Institut Empfehlungen zu Isolation und Quarantäne im Falle einer Infektion aus, sagte Lauterbach. Die Risikogemeinde, im Augenblick vor allem Männer, die anonymen Sex mit anderen Männern haben, solle aufmerksam auf Hautveränderungen und erhöhte Temperatur achten. Es sei geplant, Impfstoffe anzuschaffen. Kontakte zu Herstellern lägen bereits vor. Eine Impfkampagne werde keinesfalls die Allgemeinbevölkerung ansprechen, sondern nur die Risikogruppen, so Lauterbach.
Das BMG sei in ständigem Austausch mit den Ländern, dem Robert Koch-Institut (RKI) und der WHO, heißt es darüberginaus in einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums. Nachgewiesen sei in Europa bislang die westafrikanische Affenpockenvariante. Experten schätzen diese Variante als milder ein als die zentralafrikanische Variante.
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Die Entwicklungen rund um die Affenpocken
Speziallabore wie das RKI und das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr böten molekulare Diagnostik zur Identifizierung und Typisierung von Affenpockeninfektionen an, heißt es in dem Papier aus dem BMG. Zentren, die auf die Behandlung von durch hochpathogene Erreger ausgelösten Krankheiten spezialisiert sind (STAKOB), stehen nach Auskunft des BMG in engem Austausch untereinander und bieten Beratungen zum klinischen Management der Erkrankung an.
Das European Centre für Disease Prevention and Control (ECDC) werde zügig zu Wochenbeginn zu einem „Rapid Risk Assessment“ zusammenkommen. Am Mittwoch folge eine Sondersitzung des Health Security Committee der Europäischen Kommission und des ECDC, hat das BMG angekündigt.
Ansteckungen bei Sexparties
Das aktuell höchste Risiko gehe derzeit von sexuellen Kontakten unter Männern aus, heißt es in einer Mitteilung des BMG. Ursprung der in Deutschland festgestellten Infektionen seien Sexparties in Berlin und auf Gran Canaria gewesen.
Es handele sich um „vielfältige Kontakte“ in Deutschland und Europa. Ein Italiener, der Kontakt zu einem der Infizierten hatte und sich wohl in Deutschland aufhält, werde derzeit von den Behörden gesucht.
Erste Fälle der Affenpocken waren Anfang Mai in Großbritannien aufgetreten, Mitte Mai wurden Fälle in Portugal bekannt. 130 bestätigte Fälle und Verdachtsfälle seien bislang in zahlreichen Ländern weltweit nachgewiesen, heißt es in dem Papier des BMG. (af)