Kommentar zu Kassenfinanzen

Mega-Defizite der GKV kommen nicht überraschend

Die gesetzlichen Krankenkassen stehen vor schweren Jahren. Die Defizite wachsen auf. Jetzt sind knallharte Analysen und Reformen gefordert.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Das nun prognostizierte Defizit in der gesetzlichen Krankenversicherung kommt mit Ansage. In den zurückliegenden beiden Legislaturperioden haben die Gesundheitsminister Hermann Gröhe und Jens Spahn, beide CDU, sowie der Koalitionspartner SPD mit viel gesetzgeberischem Schwung den Weg in die Deckungslücke gebahnt.

Das war deshalb keine schlechte Politik. Erinnert sei etwa an die Leistungsausweitungen in der ambulanten Versorgung und die Abkehr von der reinen DRG-Finanzierung in den Krankenhäusern. Beides erfolgte, um Versorgung und Pflege zu verbessern.

Diese Mehrausgaben kommen auf die ohnehin anschwellenden Kostenströme aufgrund der Alterung der Gesellschaft und den Kosten des medizinisch-technischen Fortschritts oben drauf. Die eigene Gesetzgebung und die Tatsachen der demografischen Entwicklung schlagen dem Gesetzgeber somit zusehends die Kostendämpfungsinstrumente aus der Hand. Hinzu kommt die Pandemie, für die vor allem der Steuerzahler die Rechnung präsentiert bekommt.

Lesen sie auch

Noch gibt es Verhandlungsmasse

Mehrere große Positionen in der Kassen-Rechnung sind noch verhandelbar. Die beitragsfreie Mitversicherung von Familienmitgliedern sowie das Knausern der Arbeitsämter bei den Krankenkassenbeiträgen für ALG II-Bezieher kosten die Kassen im Jahr mehr als 40 Milliarden Euro. Und das, obwohl diese Kosten als versicherungsfremde Leistungen gelten, die eigentlich nicht bei den Kassen abgeladen werden sollten.

Es wäre an der Zeit, dass sich die Bundespolitik an dieser Stelle endlich rundum ehrlich macht. Die im Raum stehende Forderung der DAK-Gesundheit, alle Sozialversicherungen nach versicherungsfremden Leistungen zu durchforsten und diese korrekt zuzuordnen, ist berechtigt. Die Beiträge gesetzlich Versicherter sind nicht dazu da, Löcher in den Steuerkassen zu stopfen.

Zur Aufrichtigkeit würde es auch gehören, in den Ländern Strukturreformen anzugehen, um die Ineffizienzen der segmentierten Versorgung zu beenden und die darin schlummernden wirtschaftlichen Reserven zu heben.

Schreiben Sie dem Autor: anno.fricke@springer.com

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Insgesamt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die Kosten an vielen Stellen schneller gestiegen sind als der Orientierungswert.

© Leafart - stock.adobe.com

Praxismanagement

So bekommen Sie steigende Praxiskosten in den Griff

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Bulle und Bär: Wer wird im Anlagejahr 2024 die Oberhand behalten? Zuletzt waren angesichts der Kurssteigerungen die Bullen auf der stärkeren Seite.

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Jahresausblick Geld und Vermögen

Geldanlage: Comeback des klassischen gemischten Portfolios

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025