Kommentar zur Verschiebung des M2-Examens
Den Preis zahlen alle
PJ in Coronazeiten und dann eine Doppelprüfung? Eine Rückkehr zum Hammerexamen könnte den Ärztemangel weiter befeuern.
Veröffentlicht:Es sind ungewöhnliche Zeiten. Aber rechtfertigt das einen so gewaltigen Schritt zurück? Der Medizinische Fakultätentag (MFT) und das Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) haben den Landesprüfungsämtern und Ministerien empfohlen, das große schriftliche Staatsexamen M2, das im April hätte stattfinden sollen, um ein Jahr nach hinten zu verschieben.
Die betroffenen Studenten sollen direkt ins Praktische Jahr (PJ) starten – damit sich ihre Studienzeit nicht unnötig verlängert.
Was sich im ersten Moment „fair“ anhört, ist es leider nicht. Es wäre der Schritt zurück zum Hammerexamen. Denn die Studierenden wären gezwungen, nach dem PJ zwei Prüfungen abzulegen: das M2 und die praktische M3-Prüfung.
Es ist abzusehen, dass diese Mehrfachbelastung nur wenige meistern werden. Und hier geht es nicht nur um das Lernpensum und den Stress einer Doppelprüfung.
Die Medizinstudenten, die jetzt ins PJ starten, arbeiten unter nie zuvor da gewesenen Bedingungen. Sie leisten ihr PJ in einer Pandemie, in Kliniken, die selbst an der Belastungsgrenze kratzen. Keine guten Bedingungen, um sich parallel auf zwei Prüfungen vorzubereiten.
Dabei sind viele Studenten bereit, in der Coronavirus-Pandemie aktiv mitzuhelfen: Sie melden sich freiwillig für den Pflegedienst in Kliniken oder die Arbeit in Abstrichzentren. So viel Engagement, so viel vorhandener medizinischer Berufsethos und so viel Solidarität würde eine wirklich faire Lösung für die anstehenden Prüfungen verdienen. Vielleicht eine, bei der man die Studenten mit einbezieht.
Die Landesministerien sollten eines nicht vergessen: Den Preis dafür, dass in einem Jahr dann weniger Studenten ihre Prüfung schaffen, zahlen am Ende alle. Denn das bedeutet ein Semester an Ärzten, die später in die Versorgung gehen.
Schreiben Sie der Autorin: rebekka.hoehl@springer.com