Kommentar
Kinderärzte sollten standhaft bleiben
Kommt auf die Schulen wirklich eine Flut von pathologisch Sprach- und Artikulationsgestörten zu? Es macht schon nachdenklich, wenn das Gesundheitsministerium im Saarland bekannt gibt, dass sich fast ein Drittel aller Einschulungskinder in Sprachtherapie oder -förderung befinden.
Oder wird hier in Sachen Sprachdiagnose und -therapie übertrieben? Bislang ließen sich diese Fragen nicht so genau beantworten.
Mit dem neuen Sprach-Screening, bei dem alle Dreijährigen im Saarland nach einem einheitlichen Sprachtest untersucht werden, wird sich das ändern. Der Vater des Tests, der Kinderpsychiatrie-Professor Waldemar von Suchodoletz schätzt, dass nur fünf bis zehn Prozent der Kinder ein Fall für den Logopäden sind.
Er schlägt Elterngruppen vor, in denen Mütter und Väter angeleitet werden, das Sprachverhalten ihrer Kinder zu fördern. Das sei kostengünstig und effektiv. Die Erkenntnis, dass ein Kind längst nicht bei jedem Sprachproblem gleich zum Therapeuten muss, wird etlichen Eltern, Pädagogen und Erzieherinnen nicht gefallen.
Doch die Kinder- und Hausärzte sollten standhaft bleiben, damit - angesichts knapper Mittel - diejenigen Kinder, die wirklich eine Sprachtherapie benötigen, auch zum Logopäden kommen.
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