STIKO prüft Evidenz

Kürzere Impfabstände wegen Delta-Variante sinnvoll?

Die erste Corona-Impfung schützt vor der Delta-Variante wohl nur unzureichend. Sollten die Impfabstände verkürzt werden, um schnell ausreichend Menschen vollständig zu immunisieren? Die STIKO grübelt.

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Die erste Corona-Impfung ist geschafft: Für einen effektiven Schutz vor der Delta-Variante braucht es aber eine zweite Impfdosis.

Die erste Corona-Impfung ist geschafft: Für einen effektiven Schutz vor der Delta-Variante braucht es aber eine zweite Impfdosis.

© Laci Perenyi / picture alliance

Berlin. Angesichts der Relevanz vollständiger Impfserien zum Schutz vor der Delta-Variante von SARS-CoV-2 wird eine Verkürzung der Impfabstände diskutiert.

Die Frage sei nicht trivial, sagte STIKO-Vorsitzender Professor Thomas Mertens der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. Es gebe verschiedene Pro- und Contra-Argumente, erklärte der Virologe. „Wir versuchen derzeit, die notwendige Evidenz zu schaffen.“

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Die STIKO empfiehlt bislang längere Zeitabstände zwischen den zwei Impfungen als es gemäß Zulassung der jeweiligen Impfstoffe möglich wäre. Das hat Gründe: Bei Vaxzevria® etwa steigt die Wirksamkeit bei längerem Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung. Zudem sprach die Impfstoffknappheit dafür, zunächst möglichst viele Menschen mit der Erstimpfung zu versorgen.

Bei Vakzevria® lautet der bisherige Rat des Expertengremiums, zwölf Wochen zwischen erster und zweiter Dosis verstreichen zu lassen. Für die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna beträgt der empfohlene Abstand sechs Wochen. Laut Zulassung wären schnellere Impfserien möglich: zwei BioNTech-Impfungen im Abstand von drei Wochen, bei Moderna und Vaxzevria® im Abstand von vier Wochen.

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Derzeitige Herausforderung: genügend Erstdosen

Beim Vektorimpfstoff Vaxzevria® gilt mittlerweile nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums, dass es Impfwilligen freisteht, den Abstand individuell mit Impfärztinnen und -ärzten im Rahmen des zugelassenen Zeitraums (vier bis zwölf Wochen) zu vereinbaren.

Kanzleramtsminister Dr. Helge Braun (CDU) sagte am Donnerstag im „Morgenmagazin“ auf die Frage, ob die Abstände verkürzt werden sollten, um schneller Menschen vor Delta zu schützen: Die Herausforderung sei zunächst einmal, dass jeder – mit Ausnahme von Kindern unter 12 Jahren – eine Chance zur Erstimpfung bekomme.

Bei der Zweitimpfung gehe es weniger um die Frage der Bequemlichkeit des Abstands, sondern mehr um die Wirksamkeit. „Wir wissen eben, dass ein gewisser Abstand die Wirksamkeit der Impfung verbessert.“ Er verneinte die Frage, ob eine Verkürzung der Rat der Stunde sei. Professor Christian Drosten weist schon länger darauf hin, dass gerade die erste Impfung nicht ausreichend vor der Delta-Variante schützt.

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„Die aktuellen Impfintervalle, insbesondere bei BioNTech, zu verkürzen, macht natürlich Sinn, um möglichst schnell eine vollständige Impfwirkung zu erreichen“, erklärte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen, am Mittwoch. „Die maximale Spreizung der Impfintervalle bei BioNTech hat ja lediglich im Mangel der Impfstoffe ihre Begründung.“

Auch in Deutschland wird mittlerweile ein wachsender Anteile der in Indien entdeckten Delta-Variante verzeichnet, zuletzt hat sich der Anteil von Delta an den gemeldeten SARS-CoV-2-Infektionen innerhalb von einer Woche von 8 auf 15 Prozent beinahe verdoppelt. Perspektivisch wird damit gerechnet, dass Delta auch hier das Infektionsgeschehen dominieren wird. (dpa/bae)
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