Aktuelle Empfehlungen zusammengefasst

Ü60-Jährige: Zu diesen Impfungen rät die STIKO

Die Impflücken bei Senioren zu schließen, das wünschen sich Geriater in Pandemie-Zeiten besonders. Wir haben die aktuellen STIKO-Empfehlungen für die Altersgruppe 60 plus kompakt zusammengefasst.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Eine ältere Dame wird geimpft.

Eine ältere Dame wird geimpft.

© Ridofranz / Getty Images / iStock

„Das Schließen der Impflücken nach den aktuell gültigen Empfehlungen der STIKO ist eine der wichtigsten Maßnahmen in diesem Jahr.“ Das schreiben Dr. Anja Kwetkat vom Uniklinikum Jena und weitere Vertreter der AG Impfen der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (Geriatrie-Report 2020; 15(4):9-11).

Dabei seien vor allem jene Impfungen von großer Bedeutung, die vor Atemwegsinfekten schützen, also gegen Influenza, Pneumokokken und Pertussis. Und natürlich die Impfung gegen SARS-CoV-2. Welche Empfehlungen konkret für die Altersgruppe 60 plus gelten, haben Kwetkat und ihre Kollegen in dem Übersichtsartikel zusammengefasst.

So wird die alle zehn Jahre fällige Auffrischung des Tetanus- und Diphtherieschutzes einmalig kombiniert mit der Pertussis-Vakzine (Tdap-Kombinationsimpfung). Hinzu kommen die Impfungen gegen Pneumokokken, gegen Herpes zoster sowie jährlich gegen Influenza. „Ferner sollen enge Haushaltskontaktpersonen eines Neugeborenen spätestens vier Wochen vor der Geburt eines Kindes geimpft werden.“ Der in Deutschland verfügbare azelluläre Impfstoff gegen Keuchhusten ist weniger immunogen als der Ganzzellimpfstoff. Die Auffrischung alle zehn Jahre erscheine auch für alte Menschen sinnvoll, schreiben die Autoren.

Diskussion um Influenza-Impfung

Die Empfehlung zum Grippeschutz bei älteren Menschen haben in den vergangenen Wochen bereits für Diskussionen gesorgt. Denn die STIKO hatte für die Saison ab Herbst 2021 empfohlen, Senioren einen quadrivalenten Hochdosis-Impfstoff gegen Influenza zu impfen. Davon ist jedoch nur ein einziger Impfstoff auf dem Markt (Efluelda®). Die Empfehlung ließ einerseits ein potenzielles Versorgungsrisiko befürchten, andererseits machten sich die KVen Sorgen um mögliche Regresse.

Inzwischen hat das Bundesgesundheitsministerium per Rechtsverordnung klargestellt, dass in der kommenden Influenzasaison Versicherten ab 60 Jahre sowohl hochdosierte als auch herkömmliche inaktivierte quadrivalente Influenza-Impfstoffe verabreicht werden dürfen. Die Verordnung gilt bis 31. März 2022. Außerdem heißt es dort: „Eine Verordnung des Influenza-Hochdosis-Impfstoffes gilt als wirtschaftlich.“

Die STIKO hat ihre Entscheidung zur Influenza-Impfempfehlung bei Senioren Anfang Januar 2021 ausführlich begründet. Die Evidenzlage zur vergleichenden Wirksamkeit und Sicherheit sei für den Hochdosis-Impfstoff besser als für die drei anderen weiterentwickelten Influenza-Impfstoffe (MF-59-adjuvantiert, Zellkultur-basiert, rekombinant). Er sei gegenüber dem konventionellen Impfstoff geringfügig, aber signifikant überlegen. Und: Die Evidenz von trivalenten Hochdosis-Impfstoffen sei übertragbar auf quadrivalente Hochdosis-Impfstoffe und auf die Altersgruppe 60 bis 64 Jahre (Epid Bull 1/2021).

