KBV-Positionen zur Wahl: 100 Prozent Zustimmung
Die KBV-Vertreterversammlung präsentiert sich in neuer Einigkeit und richtet die Speere – wieder – nach außen. Klare Kante gegenüber dem Gesetzgeber und den Krankenhäusern. "Wir sind auf Kurs", meldete KBV-Chef Gassen.
Veröffentlicht:FREIBURG. Die KBV-Vertreterversammlung richtet in einem Geist neuer Gemeinsamkeit die Speere nach außen. Der Zwist vergangener Tage liegt hinter uns – das war die Botschaft, den der KBV-Vorstand am Montag bei der Vertreterversammlung im Vorfeld des Deutschen Ärztetages in Freiburg senden wollte.
"Wir sind auf Kurs", sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen zum Auftakt seiner Rede. Man arbeite als Vorstand "gradlinig, vertrauensvoll und effizient", meinte Gassen knapp 100 Tage nach der Neuwahl des Vorstandstrios.
Im Video-Interview der „Ärzte Zeitung“ betont der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen, warumn die Notfallversorgung weiterhin ein Dauerthema ist und wie man sich hier positionieren will. (jk/mh)
Gassen wusste seine Vorstandskollegen hinter sich – ein in den vergangenen Jahren nicht selbstverständliches Erlebnis für einen KBV-Chef. Entsprechend fordernd war seine Diktion:
» Bundestag und Gesundheitspolitiker: Er erwarte ein "klares Bekenntnis zur ambulanten Versorgung", die das Rückgrat des Gesundheitssystems darstelle, so Gassen. Es sei "untragbar", wenn manche politische Akteure das funktionierende Gesundheitssystem "schlechtreden wollen".
» Krankenkassen: Der Gesetzgeber sollte es den Kassen verbieten, "Homöopathie & Co." als Satzungsleistungen anzubieten, forderte Gassen. Es sei "inakzeptabel", wie viel Geld einige Kassen dafür ausgeben würden.
» Deutsche Krankenhausgesellschaft:Die jüngste Behauptung von Thomas Reumann, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), die KVen würden ihren Sicherstellungsauftrag nicht erfüllen, kanzelte Gassen als "reinen Schmonzes" ab. Es sei "Phantasie", man könne die Kliniken für die ambulante Versorgung öffnen und die Vertragsärzte auf die Primärarztversorgung reduzieren. "Herr Reumann, bleiben Sie in der realen Welt", sagte Gassen.
Dicht dran am Deutschen Ärztetag
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Die Forderung nach dem Erhalt der dualen Versorgung – ambulant und stationär – gelte auch in finanzieller Hinsicht. Die von Linken, Grünen und Teilen der SPD forcierte Idee einer Bürgerversicherung bezeichnete der KBV-Chef als "Gift für die Versorgung unserer Patienten".
Angesichts dieser Pläne sei es um so wichtiger, eigene politische Vorschläge zu machen, wie der Strukturwandel gestaltet werden kann. Im vergangenen Jahr hat die KBV ihre Ideen im Konzept "KBV 2020" skizziert. Der Vertreterversammlung legte der Vorstand am Montag ein in acht Punkte gefasstes Destillat vor. Dieser Forderungskatalog werde inhaltlich auch von der Allianz der Ärzteverbände unterstützt, betonte Gassen.
Das Papier versammelt alte Forderungen (Erhalt der Freiberuflichkeit, Weiterentwicklung des Prinzips "ambulant vor stationär", Ende der Budgetierung) und spitzt neue Positionen zu. So müsse beispielsweise die Digitalisierung auf "wirkliche Innovationen" ausgerichtet sein, die den Kriterien "sicher, aufwandsneutral, nutzbringend" genügen. Gassen bat um Unterstützung für das Papier – und erhielt eine Zustimmung von 100 Prozent der Delegierten.
Moderat im Ton, aber klar in der Sache ist die Position der KBV zur Einbindung nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe in die Versorgung. Diese müsse "mit Sinn und Verstand" im Rahmen einer Delegation durch Ärzte erfolgen. Der KBV-Vorstand wurde von den Delegierten beauftragt, solche Delegationsmodelle für das Berufsbild des Physician Assistant (PA) entwickel zu lassen. Im Gegensatz zu anderen akademisierten Gesundheitsberufen solle mit dem Arztassistent ein neuer, arztentlastender Beruf etabliert werden, der "keine neuen Schnittstellen- und Sektorenprobleme nach sich zieht", heißt es in dem Papier – es wurde bei einer Gegenstimme und fünf Enthaltungen beschlossen. Eine grundständige Ausbildung zum PA, die derzeit von privaten Hochschulen angeboten wird, findet dagegen keine Zustimmung.
Die KBV-Kampagne "Wir arbeiten für Ihr Leben gern" kennt mittlerweile jeder fünfte Bürger in Deutschland. Sie soll fortgeführt und zur Bundestagswahl intensiviert werden, beispielsweise mit Motiven, die direkt in Bundestags-Taxis in Berlin platziert werden. Das soll sie für Abgeordnete wortwörtlich unübersehbar machen.