EMA nennt 21. Dezember als Deadline

Corona-Impfstoff: Zulassung wohl noch vor Heiligabend

Deutschland dürfe optimistisch sein, dass es noch vor Weihnachten eine Zulassung für den ersten COVID-19-Impfstoff gebe, sagt Gesundheitsminister Jens Spahn. Die EMA selbst gibt kurze Zeit später den 21. Dezember als „Tag der Entscheidung“ an.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Weihnachtswunsch Impfstoff-Zulassung: Jens Spahn am Dienstag in der Berlin auf dem Weg zur Pressekonferenz.

Weihnachtswunsch Impfstoff-Zulassung: Jens Spahn am Dienstag in der Berlin auf dem Weg zur Pressekonferenz.

© Tobias Schwarz / AFP / Pool / dpa

Berlin. Der Start für Corona-Impfungen in Deutschland rückt näher. Am Dienstag überschlugen sich dazu die Ereignisse. So wollte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA Medienberichte über eine Zulassung des von BioNTech und Pfizer entwickelten Impfstoffs bereits zum 23. Dezember zunächst nicht bestätigen.

Kurze Zeit später dementierte die in Amsterdam ansässige Behörde ihr Dementi und erklärte, sie wolle am 21. Dezember ihr Gutachten über die Zulassung des Impfstoffes vorlegen. Formal müsste dann nur noch die Europäische Kommission der Zulassung zustimmen. Dann könnte es losgehen.

Zuvor hatte sich Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beeilt zu betonen, die Bundesregierung setze „alles darauf, dass der Impfstoff so bald wie möglich“ zugelassen werde. Ziel sei es, eine europäische Zulassung vor Weihnachten zu erreichen und in Deutschland mit dem Impfen noch vor dem Jahreswechsel loszulegen, erklärte Spahn vor Journalisten im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin.

Spahn: Sorgfalt vor Schnelligkeit

Vorwürfen, die Bundesregierung handele bei der Impfstoff-Zulassung zu langsam, widersprach Spahn erneut mit dem Hinweis auf ein geordnetes Zulassungsverfahren. „Wir haben von Anfang gesagt, wir machen keine Notzulassung, sondern eine ordentliche Zulassung.“ Die Frage der Zulassung sei auch etwas, „was Vertrauen erweckt“.

Zudem habe die Bundesregierung immer auf die europäische Lösung gesetzt, unterstrich Spahn. „Das Wir ist stärker als das Ich.“ Dieses Diktum gelte im kleinen pandemischen Alltag genauso wie „im Großen“.

Er wundere sich daher schon über „manche Tonlage dieser Tage“. „Wir reden viel über Europa und den europäischen Geist, und in der Krise – dann, wenn es tatsächlich darauf ankommt – ziehen einige brutal die nationale Karte“, so der Minister.

Buyx: Impfen ist nicht alles

„Wir sind alle sehr ungeduldig, mich eingeschlossen, ich zähle wirklich die Tage. Aber es ist besser, wenn wir das gut und ordentlich und sorgfältig bekommen und dann darauf vertrauen können“, pflichtete die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Professor Alena Buyx, bei. Eindringlich warnte Buyx vor „zu einfachen Abwägungen“, wonach zwei Wochen mehr Zulassungszeit „so und so viele Tote“ mehr bedeuteten. „Das ist sehr krude.“

Die höhere Zahl an Todesfällen sei auch der höheren Zahl an Neuinfektionen, vor allem älterer Menschen, geschuldet. „Die Vermeidung von Todesfällen findet nicht unilateral durch eine frühere Impfung statt, sondern auch durch unser aller Verhalten in der Pandemie.“

„Wir sind Teil dieser Pandemie, es liegt daher an jedem Einzelnen von uns, die Zahlen zu reduzieren“, appellierte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt/Main, Professor Sandra Ciesek, mit Blick auf steigende Inzidenzen. Die Bundesbürger sollten Weihnachten und Silvester dieses Jahr „anders feiern“ und Kontakte auf das Nötigste minimieren. So schütze man sich und andere am besten. „Schenken Sie es uns und allen Mitarbeitern im Gesundheitssystem.“

RKI-Chef besorgt im Pflegeheime

Ciesek berichtete von einem befreundeten Intensivmediziner, der in einem großen Krankenhaus der Maximalversorgung arbeite. In einem Telefonat habe der Arzt auch berichtet, dass er inzwischen die Aufnahme schwerkranker Patienten aus kleineren Häusern ablehnen müsse, weil er keine Betten und kein Pflegepersonal mehr habe.

„Durch die Belegung mit COVID-19-Patienten können auch andere Schwerkranke nicht bestmöglich versorgt werden“ – das frustriere Ärzte und Pflegekräfte, fasste Ciesek die Situation zusammen. Es gelte, diese Negativkette zu unterbrechen.

„Die Lage ist so ernst wie noch nie in dieser Pandemie“, warnte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Professor Lothar Wieler. Das Infektionsgeschehen habe in fast allen Bundesländern stark zugenommen. Das Coronavirus komme in allen Altersgruppen vor, besonders betroffen seien hochaltrige Menschen. „Was wir zurzeit sehen, ist das Ergebnis der Sorglosigkeit einiger Menschen, für die andere Menschen wiederum einen sehr hohen Preis zahlen müssen.“

Nach wie vor steige die Zahl der SARS-CoV-2-Neuinfektionen und der Todesfälle auch in Pflegeheimen stark, so Wieler. Die Gesundheitsämter schafften es nicht mehr, Kontakte von Infizierten nachzuverfolgen. Ärzte und Pflegekräfte in Kliniken arbeiteten am Limit. „Die Neuinfektionen müssen jetzt deutlich sinken.“ (Mit Material von dpa)

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