Immundefizienz

Worauf beim Impfen von Rheumakranken zu achten ist

Experten raten auch Angehörigen von Rheuma-Kranken zur Impfung, um die Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern zu minimieren.

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Berlin. Impfungen sind für Rheuma-Patienten ja besonders wichtig. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) begrüßt deshalb, dass ein Expertenteam auf Initiative der Ständigen Impfkommission (STIKO) Anwendungshinweise für Menschen mit Autoimmunerkrankungen veröffentlicht hat (Bundesgesundheitsbl 2019, 62:494–515).

Die Experten raten den Patienten, an allen von der STIKO empfohlenen Impfungen teilzunehmen. Das gilt nicht nur für ältere Patienten mit Rheumatoider Arthritis oder Psoriasis-Arthritis. Auch jüngere Menschen, etwa mit M. Bechterew, sollten darauf achten, dass sie alle für Kinder und Jugendliche vorgesehenen Impfungen erhalten haben.

„Das Problem ist, dass die Wirkung einer Impfung auf ein intaktes Immunsystem angewiesen ist“, wird DGRh-Präsident Professor Schulze-Koops, Klinikum der LMU München, in der Mitteilung der DGRh zitiert. Diese Voraussetzung ist bei rheumatischen Erkrankungen bekannterweise nicht immer gegeben, der Impferfolg somit gefährdet. Noch schwieriger wird es, wenn die Patienten mit Medikamenten behandelt werden, die das Immunsystem bremsen. Die meisten Patienten erhalten ja Basistherapeutika wie Methotrexat (MTX). Bei einem Krankheitsschub sind häufig Steroide notwendig.

Ob Patienten, die mit Immunsuppressiva behandelt werden, geimpft werden dürfen, hängt in erster Linie vom Impfstoff ab, erinnert die DGRh in ihrer Mitteilung. Totimpfstoffe – zum Beispiel gegen Pneumokokken, Hepatitis B, Meningokokken, Herpes zoster und HPV – können nach Einschätzung der Experten bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen meist bedenkenlos eingesetzt werden.

„Bei einigen stark wirkenden Immunsuppressiva kann die Fähigkeit des Immunsystems zur Antikörperbildung jedoch soweit eingeschränkt sein, dass keine Schutzwirkung erzielt wird“, gibt Schulze-Koops in der Mitteilung der DGRh zu bedenken. Die Experten raten deshalb, vor Therapiebeginn zu impfen.

Vorsicht geboten ist beim Einsatz von Lebendimpfstoffen, die abgeschwächte Krankheitserreger enthalten. „Das Immunsystem gesunder Menschen kommt damit gut zurecht“, so Schulze-Koops: „Bei abwehrgeschwächten Menschen kann es jedoch zu einer Infektion kommen.“ Mit Lebendimpfstoffen wird heute gegen Masern-Mumps-Röteln, gegen Gelbfieber und gegen Rotaviren geimpft.

Diese Impfungen erfolgen in den ersten Lebensjahren und sind in der Regel abgeschlossen, wenn entzündlich-rheumatische Erkrankungen auftreten. Einen guten Impfschutz benötigen übrigens nicht nur die Patienten selbst. Die Experten raten auch deren Angehörigen zur Impfung, um die Gefahr einer Übertragung zu minimieren. (eb)

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