Normaler Unterricht nach den Ferien?
Druck beim Impfen von Schülern – doch die Corona-Vakzinen bleiben knapp
Um die Corona-Impfkampagne auch unter jungen Menschen voranzutreiben, plädiert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dafür, Impfdosen der Hersteller BioNTech/Pfizer für diese Altersgruppe zu reservieren. Die bestellbaren Vakzinmengen in der kommenden Woche bleiben derweil knapp.
Veröffentlicht:Berlin. Das erklärte Ziel sei, dass die Länder den minderjährigen Schülerinnen und Schülern bis Ende August ein Impfangebot machen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) der „Bild am Sonntag“. „Ein Weg zu regulärem Unterricht nach den Sommerferien ist das Impfen der Jugendlichen.“
Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) forderte zum Wochenbeginn einen Fahrplan für Impfungen von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren in allen Bundesländern. Die Infektionszahlen sänken, die Schulen hätten ihre Hygienekonzepte verbessert. „Wir haben jetzt durch die Situation ganz andere Möglichkeiten, einen sicheren Schulbetrieb möglich zu machen“, erklärte die CDU-Politikerin. Es sei wichtig, jungen Menschen eine Perspektive zu geben: „Das wird auch dazu beitragen, dass die psychischen Belastungen ein Stück weit wieder zurückgehen.“ Nach dem Willen der Ministerin soll sich der Impfgipfel von Bund und Ländern in dieser Woche mit dem Thema befassen. Der Deutsche Städtetag unterstützt dies und regte an, die Impfzentren im Sommer in die Impfung von Schülern einzubinden. Es müsse jetzt zügig geklärt werden, wo demnächst Kinder ab 12 Jahren geimpft werden sollen, sagte Städtetagspräsident Burkhard Jung.
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) will noch im laufenden Monat über die Zulassung des Corona-Impfstoffs der Hersteller BioNTech/Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren entscheiden. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte das Präparat bereits für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren zugelassen.
Der US-Pharmahersteller Moderna strebt Ähnliches an. Der Konzern hofft auf eine europäische Impfstoffzulassung für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. Ein Antrag bei der EMA sei Anfang kommenden Monats geplant, sagte der aus Frankreich stammende Moderna-Vorstandschef Stéphane Bancel der französischen Sonntagszeitung „Le Journal du Dimanche“.
Reduzierte Bestellmenge für die erste Juniwoche
Die bestellbaren Mengen an COVID-Vazinen bleiben allerdings knapp. So meldet die KBV, dass Haus- und Fachärzte in der Woche vom 31. Mai bis 6. Juni nur rund 3,2 Millionen Impfstoffdosen von BioNTech/Pfizer, Johnson & Johnson und AstraZeneca erhalten. Die Angaben stammten vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) von Pfingstsonntag.
Das Pharmaunternehmen AstraZeneca habe dem BMG mitgeteilt, dass wegen verzögerter Freigaben eine Lieferung erst zu Anfang der ersten Juniwoche (22. KW) erfolgen werde. Daher könnten 300.000 Dosen AstraZeneca erst Mitte der Woche an die Arztpraxen ausgeliefert werden.
Weniger Impfstoff als in Aussicht gestellt, komme zudem von BioNTech/Pfizer. Die Arztpraxen werden in der Woche vom 31. Mai bis 6. Juni lediglich 2,2 Millionen Impfstoffdosen erhalten, wie die KBV mitteilt. Geplant waren rund 3,3 Millionen Dosen. Rund 720.000 Impfstoffdosen sollen zudem vom Hersteller Johnson & Johnson kommen.
Die Bestellung des Impfstoffes für die Woche vom 31. Mai bis 6. Juni könne bis Dienstag, 25. Mai, 12 Uhr erfolgen. Konkret können laut KBV vom COVID-19-Impfstoff Comirnaty® für Erstimpfungen bis zu 24 Dosen (4 Vials) geordert werden.
Von AstraZeneca können maximal 20 Dosen (2 Vials) für Erstimpfungen bestellt werden. Sofern mit Vaxzevria® bereits Zweitimpfungen erfolgten, könne es sein, dass Ärzte möglicherweise gar keine Impfstoffdosen für Erstimpfungen erhielten.
Vom Impfstoff von Johnson & Johnson stünden – sofern die Zahl der bestellenden Ärzte nahezu konstant bliebe – je rund 25 Dosen (5 Vials) zur Verfügung.
Die KBV erinnert auch daran, für Zweitimpfungen ein separates Rezept zu nutzen, auf dem die dazu benötigte Anzahl der Imfpdosen für die Woche vom 31. Mai bis 6. Juni angegeben werde.
Neue Zielmarke: Inzidenz 20
Spahn gab am Wochenende zudem als Zielmarke für weitreichende Lockerungen im Sommer eine Inzidenz von unter 20 aus. Für einen unbeschwerten Sommer müsse die Inzidenz weiter gesenkt werden, sagte er ebenfalls der „BAMS“. „Im vergangenen Sommer lag sie unter 20. Das sollten wir wieder anstreben. Vorsicht und Umsicht gelten weiterhin.“
Man habe aus dem vergangenen Sommer gelernt, sagte der Minister. „Damals haben die Auslandsreisen, häufig Verwandtschaftsbesuche in der Türkei und auf dem Balkan, phasenweise rund 50 Prozent der Neuinfektionen ausgelöst. Das müssen wir in diesem Jahr verhindern“, sagte Spahn. Beispielsweise wolle er frühzeitig Vereinbarungen mit der Türkei über Tests bei der Ein- und Ausreise schließen.
Kritik an Spahn kam von der FDP. Bundestagsvize Michael Theurer sagte: „Deutschland braucht einen klugen Stufenplan für Öffnungen und nicht einen Bundesgesundheitsminister, der mit Inzidenzen zockt wie ein Pokerspieler und so die Menschen und Wirtschaft alle paar Monate verunsichert.“ Theurer warnte vor einem „Gezerre mit den Ländern wie im Frühjahr um die Inzidenz von 35“. (run mit dpa- und KNA-Material)