Lieferengpässe

Immer mehr Länder lockern Einfuhr-Regeln bei Antibiotika-Säften für Kinder

Mehrere Bundesländer lockern nun die Einfuhr-Regeln bei Antibiotika-Säften für Kinder. Möglich ist das, weil das Bundesgesundheitsministerium einen Versorgungsmangel für diese Präparate festgestellt hatte.

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Es fehlt derzeit nicht nur an Fiebersäften und Antibiotika für Kinder, sondern auch an Blutfettsenkern, Blutdruckmitteln und sogar Krebsmedikamenten.

Es fehlt derzeit nicht nur an Fiebersäften und Antibiotika für Kinder, sondern auch an Blutfettsenkern, Blutdruckmitteln und sogar Krebsmedikamenten.

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Berlin. Immer mehr Bundesländer ergreifen Notmaßnahmen gegen den Mangel bei Antibiotikasäften für Kinder. Nach Bremen, Bayern und Nordrhein-Westfalen teilte auch Baden-Württemberg am Dienstag mit, entsprechende befristete Regeln zur Abweichung vom Arzneimittelgesetz erlassen zu haben.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußerte die Hoffnung, dass das von ihm auf den Weg gebrachte Gesetzes zur Bekämpfung der Engpässe nun schnell durch Bundestag und Bundesrat geht. Die Pharma-Branche zeigte sich skeptisch, ob es wirklich die Probleme löst.

„Ich muss darauf hinweisen, zehn Jahre sind diese Probleme bekannt, es ist nie viel gemacht worden. Jetzt haben wir sehr schnell ein Gesetz durchs Kabinett gebracht, und ich bin ganz sicher, dass die Kolleginnen und Kollegen im Parlament dieses Gesetz auch schnell beschließen werden", sagte Lauterbach am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Das müsse jetzt schnell gehen.

Kinderärzte schreiben Brandbrief an die Politik

Das Kabinett hatte Lauterbachs sogenanntes Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz Anfang April beschlossen. Es muss aber noch durch Bundestag und Bundesrat. Es soll Herstellern ermöglichen, höhere Abgabepreise für Kindermedikamente in Deutschland zu verlangen, so dass sich Lieferungen nach Deutschland mehr lohnen.

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Bei wichtigen Medikamenten ist grundsätzlich auch eine Pflicht zur mehrmonatigen Lagerhaltung vorgesehen. Und bei Antibiotika sollen Hersteller, die Wirkstoffe in Europa produzieren, stärker zum Zug kommen.

Kinderärzte in mehreren europäischen Ländern hatten in einem Brandbrief an die Politik appelliert, etwas gegen die schlechte Versorgungslage zu unternehmen. Knapp waren zuletzt nicht nur Fiebersäfte, sondern auch Antibiotika. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Patientenschutz gibt es nicht nur bei Kinderarzneimitteln Probleme, sondern generell auch bei Blutfettsenkern, Blutdruckmitteln und sogar Krebsmedikamenten.

Einfuhrregeln gelockert

Mehrere Bundesländer lockern bereits die Einfuhr-Regeln bei Antibiotika-Säften für Kinder. Möglich ist das, weil das Gesundheitsministerium in der vergangenen Woche offiziell einen Versorgungsmangel für diese Präparate festgestellt hatte. Bei den Lockerungen geht es etwa um die Einfuhr von Produkten, die in Deutschland nicht zugelassen oder registriert sind. Lauterbach sprach am Montag von „Notmaßnahmen“. „Der Prozess zeigt aber, das Gesetz kommt nicht zu früh."

Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller hält es allerdings nur in Teilbereichen für hilfreich. „Damit könne man das Problem der Verfügbarkeit von Kinderarzneimitteln lösen. Generell werde das Gesetz aber „nicht helfen, die Situation in Deutschland zu verbessern“, sagte Hauptgeschäftsführer Hubertus Cranz dem ZDF-Morgenmagazin am Dienstag.

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Strukturelles Problem

Es handele sich auch um ein strukturelles Problem: ein über die Jahre hinweg kaputt gesparter Markt, der das Preisniveau bei patentfreien Arzneimitteln so gedrückt habe, dass eine Reihe von Herstellern den Markt verlassen habe. Der Verband forderte einen Inflationsausgleich im Arzneimittelbereich.

Von Seiten der Krankenkassen hieß es dagegen, die Richtung des neuen Arzneimittel-Gesetzes stimme. Die Kritik der Pharma-Branche wies der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) zurück.

„Erst die Produktion ins Ausland verlagern, dann viel Geld verdienen und jetzt, wo sich die Probleme dieser Unternehmensentscheidungen zeigen, wird nach dem Staat gerufen", sagte GKV-Spitzenverbandssprecher Florian Lanz am Montag der dpa. (dpa)

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