Landarzt-Quote für Studienplätze
Saarland setzt Zeichen für Ärzte-Nachwuchs
Ab sofort können Hausärzte, die sich für eine Niederlassung im ländlichen Teil des Saarlandes entscheiden, 10.000 Euro Zuschuss erhalten. Außerdem soll die Landarztquote für die Studienplatz-Vergabe kommen – ein Streitpunkt auf Bundesebene.
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Ab auf’s Land? Das ist nicht für jeden Medizinstudenten eine Traumvorstellung.
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SAARBRÜCKEN. Damit bereits bei den Studenten der Landarzt-Beruf an Attraktivität gewinnt, hat die saarländische Landesregierung ein Stipendienprogramm aufgelegt. Studenten, die sich verpflichten, später mindestens fünf Jahre auf dem Land als Hausarzt zu arbeiten, können ein Stipendium von monatlich 300 Euro beantragen. Es soll maximal vier Jahre lang gezahlt werden. Beantragen können es Studenten ab dem dritten Studienjahr, die den ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung erfolgreich bestanden haben. Gedeckelt ist das Stipendienprogramm auf 50.000 Euro im Jahr.
Saarlands Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) kündigte außerdem für die Studentenauswahl an der Homburger Uniklinik die Einführung einer Landarztquote an. Ein Teil der Studienplätze solle für Studenten reserviert werden, die sich verpflichten, nach ihrem Studium als Landarzt im Saarland zu arbeiten. "Die Quote soll so schnell wie möglich kommen", erläuterte Bachmann. Einen Termin konnte sie aber noch nicht nennen.
Im Alleingang
Lange war auf Bundesebene über die Landarztquote diskutiert worden. Im Erstellungsprozess des Masterplans Medizinstudium 2020 galt sie bis zuletzt als Zankapfel. In einer Arbeitsfassung des lange vertraulich behandelten Papiers, die die "Ärzte Zeitung" Mitte Dezember exklusiv veröffentlichte, war die Landarztquote noch als strittiger Punkt gekennzeichnet – Mitte Januar jedoch wurde bekannt, dass sie im konsentierten Masterplan nicht weiter vorgesehen ist. Neben dem Saarland hat auch Bayern eigene Pläne für eine Einführung der Landarztquote im Alleingang.
Im Saarland gibt es außerdem ab sofort einmalig 10.000 Euro Zuschuss für Hausärzte, die sich auf dem Lande niederlassen. Ein entsprechendes Förderprogramm stellte Bachmann nun vor. Die Fördermittel werden rückwirkend zum 1. Januar gezahlt. Wer eine Filial-Praxis auf dem Land eröffnet, erhält 2500 Euro. Insgesamt stehen für das Programm jährlich 200.000 Euro zur Verfügung.
Anträge können ab sofort gestellt werden
"Die Anträge können ab sofort gestellt werden", sagte Bachmann. Bedingung sei aber, dass sich die Hausärzte in kleinen Gemeinden mit maximal 20.000 Einwohnern niederlassen und dort mindestens fünf Jahre arbeiten. "Wir wollen mit dem Programm einen Anreiz schaffen, damit sich wieder mehr junge Ärzte auf dem Land niederlassen", erläuterte sie.
Hintergrund ist der drohende Ärztemangel. Nach Angaben des saarländischen Gesundheitsministeriums erreicht rund ein Drittel der knapp 670 Hausärzte im Saarland in den nächsten fünf Jahren das Rentenalter. Schon jetzt gebe es im Saarland 33 offene Hausarzt-Sitze.
Der stellvertretende saarländische KV-Chef Dr. Joachim Meiser berichtete von einer "zugespitzten Situation" in zehn der 52 Kommunen im Saarland. Dort sei ein Großteil der Ärzte bereits über 60.
Ansprechpartner für Kommunen
Meiser warb dafür, dass sich auch die Kommunen im Saarland beim Thema "Gesundheit" mehr engagieren. Sein Vorschlag: Jede Kommune sollte einen "Gesundheitslotsen" haben, der als Ansprechpartner zur Verfügung steht und sich darum kümmert, dass die Dienstleister im Gesundheitswesen besser vernetzt sind.
Der saarländische KV-Vorsitzende Dr. Gunter Hauptmann ergänzte, man wünsche sich in jeder Gemeinde einen Mitarbeiter, der sich in Gesundheitsfragen auskennt. "Denn außer dem Bürgermeister", sagte Hauptmann, "ist dort oft kein Mensch, den man für Gesundheitsthemen ansprechen kann."