Corona-Prävention
Schwierige Suche nach hochwertigen FFP2-Masken
Schwarze Schafe haben die Corona-Pandemie genutzt, um FFP2-Masken auf den deutschen Markt zu bringen, deren Schutzeigenschaften mehr als fragwürdig sind. Experten zeigen, wie man diese erkennen kann.
Veröffentlicht:Dreieich/München/Berlin/Brüssel. In vielen deutschen Kliniken sind offensichtlich hunderttausende mangelhafte FFP2-Schutzmasken aus dem vom Bund beschafften Bestand gelandet und jetzt aussortiert worden, da sie den Qualitätsanforderungen CE-zertifizierter Ware nicht entsprochen haben. Mit der Problematik minderwertiger FFP2-Masken könnte nun auch verstärkt die Allgemeinbevölkerung und damit jeder Verbraucher beim Einkauf oder auf dem Weg zur Arbeit betroffen sein.
So müssen Menschen in Bayern seit Montag im öffentlichen Nahverkehr und in Lebensmittelgeschäften FFP2-Masken tragen. Dem Vernehmen nach wird es auch bei den Bund-Länder-Gesprächen am Dienstag um eine Ausweitung der FFP2-Pflicht gehen.
Und vermutlich sind noch immer minderwertige Masken vor allem chinesischer Provenienz im Umlauf, die Händler bewusst oder unbewusst an den Mann bringen wollen, bis die Lagerbestände aufgebraucht sind. Dass überhaupt solche FFP2-Masken, als Persönliche Schutzausrüstung (PSA) in den europäischen Markt gekommen sind, hängt mit einer Entscheidung der EU-Kommission aus dem März vergangenen Jahres zusammen.
Regierungspräsidien prüfen die FFP2-Masken
Da immer mehr branchenfremde Anbieter PSA-Produkte auf den Markt werfen, um zum Beispiel kurzfristig die Nachfrage nach Atemschutzmasken zu befriedigen, hat die EU-Kommission am 13. März 2020 eine Mitteilung zu Konformitätsbewertungs- und Marktüberwachungsverfahren im Kontext der COVID-19-Bedrohung erlassen, die am 16. März im EU Amtsblatt veröffentlicht wurde.
Im Kern geht es bei der sich noch in Kraft befindlichen Regelung darum, den Marktzugang für PSA Klasse III nach der EU-Verordnung 2016/425 und Medizinprodukte der Klasse I nach der EU-Richtlinie 93/42/EWG zu beschleunigen und die Überwachung zu vereinfachen. PSA- oder Medizinprodukte ohne CE-Kennzeichnung können demnach ebenfalls bewertet und in einen von den zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten organisierten Beschaffungsvorgang einbezogen werden. Im Falle Deutschlands entscheiden die Regierungspräsidien im Rahmen der Zollabfertigung über die Freigabe der jeweiligen Ware.
Voraussetzung ist, dass diese Produkte nur medizinischen Fachkräften und nur für die Dauer der derzeitigen Gesundheitsbedrohung zur Verfügung stehen und dass sie nicht in die normalen Vertriebskanäle gelangen und anderen Verwendern zugänglich gemacht werden. In Deutschland sind – wie erwähnt – die jeweiligen Regierungspräsidien für die Freigabe verantwortlich.
Fünf Tipps zum Erkennen hochwertiger Masken
Die Textilexperten Sascha Fussmann und Christian Yaglioglu, Gründer von Textile One, einer Online-Plattform für Schutz- und Arbeitskleidung, wenden sich nun mit fünf Tipps an die Bevölkerung, um darüber aufzuklären, wie Verbraucher qualitativ hochwertige Masken erkennen können. Doch lassen sich gerade bei einer Online-Bestellung nicht alle diese Ratschläge vor dem Erwerb umsetzen.
- Filterleistung: FFP2 steht für „Filtering Face Piece“. Der Vorteil dieser Masken ist ihre hohe Filterleistung, die nicht nur Schimmel und Giftstoffe, sondern auch Viren und Bakterien abhalten kann. Gute Masken müssen bis zu 94 Prozent fremde Partikel aus der Atemluft abfangen können. FFP3-Masken halten sogar bis zu 99 Prozent ab. Das Problem ist, dass Verbraucher die Filterleistung nicht direkt überprüfen können. Allerdings lassen sich schlechte Atemschutzmasken oft sehr einfach zerreißen. Dies kann einen Hinweis darauf geben, dass nicht genügend Schichten verarbeitet wurden und die Filterfunktion daher eingeschränkt ist.
- Zertifikate: Die Zertifizierung ist das wichtigste Merkmal, um eine gute FFP2-Maske zu erkennen. Hier gilt es insbesondere auf das CE-Zeichen zu achten. Dieses ist sofort auf der Verpackung erkennbar und lässt sich vom Verbraucher direkt beim Kauf nachprüfen. Das CE-Zeichen allein reicht jedoch nicht aus. Wichtig ist auch eine Seriennummer des Herstellers, das Jahr der Veröffentlichung der Europäischen Norm (z.B. EN 149:2001+A1:2009) und eine vierstellige Kennzahl, die Rückschluss auf die Prüfstelle gibt. Stammen die Atemschutzmasken aus Übersee, tragen sie meist andere Bezeichnungen wie KN95 (China) oder N95 (USA).
- Qualitätsrecherche: FFP-Masken müssen durch eine notifizierte Stelle (Nando) geprüft und durch eine EU-Baumusterprüfung bestätigt worden sein. In der Nando-Datenbank der EU können Verbraucher die Prüfnummer auf der Verpackung beziehungsweise der Maske nachrecherchieren. Sollten FFP-Masken zusätzlich zum oben genannten Aufdruck (z.B. CE / FFP2 / EN 149) auch noch die Kennzeichnung KN95 oder den chinesischen Prüfstandard GB 2626 aufweisen, dann ist diese Maske nicht offiziell durch eine europäisch zugelassene Prüfstelle freigegeben worden. In der Datenbank der Bundesanstalt für Arbeitsschutz können sich Interessierte zusätzlich über mangelhafte FFP2-Masken informieren, die bekannt geworden sind.
- Passform und Anwendung: Eine gute FFP2-Maske liegt dicht am Gesicht an und lässt keinen Spielraum zwischen ihr und der Haut. Sie reicht möglichst weit zu den Ohren. Hochwertige Masken haben zudem flexible Gummibänder, die sich nicht schnell lösen. Wichtig ist auch, dass ein verstärkter Metallbügel eingenäht ist, um die Maske noch besser an die Gesichtsform anzupassen. Kleiner Trick: Mit einer guten FFP2-Maske kann man keine Kerze auspusten.
- Geruchsneutralität: Wenn die Maske unangenehm chemisch riecht und die Haut mit Rötungen und Juckreiz reagiert, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um eine schlechte FFP2-Maske handelt. Hochwertige Exemplare sind geruchsneutral, ein freies und leichtes Atmen ist problemlos möglich und es gibt keine allergischen Reaktionen. Scheuer- und Reibeeffekte lassen sich durch die eng anliegenden Masken jedoch auch bei guter Qualität nicht komplett vermeiden.