Impfpriorisierung

Vaxzevria® für alle: Ärzte dürfen jetzt selbst entscheiden

Für den Corona-Impfstoff von AstraZeneca ist die Priorisierung gefallen. Ärzte dürfen nun selbst entscheiden. Hausärzte fordern mehr Spielraum für alle Impfstoffe. Und die Politik plant schon für die Jugendlichen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht: | aktualisiert:
Impfpass in Reichweite: Für AstraZenecas COVID-19-Vakzine soll die Priorisierung gänzlich fallen.

Impfpass in Reichweite: Für AstraZenecas COVID-19-Vakzine soll die Priorisierung gänzlich fallen.

© K. Schmitt / Fotostand / picture alliance

Berlin. Niedergelassene Ärzte können ab sofort den Corona-Impfstoff Vaxzevria® von AstraZeneca ohne Priorisierungsvorgabe verimpfen. Das haben die Gesundheitsminister von Bund und Länder am Donnerstagabend beschlossen.

„Das heißt, dass Ärzte in den Praxen entscheiden, wer mit dem Impfen dran ist, nach ihrem Ermessen“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am frühen Abend in Berlin. In einigen Bundesländern war die Priorisierung für den Impfstoff längst aufgehoben.

„In den Arztpraxen können Impfungen mit diesem Impfstoff an Impfwillige auf Basis von Paragraf 1 Absatz 3 der Coronavirus-Impfverordnung ausschließlich nach ärztlichem Ermessen erfolgen“, heißt es wörtlich in der Vorlage für den Beschluss, die der „Ärzte Zeitung“ vorliegt.

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Vier statt zwölf Wochen zur Zweitimpfung

Mit der Priorisierung für diesen Impfstoff endet auch die Vorgabe, einen Abstand von etwa zwölf Wochen zur Zweitimpfung mit Vaxzevria® einzuhalten. Ärzte sollen stattdessen Abstände zwischen vier und zwölf Wochen gemeinsam mit den Impflingen frei wählen können.

Studien hatten zuletzt allerdings gezeigt, dass die spezifischen Antikörpertiter gegen das SARS-CoV-2-Spike-Protein mit längeren Impfabständen steigen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt nach wie vor die Impfung mit Vakzevria® bevorzugt für Menschen ab 60 und ein Impfintervall von zwölf Wochen.

Hausärzte fordern weitere Schritte

Der Hausärzteverband Baden-Württemberg begrüßte die Entscheidung der Minister umgehend. „Dass die Priorisierung für AstraZeneca endlich aufgehoben wurde, ist ein erster Schritt, der nun auch für die anderen Impfstoffe erfolgen muss“, erklärte Verbandschef Dr. Berthold Dietsche am Abend.

Die Minister einigten sich zudem auf einen vorläufigen Fahrplan zur Impfung Jugendlicher. Voraussetzung ist eine Zulassungserweiterung durch die EU-Kommission im Juni für die mRNA-Vakzine Comirnaty® von BioNTech/Pfizer für Jugendliche ab 12 Jahren.

Zu 100 Prozent sicher sei das noch nicht, sagte Spahn. Komme die Zulassung für Europa, könnten die entsprechenden Altersgruppen aber zügig ein Impfangebot erhalten. „Bis Ende August sollen alle Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren ein Impfangebot bekommen haben“, sagte der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz der Länder, Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Abend.

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Womöglich könnte dies dadurch beschleunigt werden, wenn die mRNA-Vakzine der US-Unternehmens Moderna bereits im Sommer eine entsprechende Zulassungserweiterung in der EU erhält. Modernas Europachef Dan Staner hatte dies am Donnerstag im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ angekündigt.

Jugendliche bald an der Reihe

Als „positive Nachricht“ ordnete die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Bärbel Bas die Entwicklungen ein. „Wenn alles gut läuft, wird im Juni ein Impfstoff für Jugendliche ab 12 Jahren verfügbar sein. Das ist eine überaus positive Nachricht, die Jugendlichen und Eltern Hoffnung macht“, sagte Bas am Donnerstagabend.

Bund und Ländern ist es wichtig, sich frühzeitig auf eine Zulassung vorzubereiten. „Die Länder werden daher bis Ende Mai ein Konzept erstellen, wie sie das Impfangebot bis Ende August sicherstellen können“, kündigte Holetschek an. „Ich halte das für einen sehr wichtigen Schritt und ein Signal an die Jugend.“

Länder haben das neue Schuljahr im Visier

Impfungen seien der Schlüssel für einen geregelten Schulunterricht und mehr Sicherheit in der Freizeit. Auch für Kinder unter zwölf Jahren laufen bereits Studien. Die sind laut Spahn allerdings oft komplexer als Studien für Erwachsene. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass weitere Studien für diese Altersgruppe nötig seien, warnte Spahn vor überzogenen Erwartungen.

Bund und Länder wollen laut Beschlussvorlage sicherstellen, dass die für die Kinder nötigen rund zehn Millionen Impfdosen bereitgestellt werden können. Jedes Land soll bis Ende Mai ein Konzept für die Impfung der Jugendlichen ausarbeiten.

Möglich seien zum Beispiel Einladungen in die Impfzentren oder Reihenimpfungen in den Schulen. Anfang Juni soll die Gesundheitsministerkonferenz den Stand der Vorbereitungen in den Ländern abfragen.

Die STIKO hält an ihrer Priorisierung in der maßgeblichen Schutzimpfungsempfehlung fest. Stand Ende April, so die Kommission, seien noch viele Millionen Menschen in den hohen Altersstufen nicht vollständig geimpft. Bei den über 70- bis 79-Jährigen sind den Angaben zufolge 46 Prozent noch nicht abschließend geimpft. Bei den 60- bis 69-Jährigen seien es sogar 69 Prozent. (Mitarbeit: nös)

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