Transplantationsmediziner

Klare Kante zeigen!

Transplantationsmediziner distanzieren sich deutlich von jenen, die dem Image der Fachrichtung schaden. Nun wurde auch Kritik am Präsidenten von Eurotransplant laut. Der weist den Vorwurf möglicher Interessenskonflikte vehement zurück.

Von Nicola Siegmund-Schultze Veröffentlicht:

ESSEN. Die Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG) setzt klare Zeichen: Von Mitgliedern, die Verantwortung tragen für vorsätzliche Regel- und Richtlinienverstöße, distanziert sie sich entschieden.

So stimmte bei der Mitgliederversammlung während der 25. Jahrestagung in Essen eine große Mehrheit der über 100 anwesenden DTG-Mitglieder dafür, den ehemaligen Leiter der Abteilung Transplantationschirurgie am Uniklinikum Göttingen, Professor O., von der Mitgliedschaft auszuschließen.

Manipulation von Patientendaten und Missachtung von Richtlinien der Bundesärztekammer (BÄK) zur Aufnahme auf die Warteliste zur Lebertransplantation hatten den sogenannten Transplantationsskandal in Deutschland ausgelöst.

"Große Mehrheit arbeitet ehrlich"

Nach einem Mammutprozess gegen den Transplantationschirurgen hatte das Landgericht Göttingen zwar die Verantwortung des Arztes für Manipulationen der Warteliste bestätigt, darin aber zum Zeitpunkt der Taten (2010-2011) kein strafrechtlich relevantes Verhalten gesehen.

Das Urteil vom Mai 2015 ist allerdings nicht rechtskräftig. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs über die Revision der Staatsanwaltschaft steht noch aus.

"Die ganz große Mehrheit unserer Mitglieder arbeitet ehrlich und anständig, so wie man es von Ärzten erwartet", sagte Professor Björn Nashan vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. "Aber da, wo erwiesenermaßen nicht redlich gearbeitet wird, muss die Fachgesellschaft in einem strukturierten Prozess Mitglieder ausschließen."

Professor O. habe auch in Antwortschreiben auf Briefe des Vorstands der DTG kein Fehlverhalten anerkannt. Die Möglichkeit, sich vor den Mitgliedern in Essen persönlich zu erklären, nutzte er nicht.

Der Leberchirurg habe der deutschen Transplantationsmedizin und den von ihr abhängigen Patienten schweren Schaden zugefügt, hieß es in der Begründung für den Antrag auf Ausschluss aus der Fachgesellschaft, der nun beschlossen ist. Die strafrechtliche Bewertung sei für diese Maßnahme, die der Satzung der DTG entspreche, nicht relevant.

Vorwürfe gegen Eurotransplant-Chef

Kritik wurde auch am Präsidenten von Eurotransplant (ET) geübt, dem deutschen Herzchirurgen Professor Bruno Meiser. Er leitet das Transplantationszentrum am Klinikum der LMU München. ET ist zuständig für die Vermittlung postmortaler Organe in acht europäischen Ländern inklusive Deutschland.

Die Mehrheit der deutschen Transplantationszentren sieht sich nun einer Umfrage zu Folge durch Meiser bei ET nicht mehr repräsentiert. Er solle sein Amt bei ET ruhen lassen, zumindest vorübergehend, bis Fragen zum Fehlverhalten bei der Anmeldung von Patienten auf die Warteliste zur Herztransplantation endgültig geklärt seien.

Im Jahr 2015 hatte die Prüfungs- und Überwachungskommission bei der BÄK systematische schwere Verstöße gegen Richtlinien der BÄK und gegen Anwendungsregeln von ET festgestellt. Ziel der Verstöße sei gewesen, dass Patienten des Transplantationszentrums der LMU München mit höherer Dringlichkeit auf die Warteliste für ein Herz kommen.

Meiser habe für diese Verstöße zumindest Verantwortung, hieß es bei der Tagung. Es gebe mögliche Interessenkonflikte zwischen seiner Funktion bei ET und der Leitung des Zentrums in München und Meiser solle diese Konflikte auflösen.

"... Sonst sind wir unglaubwürdig!

Deutsche Vertreter im Board von ET hatten sich mit ihrem Votum für einen Beschluss, dass Meiser sein Amt bei ET ruhen lässt, in dem Gremium nicht durchsetzen können. Mehrere Diskutanten appellierten in Essen nun an Meiser, das Misstrauensvotum der Transplantationszentren ernstzunehmen.

"Die Vorgänge widersprechen den Interessen der Fachgesellschaft und wir müssen das offenlegen, sonst sind wir unglaubwürdig", sagte der neue Präsident der DTG, Professor Bernhard Banas, Universitätsklinik Regensburg.

In einer schriftlichen Stellungnahme auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" wies Meiser die Annahme zurück, er habe möglicherweise Interessenkonflikte. Er sei am Transplantationszentrum der LMU München nicht in klinische Entscheidungen zur Aufnahme von Patienten auf die Warteliste involviert, sondern leite das Zentrum ausschließlich organisatorisch.

Er habe damit für die von der Kommission als fehlerhaft erachteten Vorgänge weder direkt noch indirekt Verantwortung.

Auf der anderen Seite hätte ET-Mitarbeiter in keiner Weise Einfluss auf die Allokationstätigkeit von ET, dies gelte auch für den Präsidenten. Der ET-Präsident sei unabhängig und nicht Repräsentant eines Zentrums, einer Fachgesellschaft oder eines Mitgliedslandes, so Meiser. Erst Ende September sei er vom ET-Board in geheimer Abstimmung mit großer Mehrheit für die Jahre 2017-20 im Amt bestätigt worden.

Lesen Sie dazu auch den Leitartikel: Transplantationsmedizin: Basis für neues Vertrauen ist da; folgen jetzt Taten?

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