"Krankheiten mit und ohne Lobby"
Cornelia Yzer
Die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller, Cornelia Yzer, zeigte sich besorgt über die Umfrageergebnisse. "Es ist sicherlich ein Alarmsignal, wenn aus der Umfrage hervorgeht, dass wir uns auf eine Situation zubewegen, in der es Krankheitsbilder mit und ohne Lobby gibt." Als Erkrankungen mit Lobby bezeichnete sie dabei Aids und Krebs, ohne Lobby seien hingegen Menschen mit gesellschaftlich stigmatisierten Krankheiten wie Depression oder Demenz.
Deutschland müsse über alle Indikationen innovationsoffener werden, forderte Yzer. Die Bundesrepublik sei europaweit Schlusslicht beim Einsatz innovativer Arzneimittel für Kassenpatienten. In manchen Ländern würden diese dreimal so oft verordnet wie in Deutschland. "Selbst Großbritannien mit einem rigiden Gesundheitssystem zeigt sich hier innovationsoffener", kritisierte sie.
Yzer mahnte Aufrichtigkeit in der Debatte um die Arzneimittelversorgung an: Viele heute in der Breite eingesetzte Medikamente seien während ihrer Zeit als patentgeschützte - und damit teurere - Mittel zunächst in Frage gestellt worden. Als Generika würden sie aber als "Mittel der Wahl" allgemein akzeptiert. "Wenn wir über Arzneimittel sprechen, müssen wir genau aufpassen, ob derjenige, der den Nutzen hinterfragt, nicht eigentlich Kostendeckelung meint."
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