Sport und Krebs

Aktive Krebspatienten leben länger

Sport verhindert nicht nur Krebs, sondern bessert auch bei Patienten, die bereits an einem Karzinom erkrankt sind, die Prognose.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Wenn Krebspatienten körperlich aktiv sind, wirkt sich das offenbar positiv auf ihre Sterblichkeit aus.

Wenn Krebspatienten körperlich aktiv sind, wirkt sich das offenbar positiv auf ihre Sterblichkeit aus.

© luckyraccoon / Getty Images / iStock

Calgary. Die Rolle der körperlichen Aktivität in der Prävention von Krebserkrankungen ist mittlerweile unstrittig. Aber auch zum Nutzen sportlicher Betätigung für bereits an Krebs erkrankte Menschen gibt es immer mehr Evidenz.

Forscher der Universität Calgary haben alle verfügbaren epidemiologischen und randomisiert-kontrollierten Studien zum Einfluss körperlicher Aktivität auf die Überlebenswahrscheinlichkeit von Krebspatienten (gleich welcher Tumor) in einer aktuellen Metaanalyse zusammengefasst. Dabei wurden 136 Studien zu insgesamt elf verschiedenen Tumorentitäten berücksichtigt (JNCI Cancer Spectrum 2019; online 7. Oktober).

Mortalität lag um 37 Prozent niedriger

Insgesamt war die regelmäßige sportliche Betätigung nach der Krebsdiagnose mit einer um 37 Prozent niedrigeren krebsspezifischen Mortalität gegenüber nicht aktiven Teilnehmern assoziiert. Dabei profitierten vor allem Patientinnen mit Brust- und Darmkrebs (Rückgang um relative 37 beziehungsweise 38 Prozent), aber auch Männer mit Prostatakarzinom (minus 30 Prozent).

Im Hinblick auf die Gesamtmortalität waren deutliche Rückgänge (über 30 Prozent) sowohl bei Patienten mit Brust- und Darmkrebs, als auch bei gynäkologischen Tumoren, Gliomen, hämatologischen Entitäten sowie bei Nieren-, Lungen-, Prostata- und Magenkarzinomen zu verzeichnen.

Auch das kardiovaskuläre Risiko sank bei den sportlichen Teilnehmern deutlich. „Unsere Befunde zeigen, wie wichtig es ist, Krebspatienten zu körperlicher Aktivität zu motivieren“, folgern Christine M. Friedenreich, Alberta Health Services, und ihr Team.

Dosisabhängiger Effekt

Der Effekt war offensichtlich dosisabhängig: Verglichen mit Personen, die in der Freizeit gar keinen Sport machten, sank die Gesamtsterblichkeit um gut 20 Prozent bei 5 MET-Stunden pro Woche, um gut die Hälfte bei 20 und um mehr als das Doppelte bei 65 MET-Stunden pro Woche.

MET steht dabei für Metabolisches Äquivalent (metabolic equivalent of task): Moderate körperliche Aktivität entspricht einem Energieverbrauch von 3 bis 6 METs, intensive Anstrengungen über 6 METs. Bei Frauen mit Brustkrebs – dieser Gruppe waren mit die meisten Studien gewidmet – ließ sich der Effekt jedoch nur bis zu einer Intensität von etwa 10 bis 15 MET-Stunden pro Woche steigern.

Laut Friedenreich und ihrem Team entspricht dies wöchentlich etwa 150 Minuten Training mit mittlerer Intensität oder 75 Minuten verschärftem Training. Zur genauen Dosis sowie zu Trainingsart und Timing lassen die Ergebnisse jedoch keine definitiven Schlüsse zu.

Sowohl Männer als auch Frauen profitieren

Wie Subgruppenanalysen belegen, profitierten von der Bewegung sowohl Männer als auch Frauen; Letztere sowohl vor als auch nach der Menopause. Bei beiden Geschlechtern war der Nutzen zudem besonders groß, wenn der BMI unter 25 lag. Übergewichtigen Krebspatienten könne man daher empfehlen, den Sport mit speziellen Maßnahmen zum Abnehmen zu kombinieren, so Friedenreich und Kollegen.

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Datenbasis für alle Krebsarten außer Brustkrebs, kolorektales Karzinom und Prostatakarzinom noch relativ dünn sei. „Was die anderen Tumoren betrifft, besteht noch viel Forschungsbedarf.“

Die Befürchtung, dass intensiv betriebener Sport den Patienten schaden könnte, können Friedenreich und Team nicht bestätigen: Die Sterblichkeit hatte in keiner der Untersuchungen zugenommen, auch nicht bei Tumorentitäten mit schlechter Prognose wie dem Lungenkarzinom und auch nicht beim Melanom, welchem als einziger Tumorart nachgesagt wird, dass es sich durch Sport möglicherweise verschlechtern soll.

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