Projekte zu Seltene Erkrankungen, Impfen Antibiotikaverordnung

Innovationsausschuss hält drei Studien für transferwürdig

Drei Innovationsfondsprojekte haben den „Ritterschlag“, eine Transferempfehlung, bekommen. Geprüft werden sollen nun Verbesserungen bei Impfempfehlungen, Antibiotikaverordnungen und der Versorgung von Menschen mit Verdacht auf Seltene Erkrankungen.

Veröffentlicht:
Unkomplizierte Harnwegsinfekte führen oft zu Antibiotikaverordnungen. Wie diese verringert werden können, erprobte ein Innovationsfondsprojekt.

Unkomplizierte Harnwegsinfekte führen oft zu Antibiotikaverordnungen. Wie diese verringert werden können, erprobte ein Innovationsfondsprojekt.

© sirirat / stock.adobe.com

Berlin. Drei Transferbeschlüsse zu Innovationsfondsprojekten hat der Innovationsausschuss gefasst und am Freitag auf seiner Webseite veröffentlicht. Genannt werden folgende Studien:

  • AMSeC – Auffrischimpfung gegen Meningokokken der Serogruppe C: Das Projekt AMSeC hat laut Ausschuss gezeigt, dass es einige Jahre nach der Grundimmunisierung zu einem Abfall der Schutzwirkung gegen Meningokokken C kommt. Mit Hilfe eines neu entwickelten mathematischen dynamischen Transmissionsmodells wurde deshalb simulationsbasiert untersucht, ob eine Auffrischungsimpfung im Jugendalter mit einem Monoimpfstoff gegen Meningokokken Typ C oder einem Kombinationsimpfstoff gegen die Meningokokken Subtypen A, C, W und Y sinnvoll und kosteneffektiv ist. „Im Ergebnis zeigten sich Vorteile für den Kombinationsimpfstoff sowie für eine Auffrischungsimpfung im Alter von 13 und 14 Jahren“, heißt es in der Mitteilung. Der Innovationsausschuss ist deshalb der Ansicht, dass das neu entwickelte Modell die Ständige Impfkommission (STIKO) dabei unterstützen kann, über eine Auffrischungsimpfung im Jugendalter zu entscheiden. Die STIKO wird deshalb gebeten zu prüfen, „ob die Ergebnisse sinnvoll für die Weiterentwicklung von Impfempfehlungen verwendet werden können“.
  • REDARES – Reduktion von Antibiotikaresistenzen durch leitliniengerechte Behandlung von Patienten mit unkompliziertem Harnwegsinfekt in der ambulanten Versorgung: Allgemeinarztpraxen erhielten im Rahmen des Projektes multimodale Unterstützungsangebote, etwa ein Feedback zum eigenen Verordnungsverhalten und Informationen zu regionalen Resistenzdaten sowie Informationsmaterialien für die Patienten. Das Ergebnis zeige, dass durch die Unterstützungsangebote die Verschreibungsrate von Zweitlinienantibiotika sank sowie insgesamt weniger Antibiotika bei unkomplizierten Harnwegsinfekten eingesetzt wurden, so der Innovationsausschuss. Die Erkenntnisse werden deshalb an KVen, Krankenkassen und die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin weitergeleitet. Sie sollen prüfen, wie die Erkenntnisse „in Vertragsvereinbarungen und Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung Berücksichtigung finden können“.
  • ZSE-DUO – Duale Lotsenstruktur zur Abklärung unklarer Diagnosen in Zentren für Seltene Erkrankungen: Das Projekt hat an den Zentren für seltene Erkrankungen eine duale Lotsenstruktur – bestehend aus somatischen und psychiatrischen beziehungsweise psychosomatischen Fachärzten – erprobt. Die Lotsen begleiteten die Patienten bei der Abklärung der Erkrankung. Die Evaluation zeigte laut Ausschuss, dass der Anteil an Personen, bei denen spätestens zwölf Monate nach erster Vorstellung im Zentrum eine Diagnose gestellt werden konnte, mit Hilfe der dualen Lotsen signifikant höher war. Kranken- und Pflegekassen, DKG und der Verband der Universitätsklinika sollen nun prüfen, ob dieser Ansatz bei der Weiterentwicklung von Verträgen umgesetzt werden kann. Zudem werden die Erkenntnisse an das Bundesgesundheitsministerium weitergeleitet. Das soll überlegen, ob „Ansätze der neuen Versorgungsform gesetzlich aufgegriffen werden sollten“. (juk)
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gemeindenotfallsanitäter und Surveillance-System in außerklinischer Intensivpflege

Innovationsausschuss vergibt Prüfaufträge

Verbesserungsvorschläge auf dem Medica Econ Forum

Innovationsfonds: Der Weg in die Regelversorgung ist zu lang

Sektorübergreifende Versorgung

StatAMed steht jetzt allen Einweisern offen

Das könnte Sie auch interessieren
Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

© ASK Agentur für Sales und Kommunikation GmbH

Tag der Seltenen

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Als stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen/Marburg (UKGM) hat Dr. Beate Kolb-Niemann nicht nur die psychosomatische Versorgung in der Region entscheidend mitgeprägt. Indem sie somatisch orientierten Ärzten die Augen für die psychosomatische Dimension von seltenen Erkrankungen öffnet, trägt sie zu einer ganzheitlichen Betreuung Betroffener bei.

© [M] Kolb-Niemann; gremlin / Getty Images / iStock

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Wenn man auf Anhieb nichts findet, ist es nicht immer die Psyche

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Herr Prof. Dr. Winfried März hat nicht nur eine Universitätsprofessur für medizinische und chemische Labordiagnostik an der Karl-Franzens-Universität in Graz inne, sondern ist auch Arbeitsgruppenleiter an der Medizinischen Klinik V, Universitätsmedizin Mannheim. Zudem ist er als Direktor der Synlab-Akademie in der Ärztefortbildung im Bereich der seltenen Erkrankungen aktiv und hat mehrere Biobanken, insbesondere zu Fragen der Genetik von Herz-, Gefäß-, Nieren- und Fettstoffwechselerkrankungen, aufgebaut.

© Fantastic; [M] gremlin / Getty Images / iStock

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Labordiagnostik bei seltenen Erkrankungen – wichtiger als man denkt!

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Insgesamt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die Kosten an vielen Stellen schneller gestiegen sind als der Orientierungswert.

© Leafart - stock.adobe.com

Praxismanagement

So bekommen Sie steigende Praxiskosten in den Griff

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

Lesetipps
Dreidimensionale Darstellung des Syphilis-Erregers.

© Christoph Burgstedt / stock.adobe.com

Hinweis von Infektiologin

Syphilis täuscht Rheumaerkrankungen und Schübe vor

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (l.) bei der Übergabe des Aktionsplans für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen an Jürgen Dusel, Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderungen und Verena Bentele, Sprecherin des Deutschen Behindertenrats.

© picture alliance/dpa | Carsten Koall

Aktionsplan vorgelegt

Lauterbach forciert Umbau zu barrierefreien Arztpraxen