Innovationen und IGeL verbessern die Versorgung von Kassenpatienten
Nur bei den Hausarztverträgen scheiden sich die Geister - ansonsten ist das Urteil von Haus- und Fachärzten ziemlich einmütig, was eine gute Patientenversorgung garantiert: innovative Arzneimittel und Individuelle Gesundheitsleistungen.
Die Verordnungsfähigkeit von innovativen Arzneimitteln, aber auch Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) können die Versorgung von Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung nach Einschätzung der Vertragsärzte spürbar verbessern - den stärksten negativen Einfluss auf die Versorgungsqualität haben Budgetierungen und der Verwaltungsaufwand.
Im Auftrag des NAV-Virchowbundes und des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller hatte TNS Healthcare in einer Repräsentativumfrage unter 802 niedergelassenen Ärzten untersucht, inwieweit bestimmte politische Instrumente oder andere Handlungsoptionen von Ärzten die Versorgungsqualität von Kassenpatienten positiv oder negativ beeinflussen.
Bei innovativen Arzneimitteln gilt grundsätzlich, dass sie mit ihrer arzneimittelrechtlichen Zulassung auch von den gesetzlichen Kassen bezahlt werden müssen. Auf einer Fünf-Punkte-Skala sollten Ärzte dazu ihr Urteil abgeben: 43 Prozent der Ärzte glauben, dass Innovationen, wenn sie sofort nach Zulassung verordnungsfähig sind, die Versorgung verbessern, bei Fachärzten ist diese Meinung noch stärker verbreitet. Ein gutes Viertel der Ärzte sieht dies jedoch eher skeptisch, möglicherweise wegen der hohen
Kosten von Innovationen.
Fast ebenso ausgeprägt positiv ist die Haltung zu Individuellen Gesundheitsleistungen: Knapp 40 Prozent der Ärzte sehen darin eine Option, Kassenpatienten besser zu versorgen, nur ein Fünftel erblickt darin eher eine Verschlechterung.
Sehr gespalten fällt das Urteil über Hausarztmodelle aus: Die Hausärzte selbst meinen zu 40 Prozent, ihre Patienten damit besser versorgen zu können, bei den Fachärzten sind es dagegen nur sechs Prozent. Sie sehen zu zwei Dritteln eine Verschlechterung der Versorgung, bei den Hausärzten ist es nur jeder Fünfte.
Auf große Skepsis bei niedergelassenen Ärzten stoßen Therapieleitlinien (Arzneimittelrichtlinien), die der Gemeinsame Bundesausschuss erlässt. Nur jeder sechste Mediziner sieht darin eine Verbesserung, 41 Prozent glauben, dass die Versorgung ihrer Patienten Schaden erleidet.
Eine Überraschung ist das negative Urteil der Ärzte zu Versorgungszentren: Nur jeder siebte Arzt sieht darin eine Verbesserung - mit Ausnahme der Onkologen, von denen jeder Zweite eine bessere Versorgung erwartet.
Nicht überraschend ist hingegen, dass die niedergelassenen Ärzte Rabattverträge für Arzneimittel, die 2004 eingeführten Praxisgebühren, Budgetierung und Richtgrößen sowie Bürokratie ganz überwiegend negativ beurteilen. (HL)
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