Masterplan

Wenig Lob, viel Kritik

Nur wenige Reformpläne stoßen auf solch breites Echo wie der für das Medizinstudium. Die Finanzierungslücke sorgt für harsche Kritik.

Von Jana Kötter und Ruth NeyRuth Ney Veröffentlicht:
Repräsentanten der 38 deutschen universitären Einrichtungen der Allgemeinmedizin: Gemeinsam haben sie auch beraten, was der Masterplan für sie bedeutet.

Repräsentanten der 38 deutschen universitären Einrichtungen der Allgemeinmedizin: Gemeinsam haben sie auch beraten, was der Masterplan für sie bedeutet.

© DEGAM

BERLIN. Nach dem offiziellen Beschluss des Masterplans überwiegt bei vielen der Ärger über die weiterhin unbekannte Finanzierung der Studienreform. So haben Verbände und Politiker die Verabschiedung des Maßnahmenpakets zwar weitgehend gelobt – die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) zeigte sich am Freitag "erleichtert", dass man sich einigen konnte. Die Finanzierungslücke und – wenn auch wesentlich weniger deutlich – die im Masterplan nicht vorgesehene Erhöhung der Studienplatzzahl stoßen jedoch auf harsche Kritik.

BÄK-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery nannte es "enttäuschend", dass sich Bund und Länder nicht auf eine Finanzierung einigen konnten. "Dadurch fehlen klare Vorgaben für wichtige Bereiche." Der Medizinische Fakultätentag (MFT) habe "wiederholt hingewiesen, dass eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Medizinstudiums nur durch ein belastbares Finanzierungskonzept gelingen kann", monierte MFT-Präsident Heyo K. Kroemer. Auch kritisierte er die mangelnde Einbindung wichtiger Akteure; der Reformkatalog sei dem MFT erst am Freitag offiziell bekannt geworden. Die "Ärzte Zeitung" hatte erstmals im Dezember einen Einblick in das bis zuletzt streng unter Verschluss gehaltene Dokument gegeben.

In der Gegenfinanzierung der verabschiedeten Maßnahmen seien "zusätzliche Mittel genauso notwendig wie eine Prioritätensetzung", erklärte Professor Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Uni Frankfurt, der "Ärzte Zeitung". Angesichts milliardenschwerer Gesamtausgaben für die Universitätsmedizin seien die nun anfallenden Kosten ein Bruchteil; darüber hinaus würden durch die Maßnahmen wegfallende Kosten in der Kalkulation bislang nicht ausreichend berücksichtigt. "Ich beobachte eine zum Teil sehr besitzstandswahrend geführte Diskussion", so Gerlach.

Er war Teilnehmer des jüngsten, erstmaligen Spitzentreffens der Repräsentanten aller 38 deutschen universitären Einrichtungen der Allgemeinmedizin. Gerlach nahm bei der Tagung, zu der die DEGAM und ihre Stiftung eingeladen hatten, eine "deutlich erkennbare Aufbruchstimmung" im Fach wahr, die durch die Verabschiedung des Masterplans noch verstärkt würde.

Thema des Treffens, das nur eine Woche vor Verabschiedung der Reform stattgefunden hatte, war auch die Lehre unter den neuen Vorgaben. Künftig wolle man jährlich beraten, wo Probleme liegen und an welchen Stellen Institute auch in der Umsetzung der Reform voneinander lernen können, sagte Philipp Leson, Sprecher der DEGAM, der "Ärzte Zeitung".

"Als Gesundheitsministerin werde ich darauf achten, dass die Universitätsmedizin Mainz mit der Reform nicht überfordert wird", kündigte Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) am Freitag für Rheinland-Pfalz an. Bereits Anfang der Woche solle es für ihr Land einen Runden Tisch zur Umsetzung des Masterplans geben.

Der Marburger Bund (MB) kritisierte, dass Ergebnisse aus den Modellstudiengängen "schon längst" auch in den Regelstudiengängen umgesetzt sein könnten. "Dafür bedarf es keines Masterplans", sagte Victor Banas, Vorsitzender des Sprecherrats der Medizinstudierenden im MB. Sowohl MB als auch Hartmannbund kritisierten, dass der Masterplan etwa durch das Pflichtquartal in der ambulanten Versorgung zusätzlichen Zwang für die Studierenden bedeute.

Ein zentraler Punkt der MB-Kritik ist auch die nicht vorgesehene Erhöhung der Studienplatzzahl. Nötig sei ein Plus von zehn Prozent, hieß es. Auch CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge hätte sich gewünscht, "dass die Länder sich bei einer moderaten Erhöhung kompromissbereiter gezeigt hätten".

Moritz Völker, der die Medizinstudierenden im Hartmannbund vertritt, appellierte an die Politik, die Studierenden in die nun folgende Arbeit der Expertenkommission einzubeziehen.

Lesen Sie dazu auch: Medizinstudium: Masterplan startet ohne Finanzplan

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