Corona-Splitter der KW 51/2021

COVID-Impfschutz schwindet nach Monaten nur teilweise

Je länger die COVID-19-Impfung zurückliegt, desto geringer ist der Schutz, so eine US-Studie. Und eine ambulante Frühtherapie mit Remdesivir beugt Hospitalisierungen und schwereren Verläufen vor.

Anne BäurleVon Anne Bäurle und Wolfgang GeisselWolfgang Geissel und Marco MrusekMarco Mrusek Veröffentlicht:
Impfstoff-Fläschchen gegen das Virus: Wieviele Dosen langfristig zum Schutz gegen SARS-CoV-2 nötig werden, ist bisher unklar.

Impfstoff-Fläschchen gegen das Virus: Wieviele Dosen langfristig zum Schutz gegen SARS-CoV-2 nötig werden, ist bisher unklar.

© Victor Moussa / stock.adobe.com

Update vom 23. Dezember

Corona-Impfschutz schwindet kontinuierlich mit der Zeit, bestätigt ein Team der Centers for Disease Control (CDC) in den USA. Die Forscherinnen und Forscher der Seuchenbehörde haben sich die Raten von Durchbruchsinfektionen und COVID-Todesfällen bei Impflingen aus der Zeit von Anfang August bis Anfang September angeschaut. Daten aus 15 US-Regionen (ein Drittel der US-Bevölkerung) mit fast 50 Millionen Geimpften wurden dabei ausgewertet. Ergebnis: Je länger die Impfung zurücklag, desto höher waren im August die wöchentlichen Inzidenzen von SARS-CoV-2-Infektionen pro 100.000 Personen: 168,8 (Impfung im Januar/Februar), 123,5 (März/April), 83,6 (Mai/Juni) und 63,1 (Juli). Bei einem Sechs-Monats-Abstand zur Impfung war im Vergleich zum Ein-Monats-Abstand die Infektionsrate 3,44-fach und die COVID-Sterberate 1,7-fach höher. Die Raten waren bei der Johnson&Johnson-Vakzine höher als bei den Impfstoffen von BioNTech/Pfizer oder Moderna. Die Forscher geben zu bedenken, dass bei Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften nur ein Bruchteil der Todesfälle und Infektionen mit SARS-CoV-2 auftreten. Nach einer Analyse in 24 US-Regionen war das Infektionsrisiko Ungeimpfter im Vergleich zu Geimpften durchschnittlich 7-mal und das COVID-Sterberisiko 14-mal höher (NEJM Evidence 2021; online 20. Dezember).

Frühe Remdesivir-Therapie reduziert bei Risikopatienten mit COVID-19 das Risiko für Hospitalisierung und Tod, berichtet ein internationales Team unter Mitwirkung des Baylor University Medical Center in Dallas (US-Staat Texas). In der Studie waren 562 Risikopatienten (≥60 Jahre und/oder Grunderkrankungen) ambulant versorgt worden. Sie wurden binnen sieben Tagen nach Symptombeginn randomisiert entweder mit intravenösem Remdesivir (200 mg an Tag 1, gefolgt von 100 mg an den Tagen 2 und 3) oder Placebo behandelt. Ergebnis: 2 Patienten in der Verumgruppe (0,7 Prozent) und 15 (5,3 Prozent) in der Placebogruppe mussten hospitalisiert werden. Das entspricht einer relativen Risiko-Reduktion von 87 Prozent. Todesfälle traten keine auf. Weitere ärztliche Betreuung bis Tag 28 brauchten 4 Patienten (1,6 Prozent) in der Remdesivir- und 21 (8,3 Prozent) in der Placebo-Gruppe. Nebenwirkungen (meist Übelkeit, Kopfweh, Husten, Diarrhöe, Fatigue) hatten 42,3 Prozent der Patienten in der Remdesivir- und 46,3 Prozent in der Placebogruppe (NEJM 2021; online 22. Dezember).

Update vom 22. Dezember

Eine Schutzwand aus UV-C-Licht kann in Räumen die Ausbreitung von Viren zuverlässig eindämmen. Die Bewegungsfreiheit von Menschen wird durch die unsichtbare Barriere nicht eingeschränkt, berichtet das LMU Klinikum in München. Die UV-Licht-Barriere wurde von einem Team am Tropeninstitut des Klinikums und an der Technischen Universität München (TUM) entwickelt. Sie tötet auf Aerosol-Partikeln sitzende Erreger wirksam ab. In einer Studie mit E. coli, S. aureus sowie einem Coronavirus wurden bei Luftgeschwindigkeiten von 10 cm/s Inaktivierungsraten von über 99 Prozent erreicht, so die noch vorläufigen Ergebnisse. Das System kann man wie eine Lampe an der Decke aufhängen, um Räume abzutrennen. Das UV-C Licht strahlt dabei gebündelt nach unten ab. Das System desinfiziert zudem die Raumluft durch Ansaugen und langsames Einblasen in den Leuchtbereich. Gesundheitsgefahren durch das UV-C-Licht werden durch spezielle Abschalteinrichtungen vermieden. Sobald ein Gegenstand oder Körperteil in den Strahlungsbereich gerät, wird der Bereich automatisch abgeschaltet. Dies passiert auch, wenn jemand hindurchgehen will (Meldung des LMU-Klinikums vom 21. Dezember und medRxiv 2021; online 17. Dezember).

