Unterstützung für werdende Mütter
Chefarzt fordert andere Finanzierung und Struktur der Geburtshilfe
Berlin. Werdende Mütter müssen nach Worten des Facharztes für Geburtshilfe und Frauenheilkunde Professor Michel Abou-Dakn besser unterstützt werden. „Gerade die Angst davor, allein gelassen zu werden, ist unter werdenden Müttern ein großes Thema. Wir wissen auch, dass Frauen weniger Angst haben, wenn erfahrenes Personal im Kreißsaal ist“, sagte er im Interview der „Welt am Sonntag“. Abou-Dakn leitet die Geburtsklinik am Sankt-Joseph-Krankenhaus in Berlin.
Es brauche eine „neue, zugewandte Art der Geburtshilfe, die anders finanziert und strukturiert sein muss“. Sie funktioniere nicht nach starren Formeln.
Themen wie Geburten per Kaiserschnitt oder das Stillen seien emotional aufgeladen, weil sie jeden Menschen individuell berührten.
Abou-Dakn äußerte sich auch dazu, dass seit Jahren einen weltweiter Trend zum Kaiserschnitt zu beobachten sei und kritisiert: „Er wird immer beliebiger durchgeführt, auch hierzulande.“ Die Rate in Deutschland habe sich seit Mitte der 1980er Jahre verdoppelt; derzeit liege sie bei 31 Prozent. Dabei trage der Eingriff nicht immer dazu bei, Gefährderungen bei der Geburt zu verhindern, mahnte Abou-Dakn. Zwar könne es auch jenseits eindeutiger Indikationen sinnvoll sein, diesen Weg zu gehen – aber: „Je weniger medizinische Gründe für einen Kaiserschnitt sprechen, umso mehr muss die Frau wissen, welches Risiko sie dabei eingeht.“ (KNA)