Thromboembolien nach SARS-CoV-2-Impfung
Deutsche Behörden halten an AstraZeneca-Impfstoff fest
Thromboembolische Ereignisse nach Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine verunsichern Menschen in Europa. Erste Länder haben die Impfungen mit AZD1222 gestoppt. Die deutschen Behörden betonen: Es gibt keine Belege, dass der Corona-Impfstoff die Ereignisse begünstigt hat.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. Nach Fällen von thromboembolischen Ereignissen in zeitlicher Nähe zur Impfung mit der Corona-Vakzine von AstraZeneca (AZD1222, ChAdOx1-S) sehen Behörden in Deutschland und Europa bisher keinen Handlungsbedarf. Wegen eines Todesfalls haben Dänemark, Norwegen, Island und am Freitag auch Bulgarien die Impfungen mit der Vakzine vorübergehend unterbrochen.
Sowohl das in Deutschland für die Impfstoffsicherheit zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) als auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) halten jedoch nach einer ersten Prüfung an der positiven Bewertung des zugelassenen Impfstoffs fest. „Bislang gibt es keine Hinweise, dass der Todesfall in Dänemark mit der Corona-Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca in kausaler Verbindung steht“, betont das PEI in einer Mitteilung.
Bis zum 10. März waren laut einem Bericht des „Pharmacovigilance Risk Assessment Committee“ (PRAC) der EMA im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) 30 Fälle thromboembolischer Ereignisse bei mehr als fünf Millionen mit dem AstraZeneca-Impfstoff geimpften Personen gemeldet worden. Diese Zahl sei nicht höher als die Zahl solcher Ereignisse, die statistisch zufällig in der Bevölkerung auch ohne Impfung vorkommen würden, betont das PEI in der Mitteilung.
Keine Hinweise auf kausalen Zusammenhang
In Deutschland gab es bis zum 11. März elf Meldungen verschiedener thromboembolischer Ereignisse bei etwa 1,2 Millionen Impfungen, so das PEI. Vier Betroffene sind gestorben. Die Zusammenschau der derzeit verfügbaren Informationen über die Fälle in Deutschland und Europa habe keinen Hinweis darauf gegeben, dass die Impfung diese Erkrankungen verursacht habe, so das PEI.
Das Institut schließt sich daher der Bewertung der EMA an, dass der Nutzen der Impfung die bekannten Risiken überwiegt.
Professor Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin von der München Klinik Schwabing, sorgt sich in einer Mitteilung des „Science Media Centers“ (SMC) um den erneuten Image-Verlust des AstraZeneca-Impfstoffs: „Bereits jetzt ist ein Schaden gesetzt – nicht durch den Impfstoff selbst, sondern durch eine Aussetzung der Impfkampagne in einigen europäischen Ländern.“
Stütze für den britischen Impferfolg
Und weiter: „Nachdem AZD1222 erst im Nachrückverfahren in Deutschland für ältere Patienten über 65 Jahre durch die STIKO empfohlen wurde und die nahezu 100-prozentige Schutzwirkung vor schweren Erkrankungsverläufen inklusive der ‚Variants of Concern‘ nur latent kommuniziert wurde, ist bedauerlicherweise eine weitere vermeintlich negative Nachricht in der Welt, die dem Image des Impfstoffes und der Impfkampagne insgesamt schadet.“
Der Infektiologe forderte, nach Großbritiannien zu schauen. Dort seien bei mehr als 22 Millionen Geimpften, die größtenteils mit AZD1222 geimpft wurden, „auf der Basis eines sehr guten Berichtswesens bisher keine relevanten Sicherheitsbedenken geäußert worden“. Wendtner: „Vielmehr wirkt der Impfstoff, sodass Großbritannien dank dieses Impfstoffes inzwischen weniger Neuinfektionen und hospitalisierte Patienten registriert und hoffentlich bald aus der pandemischen Welle herausfinden wird.“