Masterplan Medizinstudium 2020

Minimalvoraussetzungen müssen her!

Um den Masterplan Medizinstudium 2020 umzusetzen, braucht es mehr als neue Professuren, warnt DEGAM-Chefin Professor Erika Baum.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:

BERLIN. Damit die Vorgaben des Masterplans Medizinstudium 2020 an den Universitäten umgesetzt werden können, ist es nötig, an allen Hochschulen "Minimalvoraussetzungen" zu schaffen. Dabei geht es laut Professor Erika Baum, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), nicht nur um die Einrichtung einer Professur. Gebraucht würden "funktionierende Abteilungen unter der Leitung eines Allgemeinmediziners mit einem Team, das ausreichende Expertise in Lehre, Forschung und allgemeinmedizinischer Versorgung aufweist", erklärt Baum im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Diese Teams müssten entsprechend mit personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet sein.

Dass diese "Minimalvoraussetzungen" noch nicht an allen deutschen Universitäten gegeben sind, war eines der Themen beim ersten Gipfeltreffen der Repräsentanten aller 38 deutschen universitären Einrichtungen der Allgemeinmedizin (die "Ärzte Zeitung" berichtete). Eingeladen hatten dazu die DEGAM, ihre Stiftung (DESAM) und die Gesellschaft der Hochschullehrer für Allgemeinmedizin (GHA).

Bei der Tagung beobachtete Baum "sich neu anbahnende oder auszubauende Kooperationslinien". Die einzelnen Universitäten könnten an vielen Stellen voneinander lernen – auch die "großen" von den "kleinen", betont die DEGAM-Chefin. Die Unis müssten über die "Minimalvoraussetzungen" hinaus nicht auf einem Stand sein: "Es wird und soll Schwerpunkte und individuelle Stärken geben."

Der Masterplan Medizinstudium 2020, der der "Ärzte Zeitung" bereits vor der offiziellen Vorstellung Ende März vorgelegen hat, sieht unter anderem vor, dass an allen medizinischen Hochschulen Lehrstühle für Allgemeinmedizin eingerichtet werden.

Die medizinischen Fakultäten sollen die Allgemeinmedizin "für Nachwuchsmediziner attraktiver gestalten und schon in der Ausbildung stärker in den Fokus rücken", heißt es. Die Gegenfinanzierung der insgesamt 37 Maßnahmen ist jedoch nach wie vor offen.

Für die Hochschulen fallen etwa Kosten für die Vergütung der PJ-Praxen an. Für Baum, die selber lange das allgemeinmedizinische Institut der Universität Marburg geleitet hat, geht es aber um "überschaubare Beträge". Durch bessere Kooperation, Vermeidung von Fehlversorgung und damit gesteigerter Effizienz im Gesundheitssystem könnte an anderen Stellen gespart werden.

"Zunehmende Unterrichtsanteile durch die Allgemeinmedizin müssten hochschulintern durch Reduktion der Unterrichtsanteile anderer Fächer kompensiert werden", so Baum. "Faktisch ist der Unterricht in unseren Lehrpraxen kostengünstiger als der durch die traditionellen Hochschullehrer."

Nichtsdestotrotz sei es natürlich, dass es durch die Umschichtungen und Zusatzkosten zu Widerständen komme. "Da muss man auch an die Verantwortung der Beteiligten und fairen Umgang miteinander appellieren und den Mut haben, das Notwendige entschlossen und zügig umzusetzen."

Für inhaltliche Lernprozesse unter den Hochschulen setzt Baum auf eine Fortsetzung des Gipfeltreffens. Es soll regelmäßig einmal jährlich stattfinden. Für das kommende Jahr ist Baum zuversichtlich, dass bereits Fortschritte gemachte worden sind: "Es wird etliche Neubesetzungen von Lehrstühlen geben und weitere ausgeschrieben sein", wagt sie den Blick in die Zukunft. "Die ersten neuen Kompetenzzentren für die Weiterbildung Allgemeinmedizin werden gestartet und die bestehenden neu aufgestellt sein." Und: Es werde vermehrt mit KVen, Ärztekammern und Krankenhausgesellschaften sowie Weiterbildungsverbünden, Hausärzteverband und JADE kooperiert.

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