Corona-Splitter der KW 24/2021
Myokarditis bei 12- bis 17-Jährigen nach Corona-Impfung meist vorübergehend
In den USA sind bereits über 300 Myokarditis-Fälle nach einer COVID-19-Impfung bekanntgeworden. Relativ betrachtet sind sie sehr selten – und klingen oft rasch wieder ab. Und: Rekonvaleszenten-Plasma verringert die Mortalität.
Veröffentlicht:Update vom 18. Juni 2021
Auch in den USA sind bei 12- bis 17-Jährigen mit Comirnaty®-Impfung Fälle von Myokarditis aufgetreten, berichten die Centers for Disease Control (CDC). Bei einem „White House Briefing“ habe die CDC-Direktorin Dr. Rochelle Walensky die Zahl der Meldungen im „Vaccine Adverse Event Reporting System“ (VAERS) mit über 300 Fällen beziffert, berichtet das US-National Public Radio (npr). Bei der übergroßen Mehrheit der Betroffenen sei die Entzündung aber nach kurzer Zeit wieder abgeklungen. Das deckt sich auch mit einer Fallserie von sieben Betroffenen, wo die Beschwerden bei allen nur vorübergehend auftraten. Die Zahl ist zudem in Relation zu der großen Menge an Impfungen in dieser Altersgruppe zu sehen: Bereits sieben Millionen 12- bis 17-Jährige sind in den USA bis Mitte Juni mindestens einmal geimpft worden. Die American Academy of Pediatrics sieht aber bisher keinen Grund, die Impfung in dieser Altersgruppe nicht mehr zu empfehlen (npr-Bericht; online 17. Juni und PrePub-Paper in „Pediatrics“ 2021; online 18. Juni).
Der Anteil der Corona-Variante Delta (B.1.617.2) ist in Deutschland in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen, ihr Anteil liegt jetzt bei 6,2 Prozent, wie aus einem RKI-Bericht hervorgeht. Die Variante, die zuerst im indischen Bundesstaat Maharashtra nachgewiesen wurde, zählt seit Mai 2021 zu den VOC (variants of concern – besorgniserregende Varianten). Delta zeichnet sich unter anderem durch Austausche von Aminosäuren im viralen Spike-Protein aus (L452R, P681R). Die Mutation L452R wird mit einer reduzierten Wirksamkeit der humoralen und zellulären Immunantwort in Verbindung gebracht, heißt es im RKI-Bericht weiter. Darüber hinaus werden die Mutationen mit einer eventuell höheren Übertragbarkeit in Verbindung gebracht. Erste vorläufige Ergebnisse deuten aber darauf hin, dass vollständige Impfungen mit den derzeitigen Vakzinen einen hohen Schutz gegen schwere Verläufe durch Delta bieten (RKI-Bericht zu Virusvarianten; online 16. Juni). (otc)
Plasma von Rekonvaleszenten verbessert die Überlebenswahrscheinlichkeit von COVID-19-Patienten mit malignen hämatologischen Erkrankungen. Das berichten US-Forscher nach Auswertung einer Studie des CCC19 (COVID-19 and Cancer Consortium) mit insgesamt 966 Patienten. Die Studie ergab ein um 48 Prozent geringeres 30-Tage-Sterberisiko für COVID-Patienten mit malignen hämatologischen Erkrankungen, die Rekonvaleszentenplasma erhalten hatten (n=143) im Vergleich zu Patienten, ohne diese Behandlung (n=823). Dieser Überlebensvorteil war noch größer bei Patienten, die auf die Intensivstation aufgenommen wurden (um 60 Prozent, n=338) und bei denen, die eine mechanische Beatmung benötigten (um 68 Prozent, n=227) (JAMA Oncol, 2021; online 17. Juni). (otc)
Update vom 17. Juni 2021
Eine dritte Impfdosis kann bei Patienten nach Organtransplantation den Schutz vor COVID-19 verbessern. Nach Organtransplantation zeigen Patienten aufgrund ihrer Immunsuppression häufig nur eine unzureichende Antikörperreaktion auf die ersten beiden Dosen der COVID-19-Impfung. So war es in einer Kohorte von 436 Empfängern von Organtransplantaten nach der 1. Dosis eines mRNA-Impfstoffs (BioNTech/Pfizer oder Moderna) nur bei knapp jedem 5. Patienten zur Bildung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 gekommen. Nach der 2. Dosis erreichte jeder 2. Patient eine Antikörperantwort. Das berichten Wissenschaftler um Dr. Dorry Segev, Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore. Ganz anders sah es nach Verabreichung einer dritten Dosis (bei 30 Patienten) aus: 6 Personen, die nach zwei Dosen nur wenige Antikörper hatten, erreichten nach einer dritten Injektion hohe Werte, von den 24 Patienten ohne nachweisbare Antikörperreaktion nach der 2. Dosis erreichten 6 einen hohen Antikörpertiter, bei 2 Patienten stieg der Titer leicht an. Bei den übrigen 16 Patienten blieb die Immunreaktion aus. Insgesamt hatten somit 14 von 30 Patienten nach der 3. Dosis eine gute Immunität erreicht, bei 2 weiteren könnte eine leichte Teilimmunität bestehen. Bei 24 Patienten wurde bei der dritten Impfdosis eine andere Vakzine als zuvor eingesetzt: 9 Patienten erhielten den jeweils anderen mRNA-Impfstoff, 15 wurden mit der vektorbasierten Vakzine von Johnson & Johnson geimpft. Ob der Wechsel des Impfstoffs die Immunität verbessert hat, ist unklar (Ann Int Med 2021, online 15. Juni). (otc)