Mit Lokalreaktionen ist häufiger zu rechnen

Da der Hochdosis-Impfstoff eine erhöhte Reaktogenität aufweist, ist nach der Impfung vergleichsweise häufiger mit Lokalreaktionen zu rechnen. „Ärzte sollten ihre Patienten im Alter von über 60 Jahren beraten und über die bessere Wirksamkeit, aber auch über die möglichen Nebenwirkungen aufklären“, heißt es im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI). Die umfassende Aufklärung sei gerade deshalb wichtig, um die Impfbereitschaft aufrechtzuerhalten.

Eine Impfbereitschaft, die nicht allzu hoch ist: Seit 2008, als die Impfquote der über 60-Jährigen gegen Influenza bei etwa 48 Prozent gelegen hatte, habe die Impfbereitschaft kontinuierlich abgenommen, berichtet das RKI. Als mögliche Gründe führt das Institut das Unterschätzen der Schwere der Influenza an, die „zuweilen schlechte Wirksamkeit“ in dieser Altersgruppe sowie die jährlich notwendigen Wiederholungsimpfungen.

Die STIKO verweist darauf, dass pro Saison mit 70 000 bis 1,3 Millionen Exzesskonsultationen bei Senioren gerechnet werden muss. Die Exzessmortalität von bis zu 25 000 Sterbefällen pro Saison über alle Altersgruppen sei zu 85 Prozent der Gruppe der über 60-Jährigen zuzuordnen.

Die Geriater begrüßen die verstärkte immunogene Wirkung der neuen Influenza-Impfstoffe. Sie gehen von einer breiten Immunantwort bei Pflegeheimbewohnern sowie sinkenden Hospitalisationsraten aus, wenn konsequent geimpft wird. Sollte es doch zu einer Influenza-Infektion kommen, werde der Krankheitsverlauf günstig beeinflusst.

Pneumokokken- und HZ-Vakzine

Gegen Pneumokokken stehen zwei verschiedene Impfstoffe zur Verfügung: die 23-valente Pneumokokken-Polysaccharid-Vakzine (PPSV23) und der 13-valente Pneumokokken-Konjugatimpfstoff PCV13.

Standardimpfungen ab 60 Jahren

  • Tetanus
  • Diphtherie
  • Pertussis
  • Influenza
  • Pneumokokken
  • Herpes zoster

Ein 20-valenter Pneumokokken-Konjugatimpfstoff wird nach Angaben von Kwetkat und Kollegen derzeit klinisch erprobt. „Durch die Impfung von Kindern mit PCV13 kam es zu einem deutlichen Rückgang der invasiven Pneumokokken-Infektionen; auch bei über 65-Jährigen“, berichten die Geriater. Ursache seien vermutlich weniger Übertragungen von Kindern auf ältere Menschen.

Die STIKO empfiehlt derzeit für immunsupprimierte Patienten und für Patienten mit Fremdkörper-assoziierten Risiken wie einem Cochlea-Implantat die sequenzielle Impfung zuerst mit PCV13 sowie nach sechs bis zwölf Monaten mit PPSV23. Patienten mit „sonstigen chronischen Krankheiten“ erhalten PPSV23. Generell können bei Menschen mit erhöhtem Risiko für schwere Pneumokokken-Erkrankungen Wiederholungsimpfungen bei einem Mindestabstand von sechs Jahren in Erwägung gezogen werden.

Schließlich ist noch die Standardimpfung mit dem Herpes-zoster-Subunit-Totimpfstoff zu nennen, von der STIKO empfohlen ab dem 60. Lebensjahr. Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund chronischer Krankheiten wie zum Beispiel bei HIV-Infektion, Rheumatoider Arthritis, Diabetes mellitus oder bei chronischen Lungenkrankheiten sollen sich bereits ab 50 Jahre impfen lassen.

Der adjuvantierte Impfstoff wird zweimalig im Abstand von zwei bis sechs Monaten verabreicht. Eine Wiederholung wird derzeit nicht empfohlen. Der Herpes-zoster-Lebendimpfstoff wird bekanntlich nicht mehr als Standardimpfung empfohlen.

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