Kommentar zum Benzinmangel

Nichts ist „normal“ im Königreich

Die Auswirkungen des Brexit auf das britische Gesundheitssystem sind fatal. Doch die Regierung verschließt die Augen vor der Realität.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:

Die Pressemitteilung des Londoner University College Hospitals (UCH) schien auf den ersten Blick eher belanglos. „Wir sind leider gezwungen, einige Follow-up Konsultationen unserer Patienten zu verschieben. Grund dafür ist der Treibstoffmangel, der negative Folgen für unseren Krankentransport-Sektor hat.“ Erst beim genaueren Hinsehen wird klar: dass sind nicht irgendwelche Patienten, deren fachärztliche Konsultationen und Follow-ups verschoben werden. Es sind Krebspatienten. Und die können seit Beginn dieser Woche nicht mehr zeitnah versorgt werden, weil es in Großbritannien an Benzin fehlt! Das Vereinigte Königreich im Jahr 2021.

Die Regierung tut so, als sei alles normal oder zumindest befinde sich wieder auf den Weg hin zur Normalität. Doch ein Blick hinter die Kulissen gerade im staatlichen Gesundheitswesen (National Health Service (NHS) zeigt: nichts ist „normal“ im Königreich. Hausärzte können nicht mehr in ihre Praxen kommen, weil sie kein Benzin für’s Auto haben. Blutplasma-Eil-Transporte stehen in langen Schlangen vor den wenigen noch offenen Tankstellen.

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Und Regierungschef Boris Johnson beschwichtigt, es sei doch alles nicht so schlimm und werde sich bald wieder bessern. Really? Das glaubt ihm hier auf der Insel kaum noch jemand. Am allerwenigstens die Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und andere Beschäftigte des NHS. Denn sie sind zusammen mit Patienten die Leidtragenden.

Selbst wenn es gelingen sollte, die Benzinkrise in den Griff zu bekommen – die nächsten Probleme dürften nicht lange auf sich warten lassen. Ob Mangel an Pflegekräften, Versorgungsengpässe in der Altenversorgung oder Schwierigkeiten, bestimmte Arzneimittel oder medizinisches Hilfsgerät zeitnah ins Land zu bekommen. Und vieles davon ist ursächlich eben nicht eine Folge der Pandemie, wie Johnson gerne behauptet. Es ist die Folge des Brexit.

Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com

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