Update vom 16. Juni 2021
Nach der zweiten Impfung mit einer mRNA-Vakzine gegen COVID entwickelt ein Viertel der Patienten eine axilläre Lymphadenopathie. Das berichten Ärzte um Dr. Mehmet Adin von der Yale School of Medicine in New Haven. Die Ärzte hatten sich sämtliche FDG-PET/CT-Scans ihrer Klinik zwischen Dezember 2020 und März 2021 noch einmal angeschaut. Unter knapp 1300 Scans fanden sie auch 68 von Patienten mit einer bekannten COVID-19-Impfung – zu dieser Zeit wurden in den USA nur die beiden mRNA-Vakzinen von Pfizer/BioNTech und Moderna verimpft. Reaktive axilläre Lymphknoten auf der Impfseite fanden die Ärzte bei insgesamt neun Patienten (13 Prozent), und zwar unter 2 von 41 nach der ersten Impfung (5 Prozent) sowie 7 von 27 nach der zweiten (26 Prozent). Mehr als die Hälfte der Patienten mit reaktiven Lymphknoten zeigte im CT auch eine Knotenschwellung. Die Impfung lag bei den Patienten mit reaktiven Knoten im Median zehn Tage zurück, bei denen ohne zwölf Tage, bei einigen Patienten wurde noch einen Monat nach der Impfung eine erhöhte FDG-Aufnahme in den ipsilateralen Lymphkonten beobachtet. Bei Untersuchungen wie einer Mammografie oder einem PET-Scan lohnt es sich also, nach der Impfung zu fragen (JAMA Oncol 2021, online 10. Juni). (mut)
Update vom 15. Juni 2021
Kopfweh, Halskratzen und Rhinorrhoe sind die häufigsten Krankheitszeichen bei Infektionen mit der Delta-Variante von SARS-CoV-2. Klassische COVID-Symptome wie Fieber, Husten sowie Geruchs- und Geschmacksverlust sind eher selten. Das hat die „Zoe COVID Symptom Study“ ergeben, berichten Forscher des King’s College in London. In der Studie werden Daten der „COVID Symptom Study App“ ausgewertet. Über die vom Unternehmen Zoe entwickelte App können Bürger während der Pandemie verdächtige Symptome melden. Im Vereinigten Königreich hat die starke Verbreitung der besonders kontagiösen Variante aus Indien inzwischen zu steigenden Infektionszahlen trotz hoher Impfraten geführt. Vor allem Ungeimpfte oder nur einmal Geimpfte erkranken dabei. Für junge Menschen fühlt sich die Infektion mit der Delta-Variante mehr wie eine schwere Erkältung an, berichtet die „BBC“. Betroffene seien aber für Mitmenschen infektiös, sie sollten sich testen lassen (Bericht der BBC vom 14. Juni).
Update vom 14. Juni 2021
Hohe COVID-Impfraten bei Erwachsenen bieten auch ungeimpften Kindern einen gewissen Schutz. Das berichten Forscher aus Israel. Das Land hatte bis zum Mai hohe Impfraten bei Erwachsenen und Jugendlichen im Alter ab 16 Jahren. Allerdings blieben in dieser Zeit jüngere Jugendliche und Kinder mangels zugelassener Impfstoffe für diese Altersgruppe ungeimpft. Belegt wurde jetzt: Mit jedem Anstieg der Impfraten bei 16- bis 50-Jährigen in einer Gemeinde um 20 Prozent halbierte sich die Rate positiver Tests bei den ungeimpften Jüngeren. Die Forscher haben sich dabei Registerdaten des israelischen Krankenversicherers Maccabi Healthcare Services aus der Zeit von Dezember bis Anfang März angeschaut, und zwar aus 177 geografischen Regionen des Landes mit unterschiedlich voranschreitenden Impfprogrammen (Nature Med 2021; online 10. Juni). Vorläufige Ergebnisse einer finnischen Studie erbrachten ähnliche Ergebnisse: Dort sanken die Infektionsraten von Haushaltsmitgliedern geimpfter Menschen aus medizinischen Berufen um 8,7 Prozent zwei Wochen nach der ersten Dosis. Zehn Wochen später waren es 42,9 Prozent (medrxiv 2021, online 29. Mai).
Eher pflanzenbasierte Ernährung oder Kost mit viel Fisch war in einer Studie mit geringerem Risiko für schwere COVID-Verläufe assoziiert. Das berichten Forscher der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore, USA. Das Team hat von Juli bis September 2020 besonders infektions-gefährdete Mitarbeiter in Praxen und Kliniken nach ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. Für die internationale Fall-Kontrollstudie in sechs Industrieländern (darunter Deutschland) wurden Daten von 568 Teilnehmern mit COVID-19 ausgewertet (darunter 138 mit moderatem bis schwerem Verlauf). Eine Gruppe von 2316 Teilnehmern ohne COVID-19 diente als Kontrolle. Ergebnis: Mitarbeiter, die ihre Kost als „pflanzenbasiert“ oder „pescetarisch“ angaben, hatten im Vergleich zu Mitarbeitern mit anderer Kost ein um 73 und 59 Prozent verringertes Risiko für einen moderaten bis schweren COVID-Verlauf. Dies könnte ein Hinweis auf einen protektiven Effekt sein, so die Forscher (BMJ Nutrition Prevention & Health 2021; online 7. Juni).
Liebe Leser, wir fassen die Corona-Studienlage nun wöchentlich zusammen. Eine Übersicht mit allen bereits veröffentlichten COVID-19-Splittern der vergangenen Wochen und Monate finden Sie hier: