Rote Laterne
Rauchfreie Kneipen? In Bremen Fehlanzeige
Die Hansestadt Bremen ist unrühmliches Schlusslicht beim Nichtraucherschutz. Bei der Zahl der mit Rauchen assoziierten Todesfälle ist Bremen dagegen Spitze. Nur sechs Prozent der Bars und Kneipen sind wirklich rauchfrei. Die Grünen wollen das ändern.
Veröffentlicht:Gut gemeint aber deutlich zu oft umgangen: Das Nichtraucherschutzgesetz von 2007 hat das Rauchen in öffentlichen Gebäuden und in der Gastronomie nur mit einigen Ausnahmen verboten. Der Jahresbericht des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zeigt nun: Die Regeln müssen in einigen Bundesländern strenger kontrolliert werden.
Unrühmliches Schlusslicht beim Nichtraucherschutz ist das kleinste Bundesland: Bremen. Laut dem aktuellen Bericht des DKFZ werden die Nichtraucher unter den zwölf deutschen Landeshauptstädten in Bremen am schlechtesten vor ihren qualmenden Mitbürgern geschützt.
In der Tat liegt der Anteil der gesetzeskonformen Rauchergaststätten in Bremen danach bei 37 Prozent, das ist unter allen untersuchten deutschen Städten der - negative - Spitzenwert. 400 Bremer Gastronomien wurden im Auftrag des DKFZ visitiert, das sind gut ein Viertel aller infrage kommenden Bremer Betriebe. Nur knapp die Hälfte der gastronomischen Betriebe war wirklich rauchfrei.
Wie es geht, machen München, Berlin und Schwerin vor
Dass es auch anders geht, zeigen die Bundesländer im Süden und Osten: München bringt es auf 95 Prozent rauchfreier Gastronomiebetriebe, Berlin landet mit 80 Prozent auf dem zweiten Platz und Schwerin mit 67 Prozent auf Platz acht.
Bremen hat zudem nur eine Handvoll rauchfreier Kneipen und Bars. "In keiner anderen Landeshauptstadt gibt es so viele Raucherkneipen und Raucherräume wie in Bremen", so das DKFZ in seinem Vergleich.
Bei nur sechs Prozent rauchfreien Bremer Bars und Kneipen "kann von einer Wahlfreiheit für Nichtraucher keine Rede sein. Zudem verstoßen die Betreiber von Raucherkneipen und Raucherräumen in der großen Mehrzahl der Fälle gegen die gesetzlichen Vorschriften."
So bieten Raucherkneipen zum Teil Speisen an oder verwehren Jugendlichen unter 18 Jahren nicht den Zutritt, was sie eigentlich mit einer entsprechenden Kennzeichnung tun müssten. Auch umgehen viele Kneipenwirte die Regel, dass der Raucherbereich eine Kneipe nicht größer als 75 Quadratmeter sein darf.
Die gesundheitlichen Folgen für die Bremer Bevölkerung sind erheblich, wie das Krebsforschungszentrum festgestellt hat: "In keinem anderen Bundesland sterben so viele Menschen an den Folgen des Rauchens wie in Bremen. Der Anteil der Todesfälle, der auf das Rauchen zurückzuführen ist, beträgt bei den Männern 22,6 Prozent, bei den Frauen 9,8 Prozent", so das Heidelberger Zentrum in seiner Auswertung über Bremen.
Grüne in Bremen fordern ausnahmsloses Rauchverbot
Die Fraktion der Grünen der Bremer Bürgerschaft fordert nun ein fast ausnahmsloses Rauchverbot in Bremens Kneipen und Restaurants. "Das Nichtraucherschutzgesetz von 2007 wird in Bremen ungenügend umgesetzt", sagt die Gesundheitspolitikerin der Grünen-Fraktion, Kirsten Gappert-Gonther, zur "Ärzte Zeitung".
Ab 1. Januar 2013 soll auch auf Spielplätzen und Außensportstätten das Rauchen verboten werden, so der Plan. Auch das DKFZ hatte gefordert, die Bremer "Missstände durch eine Streichung der Ausnahmeregelungen für den Bereich der Gastronomie zu beseitigen".
Der große Koalitionspartner der Grünen, die SPD, äußerte sich zurückhaltend auf den Grünen-Vorstoß - allerdings nicht aus gesundheitspolitischen Gründen, sondern mit Verweis auf die Investitionen der Gastronomen.
Ob das Problem wirklich gesetzlich regelbar ist, bleibt abzuwarten. Als Sofortmaßnahme sind bessere Kontrollen das Mittel der Wahl.
Denn das Beispiel Bremen zeigt auch, dass bestehende Regelungen schlicht ignoriert werden. Indessen: Der Grünen-Vorstoß läuft darauf hinaus, dass auch die Heimspiele des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen komplett rauchfrei stattfinden müssten.
Auf den Rängen des Weser-Stadions würde allerdings ein Gesetz denkbar wenig ausrichten und an Kontrolle wäre schon gar nicht zu denken. Die Forderung nach rauchfreien Heimspielen dürfte eher symbolischen Charakter haben.