Pandemie-Forschung
BaCoM-Studie: Corona verschärft Gesundheitsprobleme wie ein Brennglas
Ein interdisziplinäres Studienteam hatte mehr als zwei Jahre lang Pflegebedürftige in Bayern nach einer SARS-CoV-2-Infektion auf physische und psychische Auswirkungen der COVID-19-Pandemie untersucht.
Veröffentlicht:München/Erlangen/Würzburg. Pflegebedürftige zeigen nach überstandener COVID-19-Erkrankung häufiger längerfristig Symptome eines Erschöpfungssyndroms. Das und mehr geht aus dem Bayerischen ambulanten COVID-19 Monitor (BaCoM) hervor.
Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege hatte die interdisziplinäre Studie im März 2021 gestartet mit dem Ziel, die gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie bei Pflegebedürftigen und ihren Versorgern umfassend unter die Lupe zu nehmen.
Multizentrisch angelegte Studie mit rund 1.000 Teilnehmern
Federführend verantwortlich für die multizentrisch angelegte Studie mit rund 1.000 Studienteilnehmern zeichnete das LMU Klinikum München. Beteiligt waren die Uniklinika Erlangen und Würzburg sowie die Katholische Stiftungshochschule München. In einer Pressemitteilung fasst das LMU Klinikum nun erste zentrale Ergebnisse der BaCoM-Studie zusammen, die Untersuchung der Studienteilnehmer läuft noch bis Ende Dezember.
„Die Pflegebedürftigen, also betagte Menschen, die an der BaCoM-Studie teilnahmen und eine SARS CoV-2-Infektion oder eine COVID-19-Erkankung überlebt haben, zeigen weniger starke körperliche und seelische Belastungen als zunächst befürchtet.
Die COVID-19-Pandemie verstärkt aber bekannte Probleme in der Versorgung wie ein Brennglas“, wird der Sprecher der BaCoM-Studie Professor Jochen Gensichen, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am LMU Klinikum München, zitiert.
Verstärktes Einsamkeitsgefühl
Auch die psychosoziale Versorgung wie die Unterstützung in der sozialen Teilhabe sollte künftig frühzeitiger und gezielter adressiert werden, fordert er ein. Denn: Pflegebedürftige zeigten, bedingt durch die pandemischen Maßnahmen, ein verstärktes Einsamkeitsgefühl. Das Risiko für eine depressive Symptomatik – vor allem bei Pflegebedürftigen mit körperlichen Einschränkungen – stieg.
Überdies litten Pflegebedürftige nach überstandener COVID-19-Erkrankung häufiger unter einer Fatigue. Ein Zusammenhang zwischen einer SARS-CoV-2-Infektion und Veränderungen in der Kognition oder der Lebensqualität indes konnten nicht festgestellt werden. Auf die Medikation der Untersuchten hatte SARS-CoV-2 insgesamt einen geringen Einfluss.
Und wie steht es um die Pflegenden? Professionell Pflegende, sowohl im ambulanten Bereich als auch in der stationären Altenpflege, zeigten eine emotionale Erschöpfung in der Covid-19-Pandemie. Und: Die hohe Belastung durch die Pflege, aber auch eine Depressivität verringern das Vertrauen pflegender Angehöriger in die SARS-CoV-2-Impfung.