HPV Awareness Day

HPV-Impfung: Chance zur Krebsprävention zu wenig genutzt

In der Prävention HPV-assoziierter Krebserkrankungen gibt es noch viel Luft nach oben: Gerade einmal 43 Prozent der 15-jährigen Mädchen sind in Deutschland vollständig geimpft. Darauf verweisen Experten zum HPV Awareness Day am 4. März.

Ingrid KreutzVon Ingrid Kreutz Veröffentlicht:
Ein Mädchen wird geimpft: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung mittlerweile ja für alle Kinder zwischen 9 und 14 Jahren.

Ein Mädchen wird geimpft: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung mittlerweile ja für alle Kinder zwischen 9 und 14 Jahren.

© Mathias Ernert, Arztpraxis Dr. Peter Schmidt

Bonn / Heidelberg. Humane Papillomviren (HPV) sind weit verbreitet und bekanntlich Auslöser von verschiedenen Krebsarten, vor allem von Gebärmutterhalskrebs. Außerdem lösen die Viren Krebserkrankungen im Mund- und Rachenraum, Analkarzinome und Peniskarzinome aus. Derzeit gelten 12 der mehr als 200 bislang bekannten HPV-Typen als krebserregend. Die WHO stuft laut Robert Koch-Institut derzeit folgende HPV-Typen als sicher karzinogen ein: 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59. Allein in Deutschland erkranken geschätzt jährlich etwa 7700 Menschen an HPV-bedingtem Krebs, teilen das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und die Deutsche Krebshilfe zum HPV Awareness Day am 4. März mit.

Übertragung oft schon beim ersten Sexualkontakt

Den besten Schutz vor einer HPV-Infektion und den damit assoziierten Erkrankungen bietet eine Impfung bereits in jungen Jahren. Denn HPV wird oftmals bereits beim ersten Sexualkontakt übertragen. Die Crux: HPV-bedingte Krebsarten treten meist erst Jahrzehnte nach der Infektion mit den Viren auf. Diese Bedrohung bleibe für viele Menschen abstrakt und motiviere nicht unmittelbar zum Handeln, so das DKFZ und die Deutsche Krebshilfe.

Derzeit werden in Deutschland noch viel zu wenig Kinder und Jugendliche gegen HPV geimpft. „Ganz Deutschland hofft derzeit darauf, dass wir durch zügige Corona-Impfungen schnellstmöglich eine schützende Herdenimmunität erreichen“, wird Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ in der Mitteilung zitiert. „Doch bei der HPV-Impfung haben wir bereits seit Jahren diese große Chance und lassen sie ungenutzt.“

Damit verweist Baumann auf die HPV-Impfraten in Deutschland, die im Vergleich zu Ländern wie Schweden oder Australien niedrig sind. Gerade einmal 43 Prozent der 15-jährigen Mädchen sind vollständig geimpft. Damit ist Deutschland noch weit von einem flächendeckenden Schutz vor krebserregenden humanen Papillomviren entfernt, der erst bei einer Durchimpfungsrate von mindestens 70 Prozent gegeben ist.

Impfung für Jungen und Mädchen empfohlen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung mittlerweile ja für alle Kinder zwischen 9 und 14 Jahren (Epid Bull 26/2018), das heißt also mittlerweile auch für Jungen. Versäumte Impfungen können bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden. Die vom RKI und der WHO als „sehr sicher“ bewertete Impfung wird für Mädchen bereits seit 2007 zur Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs empfohlen.

Das DKFZ und die Deutsche Krebshilfe haben das Thema „Impfen gegen Krebs“ auch zum Schwerpunkt ihrer diesjährigen Nationalen Krebspräventionswoche vom 13. bis 17. September gewählt. Geplant sind viele Initiativen, mit denen die beiden Organisationen sowohl Eltern als auch Jugendliche dazu motivieren wollen, die HPV-Impfung in Anspruch zu nehmen.

„Wir wollen daher die positive Aufmerksamkeit, die das Thema Impfen aktuell erfährt, unbedingt nutzen und daran erinnern, dass Impfungen auch ein wichtiger Teil der Krebsprävention sind“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Vielen ist nicht bewusst, dass mit der HPV-Impfung Kinder und Jugendliche heute schon vor vermeidbaren Krebserkrankungen im Erwachsenenalter geschützt werden können.“

Mehr Infos zur HPV-Impfung geben: das INFONETZ Krebs der Deutschen Krebshilfe (kostenfreie Telefonnummer: 0800/80708877) und der Krebsinformationsdienst des DKFZ (kostenfreie Telefonnummer: 0800 – 420 30 40).

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Nach Diphterie-Todesfall

BVÖGD fordert mehr mobile Impf-Angebote

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Pneumokokken-Impfschutz bei den Kleinsten oft unvollständig

© Olivier Le Moal - stock.adobe.com

Content Hub Impfen

Pneumokokken-Impfschutz bei den Kleinsten oft unvollständig

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

© MKC/ shutterstock

Impfungen

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb.1: Antikörper-Wirkstoff-Konjugat

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14, 15]

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom

Effektive Zweitlinienoptionen weiterhin dringend benötigt

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Wirkmechanismus eines Antikörper-Wirkstoff-Konjugats (ADC) am Beispiel von Trastuzumab deruxtecan

© Springer Medizin Verlag GmbH, (modifiziert nach [10]; original licensed under CC BY 4.0; https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate

Fortschritte bei allen Komponenten

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Ein Insulin-Molekül vor verschwommenen Hintergrund

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Suche nach Alternativen

Marktrücknahme von Humaninsulinen: Das sind Ihre Optionen

Das Logo der Weltgesundheitsorganisation ist am Hauptsitz der WHO in Genf zu sehen.

© Anja Niedringhaus/AP/dpa

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Wer zahlt den Preis? Die globalen Folgen des WHO-Austritts der USA