Neue Corona-Impfempfehlung

STIKO will AZD1222 nur für Erwachsene bis 64 empfehlen

Schon vor EU-Zulassung hat die STIKO zur AstraZeneca-Vakzine entschieden: Nur 18- bis 64-Jährige sollen damit geimpft werden. Und die Priorisierung soll Ärzten mehr Möglichkeiten eröffnen.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Soll bald in der EU zugelassen sein: AstraZenecas COVID-19-Vakzine.

Soll bald in der EU zugelassen sein: AstraZenecas COVID-19-Vakzine.

© Andrew Matthews / PA Wire / dpa

Berlin. Noch an diesem Freitag könnte es eine Empfehlung des Expertengremiums der EU-Arzneibehörde EMA für eine Zulassung des Impfstoffs AZD1222 von AstraZeneca geben. Möglicherweise wird die Vakzine dann nur für 18- bis 64-Jährige zugelassen, wird spekuliert. Die Evidenz für die Wirksamkeit in höherem Alter ist nämlich wackelig.

So sieht es auch die Ständige Impfkommission (STIKO): Wegen nicht ausreichender Daten in höherem Alter, soll der AstraZeneca-Impfstoff, anders als die mRNA-Vakzinen, „in den Priorisierungsstufen jeweils nur den Personen angeboten werden, die 18–64 Jahre alt sind“, so das Gremium in einem „Beschluss zur 2. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung“. Das noch nicht veröffentlichte Papier liegt der „Ärzte Zeitung“ vor.

Patienten mit Demenz in Prio 2

Auf der ersten Stufe gehören dazu Pflegeheimbewohner dieser Altersgruppe sowie medizinisches Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko, Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen, Pflegepersonal in der ambulanten und stationären Altenpflege sowie allgemein Personal in Pflegeheimen mit Kontakt zu Bewohnern.

Auf der zweiten Stufe (bisher wird hier noch nicht geimpft!) kommen hinzu: Menschen mit Downsyndrom, medizinisches Personal mit hohem Expositionsrisiko, Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung in Institutionen sowie Personal in der ambulanten oder stationären Versorgung solcher Menschen.

Schutz für chronisch Kranke ist erst ab der dritten Stufe vorgesehen, wie Patienten mit schlecht eingestelltem Diabetes, Adipositas, Krebs, KHK, Herzinsuffizienz, Hypertonie, Lungenleiden, Z.n. Apoplex, psychiatrischen Erkrankungen. Die STIKO betont, dass Ärzte in Einzelfällen auch weitere Menschen priorisieren können.

Angebot für Schwangere nur in Einzelfällen

Beispiele: Bei einem Patienten kann zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden (etwa vor Chemotherapie) oder bei Tätigkeiten oder Lebensumständen mit nachvollziehbarem, „unvermeidbar sehr hohem Infektionsrisiko“.

Bei sehr alten Menschen oder Patienten mit progredienten Leiden und schlechtem Allgemeinzustand sei vor Impfung das Nutzen/Risiko-Verhältnis sorgfältig abzuwiegen, so die STIKO. In der Schwangerschaft ist die Impfung kontraindiziert, Schwangeren mit Vorerkrankungen und hohem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe kann der Schutz in Einzelfällen angeboten werden.

Die Wirksamkeit von AZD1222 bei 18- bis 64-Jährigen bewertet die STIKO als gleichwertig zu den mRNA-Vakzinen. Und: Begonnene Impfserien müssen mit demselben Produkt abgeschlossen werden.

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Kommentare
Reinhard Rodiger 29.01.202112:56 Uhr

Die angegebene Wirksamkeit von 70 % beruht auf einer Poolingauswertung von zwei Gruppen mit unterschiedlicher Dosierung.Bei voller Dosis rd 60% bei (zufällig!)reduzierter Dosis 90%. Daraus entstehen 70%.Diese Zahl wird auch von der Stiko berichtet.(Basis: Lancet, s.Kommentar Dr Schätzler)
Ich wundere mich, dass das umkommentiert so hingenommen wird.

Dr. Thomas Georg Schätzler 29.01.202109:10 Uhr

"Neben den Zulassungs-Studien-bedingten Altersgruppen-Einschränkungen lag die Effektivität der Vaccine (vaccine efficacy VE) nur bei 70,4% ["Primary efficacy endpoint - Out of the 131 COVID-19 cases, 30 were reported in the vaccine group and 101 in the
placebo group. The point estimate for VE was 70.4% with a 95.84% confidence interval
ranging from 54.8 to 80.6%.]

Daran ändert der hochnäsige Lancet Titel "Safety and efficacy of the ChAdOx1 nCoV-19 vaccine (AZD1222) against SARS-CoV-2: an interim analysis of four randomised controlled trials in Brazil, South Africa, and the UK" Lancet 2021; 397: 99–111 von Merryn Voysey et al. mit magerer "Interpretation" statt belastbaren Schlussfolgerungen nichts:

"Interpretation - ChAdOx1 nCoV-19 has an acceptable safety profile and has been found to be efficacious against symptomatic COVID-19 in this interim analysis of ongoing clinical trials."

Eine Kakophonie von Verstimmungen, Betroffenheitslyrik, diplomatischen Querelen seitens EU, AstraZeneca, Zulassungsbehörden, BREXIT-GB, Gesundheitsministerium gilt versprochenen, vertraglich vereinbarten Liefermengen...

Die FAZ dazu:
"Impfstreit zwischen der EU und Astra-Zeneca eskaliert. Vakzin-Streit mit AstraZeneca - EU besteht auf Einhaltung des Vertrages. Hat das britische Unternehmen der EU feste Lieferzusagen gemacht? Der Chef streitet dies ab. Ein Krisengespräch lieferte keine Lösung. Zuvor appellierte Kommissarin Kyriakides an das Unternehmen: „Wir verlieren jeden Tag Menschen.“ Der Konflikt zwischen der EU-Kommission und dem schwedisch-britischen Impfstoffhersteller Astra-Zeneca (AZ) wegen dessen absehbaren Impfstoff-Lieferausfällen droht zur juristischen Schlammschlacht zu werden..." https://m.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/corona-impfstoff-streit-zwischen-eu-und-astra-zeneca-eskaliert-17167990.html

Mf+kG, Ihr Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Vgl dazu von mir auf meinem DocCheckBlog
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/31427-astrazeneca-impfstoff-azd1222-ein-trauerspiel

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