Update vom 21. Dezember

Gegen COVID geimpfte Teenager erkranken seltener am „Multisystem Inflammatory Syndrome in Children“ (MIS-C) als ungeimpfte. Das berichtet ein Team vom Hôpital Universitaire Robert-Debré in Paris. Nach Angaben der Ärztinnen und Ärzte gab es in Frankreich im September und Oktober 107 Fälle von MIS-C, davon traten 33 bei Kindern und Jugendlichen im Alter ab 12 Jahre auf. In dieser Altersgruppe waren in Frankreich Anfang Oktober bereits 72,8 Prozent zweimal mit einem mRNA-Impfstoff geimpft (>95 Prozent mit Comirnaty®). Die Teenager mit MIS-C waren im Schnitt 13,7 Jahre alt, 27 waren männlich und 29 (88 Prozent) mussten auf einer pädiatrischen Intensivstation behandelt werden. Ergebnis: Von den MIS-C-Patienten waren 26 ungeimpft; 7 hatten nur eine Impfdosis erhalten, und zwar 17 bis 37 Tage (Median: 25 Tage) vor der Erkrankung. Weil ein MIS-C im Schnitt erst 28 Tage nach SARS-CoV-Infektion auftritt, hätten sich die Heranwachsenden wahrscheinlich schon vor der Impfung infiziert, so die Forscher. Sie vermuten, dass für einen effektiven Schutz vor MIS-C wahrscheinlich zwei Dosen erforderlich seien. Bereits nach der ersten Impfdosis ermittelten sie eine 91-prozentige Risikoreduktion für ein MIS-C (Hazard Ratio 0,09) (JAMA 2021; online 20. Dezember).

Update vom 20. Dezember

Eine (milde) Durchbruchsinfektion frischt den Antikörper-Schutz vor COVID-19 deutlich auf, berichtet ein Team der Oregon Health & Science University. Die Forscherinnen und Forscher haben je 26 medizinisch Beschäftigte entweder nach Durchbruchsinfektion mit überwiegend milden Symptomen (92 Prozent waren mit Comirnaty® geimpft) oder nach finaler Impfung (100 Prozent Comirnaty®) auf neutralisierende Antikörper untersucht. Die Ak-Titer wurden dabei 28 Tage nach der Impfung oder nach der Infektions-Bestätigung mit PCR ermittelt. Sequenzierung der Durchbruch-Erreger ergab zehnmal die Variante Delta und neunmal Nicht-Delta. Ergebnis: Das rezeptorbindende domainenspezifische Immunoglobulin stieg bei Probanden mit Durchbruchsinfektionen auf einen medianen EC50-Wert von 2152 verglichen mit 668 in der Kontrollgruppe (EC50 = 50 Prozent effektive Konzentration). Zudem ergab sich für die Durchbruch-Seren ein verbreitertes Spektrum neutralisierender Antikörper-Antworten (JAMA 2021; online 16. Dezember).

Die langwirksame Antikörperkombination Evusheld® ist offenbar auch gegen die Omikron-Variante wirksam: Entsprechende Ergebnisse von in-vitro-Neutralisationstests stellt der Hersteller AstraZeneca vor. Für die Kombination (AZD7442) mit Tixagevimab und Cilgavimab ergaben sich inhibitorische Konzentrationen (IC50) von 171 ng/ml und 277 ng/ml. Diese Werte liegen nach Angaben des Unternehmens im Bereich von Titern neutralisierender Antikörper bei Personen, die zuvor mit COVID-19 infiziert waren. Zum Vergleich: Der IC50-Wert von AZD7442 für den ursprünglichen Stamm (Wuhan-Stamm) von SARS-CoV-2 lag bei etwa 1,3 und 1,5 ng/ml. Das Präparat hatte am 8. Dezember in den USA von der Arzneibehörde FDA eine Notfallzulassung erhalten. In Europa läuft bei der EMA ein Rolling-Review-Verfahren für eine Zulassung (Meldung von AstraZeneca).

Liebe Leserinnen und Leser, wir fassen die Corona-Studienlage wöchentlich zusammen. Eine Übersicht mit allen bereits veröffentlichten COVID-19-Splittern der vergangenen Wochen und Monate finden Sie hier:

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